Wegen Corona-Krise
IWF senkt Prognosen wie noch nie - Weltwirtschaft vor Rezession

Der Internationale Währungsfonds (IWF) hat wegen der Corona-Krise seine Schätzungen für die Weltwirtschaft so stark gesenkt wie noch nie. «Die Welt hat sich in den vergangenen drei Monaten dramatisch verändert», hiess es am Dienstag im IWF-Weltwirtschaftsausblick.
Publiziert: 14.04.2020 um 15:49 Uhr
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Aktualisiert: 15.04.2020 um 14:36 Uhr
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Der Internationale Währungsfonds (IWF) erwartet wegen der Corona-Krise eine Rezession der Weltwirtschaft.
Foto: AFP

2020 werde vermutlich die schlimmste Rezession seit der Grossen Depression in den 1930er Jahren bringen. «Diese Krise ist wie keine andere bisher.» Die wirtschaftliche Lage sei noch schlimmer als in der Finanzkrise 2008/09. Für das nächste Jahr erwartet der IWF eine kräftige Erholung, räumt aber ein, dass diese Schätzung in erster Linie von der Dauer der Pandemie abhängt und am Ende auch Makulatur sein kann.

Die Weltwirtschaft wird laut IWF 2020 um 3,0 Prozent schrumpfen. Damit wurde die Januar-Schätzung um satte 6,3 Prozentpunkte reduziert. In der Finanzkrise hatte die Weltwirtschaft in etwa stagniert, damals waren primär Industriestaaten betroffen.

Alle Länder betroffen

Doch jetzt sind de facto alle Länder in Mitleidenschaft gezogen. Positiv wertete der IWF die schnellen und umfangreichen Rettungsprogramme zahlreicher Regierungen, die sich auf mehrere Billionen Dollar summieren. Dazu kämen die Hilfen der Notenbanken rund um den Globus. Laut IWF sollte im zweiten Halbjahr eine allmähliche Erholung einsetzen. 2021 dürfte die Weltwirtschaft dann um 5,8 Prozent wachsen.

Schweizer Wirtschaftsleistung soll um 6% fallen

Für die USA als weltgrösste Volkswirtschaft erwartet der IWF 2020 ein Minus von 5,9 Prozent. Die Wirtschaft der Euro-Zone dürfte um 7,5 Prozent schrumpfen. Die Schweizer Wirtschaftsleistung dürfte um 6,0 Prozent fallen. Im nächsten Jahr soll das Schweizer BIP dann aber wieder um 3,8 Prozent wachsen.

Schlechter sieht die Lage in den besonders stark von der Pandemie betroffenen Ländern Italien und Spanien aus. Hier rechnet der IWF mit einem Minus von 9,1 beziehungsweise 8,0 Prozent.

Die Schwellen- und Entwicklungsländer dürften zusammen ein Prozent Wirtschaftsleistung verlieren. Besser sind die Schätzungen für China, wo die Einschränkungen des öffentlichen Lebens bereits wieder gelockert worden sind. Die Wirtschaft der Volksrepublik dürfte laut IWF 2020 um 1,2 Prozent wachsen - und 2021 um 9,2 Prozent.

Erholungen im 2021 erwartet

Auch für die anderen Länder erwartet der Fonds mehr oder weniger kräftige Erholungen - für Deutschland 2021 zum Beispiel ein Plus von 5,2 Prozent.

Die Pandemie könnte sich aber als dauerhafter herausstellen, hiess es im IWF-Bericht. Das sei momentan die grösste Unbekannte in den Schätzungen. Sollte sich die gesundheitliche Lage 2021 nicht bessern, könnten die Schätzungen für die Weltwirtschaft im schlimmsten Fall um acht Prozentpunkte nach unten abweichen - dann würde sich die Rezession nächstes Jahr also fortsetzen. (SDA)

Diese Spuren wird die Corona-Krise hinterlassen

Das Coronavirus trifft die ganze Welt, beeinflusst jeden Lebensbereich. Klar ist schon heute: Die Krise wird Folgen haben – einige gute, mehrheitlich aber negative.

Wirtschaft und Konsum

Das Coronavirus dürfte die Schweizer Wirtschaft grundlegend verändern. Schon jetzt befinden sich laut Angaben des Staatssekretariats für Wirtschaft (Seco) 757 000 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in Kurzarbeit – rund 15 Prozent aller Erwerbstätigen! Neben einer Rezession werden zudem eine Arbeitslosigkeitsquote von 2,8 Prozent und ein Rückgang des BIP auf –1,3 Prozent erwartet.

