Foto: Keystone

Andreas Züllig, Präsident von Hotelleriesuisse, zur Corona-Krise
«Den Hotels geht das Geld aus»

Im Interview mit BLICK erklärt Andreas Züllig (61), Präsident des Branchenverbands Hotelleriesuisse und selber Hotelinhaber, warum auch gesunde Betriebe bangen und weshalb das Corona-Hilfspaket des Bundes nicht ausreicht.
Publiziert: 29.03.2020 um 23:14 Uhr
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Aktualisiert: 03.04.2020 um 11:06 Uhr
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Andreas Züllig, Hotelbesitzer und Präsident des Branchenverbands Hotelleriesuisse: «50 Prozent der Hotels werden Mühe haben, Ende April ihre Rechnungen zu begleichen. Die Existenzängste sind gross.»
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Interview: Sven Zaugg

Stillstand in der Tourismusbranche: Das Coronavirus hat die Wirtschaft in der Hotellerie und im Gastgewerbe innert Tagen abgewürgt. Niemand weiss, wie lange der bundesrätliche Lockdown noch andauert. Derweil geht den Betrieben langsam das Geld aus. «Nicht einmal der starke Franken hat der Branche derart zugesetzt wie das Coronavirus», sagt Andreas Züllig (61), Präsident des Branchenverbands Hotelleriesuisse. Die Lage sei ernst.

BLICK: Herr Züllig, Sie sind selber Hotelier in der Lenzerheide, beschäftigen 120 Angestellte. Nun liegt der Tourismus am Boden. Wie ist das Befinden?
Andreas Züllig: Wir waren auf dem Weg zur besten Wintersaison in unserer 30-jährigen Geschichte. Dann kam das Virus. Erst wollten wir den Betrieb noch aufrechterhalten, mussten dann aber einsehen, dass es nicht mehr geht. Mit dem bundesrätlichen Lockdown ging unser Winter zu Ende und damit 20 Prozent unseres Umsatzes den Bach runter. Wir sprechen hier von 1,2 Millionen Franken, die ich abschreiben musste.

Wie dramatisch ist die Situation in der Branche?
Der Tourismus steht still. Wir dürfen zwar noch Kunden beherbergen, die aus wirtschaftlichen Gründen unterwegs sind. Ingenieure oder Maschinenbauer, die arbeiten müssen. Das reicht jedoch bei weitem nicht aus, um die laufenden Kosten zu decken. Den Hotels geht das Geld aus. 50 Prozent der Betriebe werden Mühe haben, Ende April ihre Rechnungen zu begleichen. Die Existenzängste sind gross.

Hotels, die schlecht geführt wurden, werden mit grösster Sicherheit eingehen. Aber was ist mit den gesunden?
Vergessen Sie nicht: Wir haben eben erst den Euro-Schock überwunden, mussten unsere Preise drücken, um im Vergleich mit dem nahen Ausland konkurrenzfähig zu bleiben. Das hat dazu geführt, dass die Margen wegbrachen. In dieser Zeit konnten viele Hotels keine Reserven anlegen. Und diejenigen, die etwas auf der hohe Kante hatten, haben es investiert. Jetzt fehlt das Geld. Das ist auch für gesunde Betriebe nur schwer zu verkraften.

Wie lange kann sich die Branche das leisten?
Eigentlich gar nicht. Internationale Gäste werden wir in diesem Jahr kaum noch sehen. Die Hoffnung ruht nun auf den einheimischen Gästen. Aber auch sie werden die verlorenen Umsätze nicht mehr zurückbringen. Zudem wird der Tourismus auch nach einer Lockerung des Lockdowns nur langsam wieder in die Gänge kommen. Wir gehen davon aus, dass wir erst wieder in einem Jahr auf Normalbetrieb umschalten können.

Helfen die vom Bund ergriffenen Massnahmen aus Ihrer Sicht?
Der Bund hat gute Arbeit geleistet. Kurzarbeit hilft uns den grössten Kostenblock zu decken – nämlich die Löhne. Kredite und Darlehen sind nötig, um die Liquidität der Betriebe sicherzustellen. Gleichzeitig stellen die Betriebe Investitionen zurück, die es unbedingt bräuchte. Es ist ein Teufelskreis. Das Hilfspaket des Bundes ist gut – es wird aber nicht reichen.

Rechnen Sie mit Kündigungen?
Wenn wir keine Arbeit haben, müssen wir abbauen. Bislang war dies noch nicht der Fall. Ich will zuversichtlich bleiben. Wir haben viele Stammgäste, die wieder kommen, wenn die Krise vorbei ist. Das gibt uns die nötige Stabilität. Doch nicht alle Hotels, gerade solche in strukturschwachen Randregionen, haben diesen Vorteil. Für die wird es eng.

