Der Mensch ist ein ewiges Kind. Er will immer das, was er nicht hat. Lebt er in trauter familiärer Partnerschaft, dann träumt er von einem unabhängigen und ausschweifenden Leben. Ist er Single, dann träumt er von harmonischen und schönen Abenden im Kreis der Liebsten.
Dazu gesellt sich auch der Drang, immer das Neuste haben zu müssen. Ist das neuste iPhone auf dem Markt, läuft schon fast verschämt durch die Strassen, wer sich noch das letztjährige Modell an die Ohren drückt. Auch wenn der Akku beim neuen die geringere Lebenserwartung hat.
Wer am Bewährten festhält, der gilt schnell mal als Ewiggestriger, als wenig innovativ, als Bremser. Stillstand ist Rückschritt. Hat ein wohl auf Provision angestellter Marketingstratege einst als Allerweltsweisheit postuliert. Es wird millionenfach nachgeplappert.
Alle zwei, drei Jahre wird über den Modus diskutiert
Auch der Fussball wird immer wieder von einem seltsamen Aktionismus getrieben. Statt über die Schiedsrichter flucht man nun über den VAR. Und mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit wird auch alle zwei, drei Jahre über den Modus diskutiert.
Da kommen Berater aus aller Herren Länder, und es werden Modelle diskutiert, bei denen man mindestens drei Semester Mathematik studiert haben muss, damit man im April noch ausrechnen kann, wer über welche Umwege noch Meister werden oder absteigen könnte.
Nun ist es wieder so weit. Auch in der Swiss Football League ist eine neue Modusdiskussion im Anmarsch. Soll man aufstocken? Wie kann die Spannung erhöht werden? Wie kann das Produkt noch attraktiver gemacht werden?
Vergessen wird dann plötzlich, dass alles schon mal da war. Vergessen wird dann, dass wir die erfolgreichsten zwanzig Jahre der Schweizer Fussballgeschichte hinter uns haben. Vergessen wird dann, dass der Inhalt nicht besser wird, wenn man ständig die Verpackung wechselt. Vergessen wird dann, dass wir genau jetzt eine prickelnde und spannende Meisterschaft erleben. Und mit der reduzierten und damit aufgewerteten Challenge League genau das erreicht haben, was gewünscht war.
Der Spitzenkampf zwischen Winterthur und Aarau ist Beispiel dafür, dass sich die Challenge League der Super League angenähert hat. Ein Absteiger fällt nicht ins Niemandsland. Und die Spitzenklubs der Challenge League sind in der Super League kein Kanonenfutter.
Zehn oben, zehn unten. Das hat sich bewährt. Der Druck ist gross, die Spannung genauso. Trotzdem wird die Modus-Bastelstunde eröffnet.
Dabei ist einzig entscheidend, wie die Klubs arbeiten. In St. Gallen ist Jordi Quintilla eine Bereicherung für die Liga. Beim FC Basel ein Fremdkörper. Und: Herausragende junge Spieler setzen sich immer und überall durch.
Das hat mit dem Modus nichts zu tun.