Übrigens – die SonntagsBlick-Kolumne
Anfang am Ende

Der ehemalige Bremen-Coach Markus Anfang erklärt seinen Corona-Schwindel. Die Kolumne von Reporter Felix Bingesser.
Publiziert: 27.03.2022 um 14:56 Uhr
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Aktualisiert: 10.04.2022 um 13:47 Uhr
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Blick-Reporter Felix Bingesser schreibt die SonntagsBlick-Kolumne Übrigens.

Corona hat auch den Sport in den letzten zwei Jahren in den Grundfesten erschüttert. Quarantänen, Geisterspiele, existenzielle Nöte, Kredite, Hilfsgelder, Mitgliederschwund. Ein Schrecken mit vielen Facetten und leidvollen Geschichten.

Eine davon schreibt auch der ehemalige Werder Bremen-Coach Markus Anfang. Der dreiste Mann lässt sich seinen Impfausweis fälschen. Der Schwindel fliegt auf. Und Anfang ist von heute auf morgen am Ende.

Er verliert seinen Job, er wird von der Liga für ein Jahr gesperrt und in einem Zivilverfahren zu einer Busse von 36'000 Euro verurteilt. Vor einigen Tagen sitzt er im Sportstudio des ZDF. Wie ein geschlagener Hund.

Einem Häuflein Elend gleichend bittet er bemerkenswert offen und selbstkritisch um Entschuldigung für seinen fatalen Fehltritt. Er entschuldigt sich beim Klub, bei den Fans, beim Präsidium, beim Platzwart und bei seiner Grossmutter. Einfach bei der ganzen Welt.

Und dann erklärt er, wie es zu dieser Tat gekommen ist. Anfang hat Angst vor der Impfung. Er selber ist schon an einer Entzündung des Herzmuskels erkrankt. Und 2009 bricht sein Vater in Köln, wo Anfang damals Trainer ist, auf der Tribüne mit einem Herzinfarkt zusammen. Er muss wiederbelebt werden. All dies, so der Corona-Schummler, habe tiefe Spuren hinterlassen.

Und bei ihm die Angst vor einer Impfung befeuert. Kein Arzt konnte ihm diese Angst nehmen. «Und ich kann ja als Trainer nicht immer in Quarantäne. Ich liebe den Fussball, und ich wollte meinen Job nicht verlieren. Den hätte ich auf Dauer ohne Impfung verloren.» Seine «Lösung»: Er kauft einen gefälschten Impfausweis. Mittlerweile ist ihm schmerzhaft bewusst geworden: Gesundheitsdaten zu fälschen und so Mitmenschen zu täuschen, ist kein Kavaliersdelikt.

Die Demut und Selbstkritik beeindruckt

Irgendwann möchte er wieder in den Fussball und damit zu seiner Leidenschaft zurück, sagt er. «Ob ich eine zweite Chance bekomme, weiss ich nicht. Ich bin nicht in der Situation, um Ansprüche zu stellen.»

Die Demut und Selbstkritik beeindruckt. Man hört ergriffen zu und würde den Mann, der mit gequältem Gesichtsausdruck um Worte ringt, am liebsten in den Arm nehmen und trösten. Und sagen: «Jeder Mensch hat eine zweite Chance verdient.»

Wenn da nur die Bilder von der Bremer Fasnachtseröffnung nicht wären. Dort hat Anfang mit seinem gefälschten Impfausweis an vorderster Front geschunkelt. Ein lachender Mann mit Schminke im Gesicht und einer roten Pappnase.

Es ist dieses eine Bild, das die Zweifel nährt. Tut man so etwas, wenn man um sein Leben fürchtet?

Ironie des Schicksals: Anfang ist ausgerechnet an der Fasnacht entlarvt worden. Trotz Pappnase und viel Schminke.

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