Übrigens – die SonntagsBlick-Kolumne
Der rotblaue Basel-Daig

Degen, Frei, Heusler, Streller, Stocker – beim FCB wird der Basler «Daig» neu definiert. Die Kolumne von Reporter Felix Bingesser.
Publiziert: 06.06.2022 um 18:21 Uhr
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Aktualisiert: 12.06.2022 um 18:58 Uhr
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Blick-Reporter Felix Bingesser schreibt die SonntagsBlick-Kolumne Übrigens.
Foto: Thomas Meier
Felix Bingesser

Man kennt das, wenn man einen Teig knetet. Man nimmt die klebrige Masse von der rechten in die linke Hand und versucht, sie endlich von den Fingern zu kratzen. Erfolglos. Einmal Teig, immer Teig.

Dieses Phänomen kann man auch beim Kaugummi beobachten, den man aus dem Mund nimmt und im Kübel entsorgen will. Der dann aber nur von einem Finger zum nächsten wandert. Und immer wieder kleben bleibt. In jungen Jahren hat man ihn zwecks Wiederverwertung unter das Pult im Schulzimmer geklebt.

In Basel heisst der Teig «Daig» und steht für die Verknüpfung gewisser Familien aus der Oberschicht. Die herrschende Klasse, bei der die eine Familie an der anderen klebt.

In früheren Zeiten hat man durch eine geschickte Heiratspolitik geschaut, dass der «Daig» im «Daig» bleibt. Und kein Aussenstehender ein Stück des Kuchens abbekommt.

Nun gibt es auch beim FC Basel einen rotblauen «Daig». Eine eigenartige Verbandelung, einen Zopfdaig, ineinander verwoben, verflochten und auf ewig verbunden. Beim Fussball heissen die Familien des «Daig» nicht Sarrasin, Vischer, Merian oder Burckhardt. Hier heissen sie Degen, Streller, Frei, Stocker und Heusler.

Sie definieren den Basler «Daig» neu. Nichts kann sie auf Dauer trennen. Mal gibt es Probleme, mal läuft einer davon. Um dann geläutert wieder in den Schoss der Familie zurückzukehren. Sie kleben am FCB wie der Teig an den Fingern.

Und derzeit sind sie im Klub ihres Herzens so kompakt vereint wie nie zuvor. Und es ist Ironie des Schicksals, dass Valentin Stocker so etwas wie die Ablösung von Karl Odermatt ist. Da war doch mal was … Es fehlt jetzt eigentlich nur noch Massimo Ceccaroni. Wann kommt der zurück?

Gute Freunde kann niemand trennen. Das hat schon Franz Beckenbauer legendär auf die Vinyl-Platte gebracht. Vereint bei Rotblau, das ist romantisch. Degen, Frei, Stocker in der operativen Führung, Bernhard Heusler und Marco Streller in beratender Funktion. Alles tolle Typen, alles Fachleute. Aber alle zusammen? Alphatier neben Alphatier neben Alphatier?

Jetzt wird dieser FCB-Daig jedenfalls in den heissen Ofen St. Jakob-Park geschoben. Und soll zum goldenen Meisterzopf gebacken werden. Ob das alles zu schön ist, um wahr und erfolgreich zu sein, bleibt abzuwarten.

An gewissen Stammtischen jedenfalls hört man skeptische Stimmen. «Alex Frei wird den ersten Schneefall als FCB-Trainer nicht erleben», hat jüngst ein «Fachmann» prophezeit.

Das muss nichts heissen. Es gibt in Basel Winter, da fällt überhaupt kein Schnee. Das daigige FCB-Experiment gehört jedenfalls zum Spannendsten, was die Super League in der neuen Saison zu bieten hat.

Und werden die Protagonisten doch zu steinharten Salzteigfiguren und trampen sich gegenseitig auf den Füssen herum, kann man das an den «drey scheenste Dääg» aufarbeiten.

Die Basler Fasnacht braucht immer Sujets.

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