Mehrere Dutzend Menschen haben sich auf der Halbinsel Au am Ufer des Zürichsees beim Spaziergang über glühende Kohle verletzt. Gut wäre gewesen, sie wären anschliessend gleich übers Wasser gelaufen. Und hätten sich die dampfenden Füsse gekühlt.
Wenn sie mit dieser Übung einen aggressiven Fusspilz bekämpfen wollten, wäre das zumindest eine Erklärung für diesen ausgemachten Blödsinn. Aber es handelt sich um einen dieser prosperierenden «Teamevents». Normalerweise müssen da Herr Muggli aus der Buchhaltung und Herr Meier aus dem Controlling ein Floss bauen und zusammen ein Bächlein überqueren. Bevor sie dann im Zelt kein Auge zukriegen und am Montag übermüdet und hässig im Büro einander wieder Gift geben könnten.
Vielleicht wäre das ja auch mal was für den Bundesrat, der vor seiner Mittwochsitzung zum Bungee-Jumping antreten könnte. Man stelle sich vor, wie Ueli Maurer mit dem Seil am Fuss auf der Rampe steht, in die Tiefe schaut und sagt: «Kei Luscht.»
Beim Fussball müssen die Spieler für ihren Trainer die Kohlen aus dem Feuer holen. Auch dort sind Rituale und Motivationstricks an der Tagesordnung. Martin Schmidt hat mit seinen Mainzern Skitouren gemacht und biwakiert. Bevor er gemerkt hat, dass es im Aletschgebiet keine Bonuspunkte zu gewinnen gibt, und entlassen wurde. Aber das ist Schnee von gestern.
Christian Gross hat früher ein Bild des Matterhorns in die Kabine gehängt. Um seine Spieler auf dem Weg ganz nach oben zu motivieren. Und den «Teamspirit» zu schärfen. Obwohl die meisten seiner Millionäre in kurzen Hosen den Unterschied zwischen Wanderschuhen und Adiletten nicht kennen.
Motivationsguru Christoph Daum liess seine Spieler über Scherben gehen und einen Lastwagen ziehen. Und drückte einst jedem vierzig Tausendernoten in die Hand. Um zu veranschaulichen, wie viel sie bei einem Meistertitel an Prämie erhalten. Bei seinem Kokainkonsum hat er es dann mit der Motivation übertrieben.
Also: Gehen Sie nicht über glühende Kohlen und belasten in diesen Zeiten das Gesundheitssystem. Gehen Sie auch nicht über Scherben, wärmen Sie Ihre Hauskatze nicht in der Mikrowelle, springen Sie nicht mit ausgebreiteten Armen von einem Hochhaus und seien Sie vorsichtig, wenn Sie mit Ihren Teamkollegen durchs Feuer gehen.
Apropos Kohlen: Die Kohlen aus dem Feuer holen müssen derzeit auch die Anwälte von Sepp Blatter und Michel Platini beim Prozess in Bellinzona. Die zwei einstigen Spitzenfunktionäre, in Anlehnung an den Zauberer und Entfesselungskünstler Houdini auch bekannt unter dem Kürzel «Bladini», müssen erklären, warum der eine dem anderen mal schnell zwei Millionen geschoben hat. Für Beraterdienste.
Ein Arbeitsvertrag und monatliche Entschädigungen seien nicht möglich gewesen. Warum? Weil die Gelddruckmaschine Fifa nicht liquid war …
Das ist, mit Verlaub, schon jetzt der Witz des Jahrhunderts.
Kohle hat die Fifa immer. Im Überfluss!