Der leider viel zu früh verstorbene Gerd Müller hatte in seiner Blüte ein lukratives Angebot des FC Barcelona auf dem Tisch. Der bodenständige Bomber der Nation war ein Goldfuss, kein Goldjunge. Und war am vielen Geld nicht interessiert. «Was soll ich in Barcelona? Ich kann ja nicht mehr als ein Schnitzel pro Tag essen», hat er die Spanier wissen lassen. Und auf viel Geld verzichtet. Sein Teamkollege Franz Beckenbauer hat in den 60er-Jahren seine Ernährungsgewohnheiten in einen Werbespot verpackt. «Kraft in den Teller, Knorr auf den Tisch», flötet er in die Kamera. Und schöpft sich einen Teller Suppe.
Die Kulinarik in Fussballerkreisen ist seither einem Wandel unterworfen. Statt «al dente» heisst es «dekadente». Jeder fussballerische Pausenclown, der erstmals einen sechsstelligen Monatslohn kassiert, packt sein Gucci-Täschchen und jettet nach Dubai, um sich dort für 1000 Euro ein Goldsteak servieren zu lassen. Franck Ribéry hat mit diesem grosskotzigen Mist begonnen, andere, meist aus bescheidenen Verhältnissen stammende Sportler, watscheln hinterher. Mit Noah Okafor hat jüngst auch ein Schweizer Natispieler bei diesen Spassvögeln im Emirat Station gemacht.
In diesem Zusammenhang stellt sich die bange Frage, was da noch kommt. Bestellt sich Erling Haaland bald mit Diamanten gefüllte Strausseneier? Oder in Bitcoin flambierte Austern? Oder gönnt sich Novak Djokovic bald in Palladium gegarten Kängurubauch?
Aber auch ganz praktische Fragen drängen sich auf. Kann man zwischen den Zähnen hängen gebliebene Goldplättchen mit dem Zahnstocher entfernen oder braucht es dazu eine Edelmetallfräse? Und könnte unsereins, wenn mal der Ehe überdrüssig, den Ehering vor Ort einschmelzen lassen und als Goldsteak verspeisen?
Sportler und Ernährung. Das ist ein grosses Thema. Schweinsschnitzel oder Goldsteak oder Suppe? Oder doch nur Kohlenhydrate in Form der bewährten Spaghetti? Oder, wie immer wieder zu vernehmen ist, doch lieber vegan und glutenfrei?
Jedenfalls wird die Ernährung auch während der Olympischen Spiele in Peking ein Thema sein. Die Chinesen sind nicht bekannt für ihre trockenen Goldsteaks. Aber auch sie haben einen gewöhnungsbedürftigen Speiseplan. Als Snack schlürft man gerne mal einen Enten-Embryo direkt aus dem Ei. Auch Hühnerfüsse und Hahnenkämme lässt man sich munden. Ein eher teurer Spass sind die Schwalbennester. Das sind die Nester von Mauerseglern. «Sie bestehen hauptsächlich aus dem eiweissreichen und zähen Speichel, dem Nestzement, der eine hell durchscheinende gelatinöse Masse bildet», heisst es bei Wikipedia.
Der Olympiadelegation schon mal «En Guete!».
Und immer wieder bleibt eine der wichtigsten Erkenntnisse der Geschichte: Der Mensch ist, was er isst.