Jeder, der Debitoren von Kreditoren unterscheiden kann und weiss, was die fünf Buchstaben Ebita bedeuten, hat das Gefühl, er müsse spätestens mit 25 Jahren Generaldirektor sein. Und sechs Monate später Verwaltungsratspräsident.
Sonst wechselt man die Firma.
Immer mehr haben das Gefühl, ihr Potenzial sei grenzenlos. Geduld, etwas Selbstzweifel, ein klein wenig Demut, Bescheidenheit und Zurückhaltung? Das war vorgestern.
Lieber steht man in viel zu grossen Schuhen, als die eigenen Grenzen zu sehen.
Das führt dazu, dass Hochstapler in verantwortungsvolle Kaderpositionen kommen. Und Dampfplauderi Karriere in der Politik machen.
Das Phänomen greift auch auf den Sport über. Jeder Vater eines Fussballjuniors ist der felsenfesten Überzeugung, sein Filius habe das Ballgefühl von Messi und müsse spätestens mit 15 Jahren seinen ersten Profivertrag erhalten. Sonst ist der Trainer schuld.
Das Leben als Spiel ohne Grenzen. Immer vorwärts, immer aufwärts.
No risk, no fun. Das sind die ersten zwei Worte, die man im Kindergarten lernt.
Woher kommt das? Aus den USA. Aus dem Land von Muhammad Ali und Donald Trump. Jedem winkt eine Tellerwäscherkarriere. Man braucht nur den Winning Spirit!
Es gab Zeiten, da war es tatsächlich so, dass uns hierzulande etwas vom amerikanischen Selbstverständnis und der entsprechenden Siegermentalität gefehlt hat. Das Pendel hat aber längst in die andere Richtung ausgeschlagen. Teller waschen will keiner mehr. Nur Karriere machen.
Das predigen auch die Mentaltrainer und Motivationscoaches, die wie Pilze aus dem Boden schiessen. Und jedem Holzfuss versprechen, dass er Weltmeister werden kann. Er muss nur wollen.
Wenn es dann in die Hose geht, sitzt er bei der psychologischen Traumaverarbeitung. Auch eine boomende Branche.
Präsident eines grossen Fussballklubs? Kein Problem. Braucht keine Erfahrung. Das kann jeder. Auch David Degen.
Ein Jahr lang ist er jetzt wie ein Känguru herumgehüpft und hat jeden Tag eine neue Personalie aus dem Beutel gezaubert. Es kommt der dritte Trainer in zwölf Monaten. Bei den Verwaltungsräten hat man den Überblick verloren.
Erfolg? Neuaufbau? Bis jetzt Fehlanzeige. Obwohl ihm sein Motivationscoach wohl prophezeit hat, er werde durch die Liga spazieren, Millionentransfers tätigen und in zwei Jahren die Champions League gewinnen.
Und den Ahnungslosen der Konkurrenz die lange Nase zeigen.
Jetzt sind die letzten Millionen aus der goldenen Ära verbraucht. In der Verzweiflung kehrt man in den Schoss von Papa Heusler zurück.
Der berät jetzt den FCB. Und den möglichen neuen Trainer Alex Frei. Und Patrick Rahmen. Zwischendurch wars auch mal GC. Heusler steht für Erfolg und Kompetenz.
Interessenkonflikte? Gibt es keine. Sagen sie.
Guter Rat ist eigentlich teuer. In Basel ist er gratis.
Da lautet das Motto: No risk, no fun.