Rationale Beweggründe gibt es für eine Tat wie jene vom vergangenen Freitag in Paris nicht. Dennoch gaben die Täter hinter dem Massaker im Bataclan-Konzertsaal ein klares Statement ab. Für sie ist der französischen Präsident François Hollande und dessen militärische Einmischung in die Konflikte im Nahen Osten der Auslöser für die Attentate.
Die Schweiz ist dank ihrer Neutralität weit entfernt von solchen militärischen Konflikten. Doch vor solchen Angriffen sei auch sie nicht sicher, sagt Lorenzo Vidino, Direktor des Forschungsprogramms Extremismus an der George Washington Universität in den USA. «Es wäre naiv zu glauben, die Schweiz sei absolut sicher», sagt er in einem Interview mit der «Schweiz am Sonntag».
Für Vidino gab es in der Vergangenheit genügend Indizien, dass auch hier Anschläge möglich sind. «Vor einem Jahr flogen Anschlägspläne von Islamisten in der Schweiz auf. In Syrien und im Irak wurden auch schon Schweizer Dschihadisten trainiert.»
Im Gegensatz zu anderen europäischen Staaten ist es bei der Schweiz nicht die Aussenpolitik, welche sie bei islamistischen Terroristen zum Ziel machen könnte. Die Schweiz würde ihnen aber andere Gründe geben, sie nicht zu mögen, sagt Vidino. «Etwa das Minarett-Verbot oder islamophobe Äusserungen von Politikern.»
Auch Verteidigungsminister Ueli Maurer geht von einer erhöhten Terror-Gefahr im Land aus. Die Terrorgefahr in Europa sei in den letzten Monaten angestiegen. Und die Schweiz bilde da keine Insel, sagt Maurer im Interview mit dem SonntagsBlick. «Ein Anschlag ist heute nicht mehr total abstrakt, sondern vorstellbar.» Maurer betont aber klar: «Momentan haben wir dafür keine Hinweise.» (cat)