Die Unsicherheiten haben grossen Einfluss auf das Verhalten der Bevölkerung: Teure Anschaffungen werden zurückgestellt, stattdessen Notreserven angespart. Was dazu führt, dass der Detailhandel noch lange an den Spätfolgen zu beissen haben wird. Hamsterkäufe hin oder her.

Die Konsumenten dürften sich daran gewöhnen, noch häufiger im Netz zu shoppen. So kündigte zum Beispiel Digitec Galaxus jüngst an, 200 weitere Logistik-Angestellte einzustellen.

Arbeitsalltag

Viele Unternehmen müssen sich aktuell mit digitalen Technologien auseinandersetzen, um den Betrieb am Laufen zu halten. Mitarbeiter lernen nun, sich per Videokonferenz auszutauschen. Für die Arbeitgeber künftig ein Segen: Bei mehr Homeoffice fallen weniger Büromieten und Equipmentkosten an.

Arbeitnehmer vermissen daheim das Persönliche des Büroalltags, schätzen die flexibleren Arbeitszeiten und kämpfen mit der Hard- und Software: In Spitzenzeiten sorgt der erhöhte Datenverkehr derzeit für Überlastungen in der Mobilkommunikation. Besonders nervig ists in Randregionen, dort sind statt Glasfaser- oft noch Kupferkabel im Einsatz.

Gastronomie und Events

Das Virus hat das gesellschaftliche Leben zum Erliegen gebracht. Betreiber von geschlossenen Restaurants, Bars und Clubs triffts voll: Während die Einnahmen weggefallen sind, müssen Betriebskosten wie Mieten weiter gedeckt werden.

Es gibt höchstens Kredite für zehn Prozent des Jahresumsatzes, was laut Gastrosuisse für viele Beizen nur ein Tropfen auf den heissen Stein sein dürfte. Dazu kommt: Viele Wirte sind Einzelunternehmer und erhalten nur 3320 Franken pro Monat.

Der Branche drohen Schliessungen, Konkurse und Entlassungen. Düster sieht es auch bei Konzert- und Sportveranstaltern aus, wo sich die Absagen häufen. Die Haftungsfragen sind noch ungeklärt.

Gesundheit

Die Krise bringt Stärken und Schwächen zum Vorschein, insbesondere beim Umgang mit der Epidemie, wo Krankheitsmeldungen teilweise noch per Fax erfolgen.

Das Virus wird grossen Einfluss auf laufende Debatten zu geplanten Spitalschliessungen und Kostenstrukturen im Gesundheitssystem haben. Auch die Bezahlung von Pflegekräften (für viele zu tief) dürfte auf den Prüfstand kommen.

Eine wichtige Rolle wird auch ein allfälliger Impfstoff gegen das Coronavirus spielen. Bereits befürchten Skeptiker das Szenario einer Zwangsimpfung für alle.

Reisen

In der Flugbranche tobt ein enormer Verdrängungskampf. Die Internationale Luftverkehrsvereinigung IATA geht davon aus, dass die Einnahmen aus dem Passagierverkehr um 252 Milliarden Dollar oder um 44 Prozent unter den Wert von 2019 fallen könnten, falls die Reisebeschränkungen drei Monate anhielten.

Viele Airlines werden ohne Staatshilfen nicht mehr abheben können. Die Swiss hat zurzeit 90 ihrer 96 Flugzeuge gegroundet. Ob die Reisebegeisterung in alte Höhen schiesst? Eher nicht: Weil viele ihre Ferien absagen mussten, werden sie bei Buchungen in Zukunft Vorsicht walten lassen.

Sozialer Umgang

In Zeiten von Social Distancing verbessert sich vielerorts der lokale Zusammenhalt. Bereiche wie Nachbarschaftshilfe blühen auf. Die Hilfsbereitschaft wird nach der Krise anhalten. Persönliche Kontakte werden wichtiger sein denn je. Zusammenkünfte unter Freunden oder in der Familie erhalten in Zukunft wohl mehr Wertschätzung.

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Die Konsumenten dürften sich daran gewöhnen, noch häufiger im Netz zu shoppen. So kündigte zum Beispiel Digitec Galaxus jüngst an, 200 weitere Logistik-Angestellte einzustellen.

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Das Coronavirus beschäftigt aktuell die ganze Welt und täglich gibt es neue Entwicklungen. Alle aktuellen Informationen rund ums Thema gibt es im Coronavirus-Ticker.

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