Übrigens – die SonntagsBlick-Kolumne
Shaqiri – Zauberzwerg oder Hokuspokus?

Shaqiri geht nach Chicago. In die Geburtsstadt von Walt Disney. Die Kolumne von Reporter Felix Bingesser.
Publiziert: 13.02.2022 um 19:23 Uhr
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Felix Bingesser, Reporter.
Foto: Thomas Meier
Felix Bingesser

Googelt man den Namen Shaqiri, dann erscheinen in 0,57 Sekunden 29'900'000 Einträge. Das ist eine stolze Zahl für einen kleinen rundlichen Fussballer aus der Schweiz, den es immer mal gerne in der Wade oder im Oberschenkel zwickt.

Polarisiert hat dieser Xherdan Shaqiri immer. Das Schild «Supertalent» hängt ihm schon seit der Jugend um den Hals. Und die Heldensagen von seinem unheimlichen Potenzial, von seiner Genialität und seinem Spielwitz, von seiner Explosivität und seinem vermeintlich magischen linken Fuss kursieren seit Jahren.

Nur: Wo hat er denn dieses unheimlich Potenzial meistens versteckt? Rund fünf Meisterschaftstore hat Shaqiri in den letzten acht Jahren in einer grossen Liga im Durchschnitt geschossen. Eine Quote, die Robert Lewandowski in einem einzigen guten Heimspiel erledigt.

Natürlich, Shaqiri ist kein Mittelstürmer. Aber eine Offensivkraft mit vielen Freiräumen. Dafür, dass ihm meist unwidersprochen dieses «unheimliche Potenzial», zuweilen noch das verwegene Prädikat Weltklasse attestiert wird, sind die nackten Zahlen erschreckend ernüchternd.

Sein Talent blitzt hin und wieder auf. Auch in der Nationalmannschaft. Aber nach jedem Geniestreich verschwindet er wieder in der Versenkung. Tief in der Versenkung.

So erinnert seine bisherige Karriere doch irgendwie an einen Besuch im Casino. Man setzt immer auf die gleiche Zahl. Und denkt: «Jetzt muss sie doch endlich kommen.» Aber sie kommt nicht. Bei Shaqiri ist das ähnlich. Jetzt muss er doch endlich explodieren …

Auf der Wiese der Hoffnung weiden viele Narren. Im Casino genauso wie im Glücksspielgeschäft Fussball.

Seinem Nimbus hat diese vorwiegend aus Lücken bestehende Karriere nicht geschadet, seinem Bankkonto schon gar nicht. Ein Millionenvertrag löst den andern ab, am Ende seines Gastspiels in Chicago wird er mit einem totalen Gehalt von 80 Millionen zu Buche stehen.

Dass er Aufwand und Ertrag in ein derart tolles Verhältnis bringt, kann ihm niemand übel nehmen. Aber rein statistisch gehört er nicht einmal zu den zehn erfolgreichsten Fussballlegionären unseres Landes.

Jetzt zieht es den Zauberzwerg ins Disneyland. Dort, wo der Sport schon seit vielen Jahren der reinen Unterhaltungsindustrie zugeordnet wird. Vielleicht löst dieser Schritt den Knoten, vielleicht gibt es da drüben endgültige Antworten.

Die Frage lautet: Supertalentierter Zauberzwerg? Oder alles nur Hokuspokus? In Chicago, der Stadt, in der neben den First Ladys Michelle Obama und Hillary Clinton auch Walt Disney geboren wurde. Shaq Attack im Disneyland.

Irgendwie passt das für einen Mann, der in jedem Trickfilm eine Hauptrolle spielen könnte. Und sollte er es an die WM schaffen, dann könnte er auch dort noch die Werbetrommel für einen Alterssitz rühren.

Auch in Katar verwöhnen sie Spieler, die mit dem Schild «Supertalent» durch ihre Karriere spazieren.

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