Opa war durstig
Früher war alles besser? Nicht an der Tankstelle: Wer sich zum Beispiel vor fünf Jahrzehnten die Mittelklasse-Limousine von Peugeot kaufte, kam im 404 (Bild) als Benziner auf 10,4 Liter pro 100 Kilometer. Wohlgemerkt für nur 73 PS! Im 404-Nachfolger 508 sind es in der Basis heute offiziell 6,7 l/100 km. Für 130 PS.
Oma war langsam
Wer sich 1971 für BMWs «Neue Klasse» entschied, bekam eine Sportlimousine der Oberklasse. Deren erster M5-Urahn war der 1800 TI. Aber selbst der musste zum Überholen Anlauf nehmen. Mit 110 PS vergingen 11,5 Sekunden bis Tempo 100. Heute packt das sogar ein Toyota Prius Hybrid – sieben Zehntel schneller!
Enge serienmässig
Selbst in einer Luxuslimo wie der Mercedes S-Klasse (Bild: W 108, 1965–1972, hier die S-Klasse-History) war Platz kostbar – hinten am Knie und auch an den Ellenbogen war so viel Luft nicht. Warum? 1,81 Meter Breite. Hört sich nach viel an. Aber heute ist der kleinste Mercedes, die A-Klasse, schon 1,80 Meter breit.
Arbeit serienmässig
Bis heute bitten wir andere Autofahrer ums Scheibenöffnen, indem wir mit der Hand die Kurbelgeste machen. Ja, die heute so rare Fensterkurbel öffnete die Fahrerscheibe oft schneller als heute elektrische Heber. Nur: Zum Lüften oder Passanten ansprechen als Fahrer das Beifahrerfenster aufkurbeln? Viel Glück!
Ferien ohne Gepäck
Wie bloss kamen wir vor 50 Jahren im Ford Escort zu fünft an den Strand nach Rimini (I)? Kümmerliche 270 Liter Ladevolumen bot der «Hundeknochen»-Escort. Der Smart EQ Fortwo hat heute nur gerade zehn Liter weniger. Der Escort-Nachfolger Focus bietet jetzt 375 und kann sogar noch auf 1354 Liter erweitern.
Schleudern ohne Chance
Ja, ein VW Käfer (1938–2003) ist eine klasse Oldtimer-Sache. Nur wehe, man kurvt wild, lupft zur Unzeit das Gas – dann bricht das Heck aus. Auch deshalb starben etwa 1971 unfassbare 1773 Menschen auf unseren Strassen, zehnmal mehr als heute! Den VW Golf 8 bringt man mangels Heckmotor und dank des ESP kaum zum Ausbruch.
Immer schön durchfragen
Weg mit Strassenkarten und Autoatlas: Seit das Navi 1981 erfunden wurde und heute in bald jedem Auto steckt, vergessen wir, wie es vorher war. Da verfuhr man sich in der City im Wortsinne planlos, fragte erst Passanten und landete am Ende meist verzweifelt vor einer Telefonzelle. Im Regen – und ohne Kleingeld.
Immer schön aufpassen
Vor Sicherheitszelle und -lenksäule, Gurten und Airbags endeten Unfälle schlimm. Die US-Sicherheitsforscher des IIHS crashten den 1959er Chevrolet Bel Air gegen den 2009er Chevrolet Malibu. Der Neue fährt bis zur Mitte in den alten! Aus dem neuen «Chevy» stiege man mit Glück gar selbst aus. Aus dem alten? Nie mehr.
Die braune Pest
Früher hielten Motoren länger? Nö, das Auto darum herum rostete nur viel früher weg (Bild: Borgward Hansa). Nicht nur der schon beim Händler braun blühende Alfa Romeo Alfasud, sondern viele Autos etwa der 1970er-Jahre – bereits viele Hohlräume, nur kaum Versiegelung – fielen rasant der braunen Pest zum Opfer.
Die monetäre Pest
Naja, eher ein Gegenargument. Aber wir hassen alte Autos ein wenig dafür, dass sie günstiger waren: 1968 gab es für 12'150 Franken den Audi 100, also den A6 jener Zeit. Heute reichts für vier, fünf Edeloptionen – noch ohne A6. Mehr Lohn hin oder her: Ohne Leasing würden wir alle Citroën Ami fahren – ab 9590 Franken der aktuell günstigste Kleinstwagen (max. 45 km/h) der Schweiz!