Wir sollen uns nicht ständig schelten für Dinge, die wir tun. Denn selbst wenn es nicht die vernünftigsten und konstruktivsten Dinge sind, so haben wir doch unsere Gründe, sie zu tun. Und uns dafür zu verurteilen, ist in keiner Weise hilfreich. Genauso wenig helfen wir unseren Freunden, wenn wir deren Hilflosigkeit mit ebenso selbstgefälligen wie stümperhaften Charakteranalysen beiseitewischen.
Sie machen nichts «falsch» und sind auch keine «Idiotin». Wenn es überhaupt ein Problem gibt, dann liegt es darin, dass Sie auf diese Weise mit sich ins Gericht gehen. Alles Übrige ist zutiefst menschlich: der Wunsch nach seelischer Verbindung, die Enttäuschungen, die Frustration. Damit sind Sie gewiss nicht allein. Letztlich ist es banal: Sie haben den richtigen Partner halt noch nicht angetroffen, die bisherigen Kandidaten haben sich restlos als untauglich erwiesen. Das ist kein Fluch und kein Pech, sondern Mathematik: Die Wahrscheinlichkeit, dass eine neue Bekanntschaft einem in den wesentlichen Punkten entspricht, man sich also versteht, den Humor teilt und sich auch noch gegenseitig anzieht, ist nämlich reichlich gering. Geht es nur darum, nicht allein zu sein, wird man rasch fündig. Soll es aber passen, kann es verdammt lange dauern – manch einer stirbt sogar vorher.
Fragen Sie sich, was Ihnen in einer Beziehung wirklich wichtig ist – und stehen Sie dazu. Reden Sie mit Ihrer nächsten Bekanntschaft relativ bald darüber und gehen Sie weiter, wenn Sie intuitiv wahrnehmen, dass erneut eine Enttäuschung droht. Verbiegen soll man sich nämlich nie. Versuchen Sie auch, dem Alleinsein Freude und Genuss abzugewinnen. Beginnen Sie etwa Ihre Tage mit dem Gedanken, dass es gleichgültig sei, ob sie allein oder zu zweit zu Ende gehen. Und seien Sie bitte ein bisschen netter zu sich.