Monsieur Hotellerie

Der gelernte Koch Andreas Züllig (61) ist zusammen mit seiner Frau Claudia seit 1991 Besitzer des Hotels Schweizerhof auf der Lenzerheide und seit 2015 Präsident von Hotelleriesuisse, dem nationalen Dachverband der Beherbergungsindustrie. In dieser Funktion ist er auch im Vorstand von Economiesuisse und dem Schweizerischen Gewerbeverband sowie Vizepräsident von Graubünden Ferien.

Der gelernte Koch Andreas Züllig (61) ist zusammen mit seiner Frau Claudia seit 1991 Besitzer des Hotels Schweizerhof auf der Lenzerheide und seit 2015 Präsident von Hotelleriesuisse, dem nationalen Dachverband der Beherbergungsindustrie. In dieser Funktion ist er auch im Vorstand von Economiesuisse und dem Schweizerischen Gewerbeverband sowie Vizepräsident von Graubünden Ferien.

Coronavirus

Das Coronavirus beschäftigt aktuell die ganze Welt und täglich gibt es neue Entwicklungen. Alle aktuellen Informationen rund ums Thema gibt es im Coronavirus-Ticker.

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Habe ich das Coronavirus oder nur die Grippe?

Gerade in der Grippesaison kann man selber nur schwer einschätzen, ob man am Coronavirus erkrankt ist oder ob man einfach eine gewöhnliche Grippe hat. Die Unterschiede sind fein, aber es gibt sie. Blick klärt auf.

Gerade in der Grippesaison kann man selber nur schwer einschätzen, ob man am Coronavirus erkrankt ist oder ob man einfach eine gewöhnliche Grippe hat. Die Unterschiede sind fein, aber es gibt sie. Blick klärt auf.

Schutz gegen Coronavirus

Empfehlungen des Bundesamtes für Gesundheit, wie Sie sich selbst schützen können:

Hygienemassnahmen

  • Hände regelmässig mit Wasser und Seife waschen und/oder Desinfektionsmittel nutzen.
  • Nicht in Hände niesen oder husten, sondern Taschentuch oder Armbeuge nutzen. Taschentücher anschliessend sofort korrekt in geschlossenem Abfalleimer entsorgen.
  • Bei Fieber und Husten zwingend zu Hause bleiben.

Kontakt minimieren

  • Zu Hause blieben und Kontakte mit Personen möglichst minimieren. Nur in Ausnahmesituationen aus dem Haus gehen: Lebensmittel einkaufen / Arzt- oder Apothekenbesuch / Homeoffice ist für Ihre Arbeit nicht möglich / Sie müssen anderen Menschen helfen. Kontakt mit Personen vermeiden, die Atembeschwerden oder Husten haben.
  • Wichtig: Keine Begrüssungsküsschen, keine Umarmungen, kein Händeschütteln.
  • 2 Meter Abstand zu Mitmenschen halten, beispielsweise beim Anstehen oder bei Sitzungen.
  • Öffentliche Verkehrsmittel meiden und Lieferdienste nutzen.
  • Bei Symptomen (Atembeschwerden, Husten oder Fieber) nicht in die Öffentlichkeit gehen und umgehend – unbedingt zuerst telefonisch – eine Ärztin, einen Arzt oder eine Gesundheitseinrichtung kontaktieren.

Informiert bleiben

  • An die Regeln und Ansagen der Behörden halten. Infoline Coronavirus: 058 463 00 00, Info-Seite des BAG: bag-coronavirus.ch

Empfehlungen des Bundesamtes für Gesundheit, wie Sie sich selbst schützen können:

Hygienemassnahmen

  • Hände regelmässig mit Wasser und Seife waschen und/oder Desinfektionsmittel nutzen.
  • Nicht in Hände niesen oder husten, sondern Taschentuch oder Armbeuge nutzen. Taschentücher anschliessend sofort korrekt in geschlossenem Abfalleimer entsorgen.
  • Bei Fieber und Husten zwingend zu Hause bleiben.

Kontakt minimieren

  • Zu Hause blieben und Kontakte mit Personen möglichst minimieren. Nur in Ausnahmesituationen aus dem Haus gehen: Lebensmittel einkaufen / Arzt- oder Apothekenbesuch / Homeoffice ist für Ihre Arbeit nicht möglich / Sie müssen anderen Menschen helfen. Kontakt mit Personen vermeiden, die Atembeschwerden oder Husten haben.
  • Wichtig: Keine Begrüssungsküsschen, keine Umarmungen, kein Händeschütteln.
  • 2 Meter Abstand zu Mitmenschen halten, beispielsweise beim Anstehen oder bei Sitzungen.
  • Öffentliche Verkehrsmittel meiden und Lieferdienste nutzen.
  • Bei Symptomen (Atembeschwerden, Husten oder Fieber) nicht in die Öffentlichkeit gehen und umgehend – unbedingt zuerst telefonisch – eine Ärztin, einen Arzt oder eine Gesundheitseinrichtung kontaktieren.

Informiert bleiben

  • An die Regeln und Ansagen der Behörden halten. Infoline Coronavirus: 058 463 00 00, Info-Seite des BAG: bag-coronavirus.ch
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