Lanciert eine Marke ein neues Modell, so ist es auch immer ein Hoffnungsträger. Denn eine gut gemachte Modellneuheit kann auf Jahre hinaus für positives Image und klingelnde Kassen sorgen. Und wenn eine Autoneuheit nicht so durchstartet wie erwartet? Dann kann es sein, dass sie gleich die ganze Marke in den Abgrund reisst. Hier kommen sieben Automodelle, die einst ihre Hersteller an den Rand des Zusammenbruchs brachten – und manchmal sogar darüber hinaus.
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Verschwurbelt: 1952er BMW 501/502
Wird ein Auto schon als Neuwagen spöttisch «Barockengel» gerufen, steht Ärger ins bayerische Haus: Dass BMW 1959 um ein Haar von Mercedes (!) geschluckt worden wäre, lag am 501 (Bild) bzw. 502. Der war schon neu angestaubt und verdiente nie, sondern kostete nur Geld. Sonst hatte BMW nur den Iso-Lizenzbau Isetta mit Fronttür, dessen Zeit rasant ablief. Im letzten Moment brachte der vergessene BMW 700 (hier mehr Autos, die ihre Marke retteten) wieder Geld in die Kasse, um die erfolgreiche «Neue Klasse» (den 5er-Urahn) zu entwickeln.
Verdorben: 1959er Borgward/Lloyd Arabella
Bis heute gibts Gerüchte, die Politik habe den damals fünftgrössten deutschen Autobauer ruiniert. Aber ruiniert hat sich Carl F.W. Borgward (1890–1963) schon selbst. Seine legendäre Isabella krankte an Macken, war aber noch ein Erfolg. Dann verhob sich Borgward mit der Luxuslimo P 100 und der hübschen, aber desaströs verarbeiteten 1959er Arabella, die parallel von der Tochtermarke Lloyd (Bild) kaum verkauft wurde – und 1961 war Borgward pleite. Zuletzt scheiterte die Wiederbelebung von Borgward (hier mehr misslungene Auto-Comebacks).
Verträumt: 1965er Glas 2600/BMW Glas 3000
Bitte wer? Glas! Heute vergessen, baute Hans Glas (1890–1969) im bayerischen Dingolfing (D) erst das kleine Goggomobil, moderne Mittelklasse-Modelle und coole kleine Coupés. Dann träumte Glas viel zu wolkig: Das fette V8-Coupé Glas 2600, wegen Ähnlichkeit zu Maseratis «Glaserati» gerufen, konnte gar nicht so teuer verkauft werden, wie es Glas kam – und wurde nur 700 Mal verkauft. BMW schnappte sich die Pleitemarke zwecks Produktionskapazitäten, lieferte ein paar V8 mit BMW-Logo (BMW 3000, Bild) aus und machte den Glas-Laden 1968 dicht.
Veraltet: 1968er VW 411/412
Weil sich der Käfer (noch) wie geschnitten Brot verkaufte, verschlief VW die Zeitenwende weg vom Heckmotor. Niemand kaufte den ersten viertürigen VW-PW, den 411 (Bild) bzw. 412. Spottnamen: «Nasenbär» und «411 steht für 4 Türen, 11 Jahre zu spät». Auch die eilig von Tochter NSU geholte Mittelklasse-Limousine K 70 stiess nur auf Desinteresse, vom Golf noch keine Spur. VW war am Ende. Die Rettung kam von der von Mercedes frisch auf den Weg gebrachten, dann von VW aufgekauften Neutochter Audi: Deren 50er wurde zum Polo und der 80er zum ersten Passat.
Verrostet: 1972er Alfa Romeo Alfasud
Mit dem in Süditalien («Alfa sud») gebauten Auto fuhr Alfa 1972 zwar in das Frontantriebs-Zeitalter – aber in die Pleite. Schlendrian (im Freien lagernde Rohkarossen, die samt Flugrost lackiert wurden) und russisches Recyclingblech (mit rostfördernden Buntmetallen) liessen den an sich sehr gelungenen Alfasud schon im Showroom bröseln. Der Nachfolger Arna – ein Nissan-Sunny-Klon mit japanischem Langeweile-Design in italienischer Nichtqualität – ging völlig unter und konnte den ruinierten Ruf nicht retten: 1986 schluckte Fiat dann Alfa Romeo.
Verrufen: 1991er Opel Astra (F)
Der Täter kam davon, das Opfer leidet bis heute: Die damalige Mutter General Motors (GM) hatte José Ignacio López (heute 80) zu Opel entsandt. Der Manager sparte, bis am gerade zwecks Imagegewinn von Kadett in Astra umbenannten Golf-Gegner Rost und Pannen blühten. Der Astra der F-Serie ruinierte Opels Ruf. Nach diesem «López-Effekt» wechselte López zu VW (wo er fürs Amoksparen den Beinamen «Würger von Wolfsburg» bekam) – und nahm Opels geheime Pläne mit zu VW: einer der grossen Skandale der Autogeschichte (mehr dazu hier).
Verschroben: 2001er Pontiac Aztek
Wie bei Oldsmobile, der bis heute vermissten Marke Saab oder später um ein Haar Cadillac bewies der US-Riese General Motors (GM) auch bei Pontiac, dass Nieten in Nadelstreifen mit unfassbarem Missverstehen jede Marke in den Exitus lenken können. Einst war Pontiac die junge Sportmarke jenseits Chevy, diesseits Buick. Dann wurde sie tot gespart: Pontiacs wurden zu Chevys mit Pontiac-Logo. Ausgerechnet der hässliche Aztek (Bild: SRV) sollte Pontiac wieder profilieren und in den SUV-Trend retten. Ein Riesenflop. 2010 ging Pontiac ein.