Kurzarbeit bei Traditionsfirma
So reagiert Stöckli auf die Corona-Krise

Stöckli ist die letzte grosse Ski-Manufaktur im Land. Der Corona-Notstand setzt dem Unternehmen massiv zu. Mindestens einen Lichtblick gibt es aber.
Publiziert: 27.03.2020 um 23:33 Uhr
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Aktualisiert: 30.03.2020 um 06:00 Uhr
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Stöckli-Chef Marc Gläser in der Produktion.
Foto: Philippe Rossier
Marc Iseli

Der Schweizer Skihersteller Stöckli hat in Rekordzeit einen Online-Shop für das Sommergeschäft auf die Beine gestellt. Innert zwei Tagen hat die Firma einen kompletten Bike-Store mit Chat-Funktion und Telefonberatung im Netz gezimmert. Ein Team aus Marketing, Controlling, Verkauf und IT hat die Leistung möglich gemacht. Auf Distanz wohlgemerkt. Das Ganze geschah aus dem Homeoffice heraus.

Die Aktion ist aus der Not geboren. Stöckli musste wegen der Corona-Krise von einem Tag auf den anderen 15 Filialen schliessen. Ein herber Schlag für die Firma. Kommt dazu, dass das Kerngeschäft plötzlich weg war: Mit der Schliessung der Skigebiete fährt niemand mehr Stöckli. Freizeitsportler verzichten auf den Kauf. Die Mietcenter liegen brach. Am Berg regiert die Stille, bei Stöckli die Sorge.

Die Produktion der Ski lief noch bis Montag. Seither herrscht Kurzarbeit am Hauptsitz in Malters LU, wo die Firma jedes Jahr Zehntausende Ski fertigt. Wie viele Angestellte betroffen sind, gibt Stöckli nicht bekannt. Die Geschäftsleitung trifft sich jede Woche persönlich. Dazu kommen mehrere Videokonferenzen. Die Lage verändert sich ständig.

Loch beim Umsatz

Die kurzfristigen Umsatzeinbussen gehen in die Millionen. Das Unternehmen muss wohl zusätzliches Fremdkapital auftreiben, wie Stöckli-Chef Marc Gläser (51) sagt. Das will dereinst abbezahlt werden. Die ganze Situation ist vertrackt.

Die Jahresmenge in der Produktion wird abnehmen. Gläser schätzt den Rückgang auf «10 bis 20 Prozent». Der Ausbau der Produktionskapazität – ein grosses Ziel für dieses Jahr – hat keine Priorität mehr. Jetzt geht es darum, möglichst unbeschadet durch die Krise zu kurven.

Gläser will optimistisch bleiben. «Wir sind alle von der Krise betroffen», sagt er. Aber er glaubt an die Robustheit, Kreativität und Produktivität der Schweizer Unternehmer. Die Solidarität und Disziplin der letzten Tage seien «einzigartig» gewesen. Gerade in seinem Unternehmen habe er viele motivierende Beispiele erleben dürfen.

Lichtblick im Netz

Gläser bleibt aber auch Realist. Er sieht die Folgen für die Firma, an der er selbst mit zehn Prozent beteiligt ist. Es geht ans Eingemachte. Die Schliessung der 15 Läden bezeichnet er als «dramatisch». Der Druck auf das Retailgeschäft, das ohnehin schon unter Druck war, wird nochmals deutlich ansteigen. Schwierige Entscheidungen sind vorprogrammiert.

Denn selbst bei einer baldigen Wiedereröffnung der Läden sind Probleme absehbar. Die Lager sind voll. Bei Stöckli und bei der Konkurrenz. Die Innerschweizer haben rund 2500 Bikes in den Filialen und der Zentrale. Wenn die Stores in einigen Wochen wieder öffnen, werden in der ganzen Branche Rabattaktionen starten, um die Lager zu leeren und die dringend benötigte Liquidität zu generieren. Auch das wird Stöckli spüren. Tatsächlich sind die Velos bei den Innerschweizern online bereits jetzt deutlich rabattiert.

Es bleibt der Lichtblick des virtuellen Bike-Ladens. Einige Dutzend Velos sind bereits über den Tresen im Netz. Die Mitarbeiter aus den Filialen liefern direkt vor die Haustüre. Sieben bis zehn kleinere Lieferwagen stehen dafür im Dauereinsatz.

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