Fliegen wir bald immer so?
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Maske, Bluttest, freie Sitze:Fliegen wir bald immer so?

Mundschutz, Bluttest und freier Mittelsitz
Fliegen wir bald immer so?

Der Flugverkehr ist fast zum Erliegen gekommen. Nun gibt es erste Pläne für die Zeit nach der Krise. Hier haben die Fluganbieter jedoch unterschiedliche Vorstellungen, berichtet die «Handelszeitung».
Publiziert: 22.04.2020 um 19:32 Uhr
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Aktualisiert: 23.04.2020 um 11:34 Uhr
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Bei Emirates trägt die Flugbesatzung Masken und Handschuhe.
Foto: Emirates
Tim Höfinghoff («Handelszeitung»)

Langsam deutet sich an, dass der Lockdown ein Ende hat. Dann wird auch der Reiseverkehr wieder zunehmen. Doch was bedeutet das für die Aviatik? Noch ist der Grossteil der Flieger am Boden, es finden kaum Flugreisen statt. Klar ist, dass es nicht mehr so sein wird wie vor Ausbruch der Corona-Krise, zumal an Bord eines Flugzeugs aber auch am Flughafen viele Menschen auf engstem Raum zusammenkommen.

Welche Massnahmen sind geplant, welche bereits im Einsatz und worum geht es? Vier Themen im Überblick:

1: Mittelsitze frei halten

Zum einen geht es darum, dass Menschen an Bord mehr Abstand halten. So ist es schon bei einigen Airlines wie etwa der Lufthansa üblich, dass der Mittelsitz in einer Reihe frei bleibt. Das ist derzeit problemlos umzusetzen, da kaum Passagiere reisen und die Flieger kaum besetzt sind.

Die Swiss teilt mit: «In der Economy Class werden sämtliche direkte Nachbarsitze aus Zürich und Genf heraus blockiert. Die Kapazität auf den Flugzeugen wurde systemseitig entsprechend reduziert, damit das Social Distancing eingehalten werden kann. Unsere Passagiere werden entsprechend informiert, Familien und Personen aus dem gleichen Haushalt dürfen sich an Bord aber wieder zusammensetzen. Flüge in die Schweiz sind davon ausgenommen, damit möglichst viele Rückkehrer mitgenommen werden können.»

Weniger Passagiere

Wenn der Flugverkehr allerdings wieder zunimmt, würde die Lösung der freien Mittelsitze zu deutlich weniger Passagieren an Bord führen. Diese starke Begrenzung der eigenen Auslastung gefällt natürlich keiner Airline. Besonders Vertreter der Billigflieger sträuben sich gegen solche Ideen: Ryanair-Chef Michael O'Leary hat sich schon vehement dagegen ausgesprochen, Mittelsitze frei zu halten. Doch Easyjet-Chef Johan Lundgren ist hingegen weniger abgeneigt und hat diese Option mit ins Spiel gebracht.

Derzeit kursiert in Deutschland ein Konzeptpapier von deutschen Fluggesellschaften und Flughäfen zum Neustart des Flugverkehrs, über das die FAZ berichtet. Obwohl in dem Papier viele Vorschläge gemacht werden – das Freihalten von Mittelsitzen wird offenbar nicht erwähnt. Und beim Ferienflieger Edelweiss Air heisst es dazu: «Wir führen zur Zeit primär Repatriierungs-Flüge im Auftrag von Regierungen durch. Ein Freihalten der Mittelsitze ist dabei nicht vorgesehen.»

2: Masken tragen

Wofür der Ryanair-Chef und die anderen Airline-Chefs hingegen mehr übrig haben, ist das Maskentragen. In dem Konzeptpapier steht etwa: «Beim Boarding, im Flugzeug für die Dauer des Fluges und beim Aussteigen darauf achten, dass jeder Fluggast eine Schutzmaske trägt.» Passagiere könnten verpflichtet werden, «eine Schutzmaske mitzuführen und aufzusetzen».

Anbieter wie Air Canada sind diesbezüglich schon weiter: So müssen Crew-Mitglieder sowie Passagiere Masken tragen. Diese Regelung, die das kanadische Verkehrsministerium erlassen hat, gilt ab dem 20. April. Passagiere müssen beim Boarding zeigen, dass sie über eine Maske verfügen, sonst erhalten sie eine, die sie für den Rest der Reise benutzen müssen. Auch bei Emirates müssen Passagiere Masken und Handschuhe tragen.

Bei Edelweiss gilt: «Das Tragen von Masken ist für unser Personal freiwillig. Es herrscht aktuell jedoch keine Maskentragepflicht auf Edelweiss Flügen. Weder bei Passagieren, noch bei den Crews. Die Notwendigkeit dafür wird auf Grund der sich ständig ergebenden neuen Erkenntnisse laufend neu beurteilt. Wir bieten unserem Personal die Möglichkeit, für ihre Einsätze Schutzmasken zu beziehen.»

Stark gereinigte Kabinenluft

Zwar argumentieren Airlines stets damit, dass die Kabinenluft stark gereinigt werde und das Übertragen von Viren daher kaum möglich sei, doch dürfte dieses Versprechen kaum einzuhalten sein, wenn Menschen auf langen Flugreisen eng nebeneinander sitzen.

Beim Ein- und Aussteigen gibt es längst Verschärfungen: In Zürich zum Beispiel gelten Social-Distancing-Regeln etwa beim Deboarding gemäss den Vorgaben des Flughafens Zürich und der Kantonspolizei, die Leute werden also nur in einzelnen Gruppen von Bord gelassen.

3: Medizinische Tests

Eine weitere Möglichkeit, ist die Temperatur von Passagieren bereits am Flughafen zu messen. Dies hatten viele Flughäfen bereits durchgeführt, etwa mit gelandeten Passagieren, als die Corona-Kriseausbrach. Fraglich ist, ob jemandem der Flug verboten werden kann, nur weil er eine erhöhte Körpertemperatur hat.

Mittlerweile haben Airlines wie Emirates sogar damit begonnen, Virus-Schnelltests für Passagiere vor dem Flug anzubieten. So wurden Passagiere, bevor sie aus Dubai abflogen, einem Bluttest unterzogen.

Innerhalb von wenigen Minuten hätten die Ergebnisse vorgelegen. Laut Emirates war die Airline die erste Fluggesellschaft, die dies offerierte. Auch hier stellt sich die Frage nach der Zuverlässigkeit und Aussagekraft solcher Schnell-Tests.

4: Was gibt es sonst noch?

Viele Fluggesellschaften schränken derzeit das Essensangebot an Bord ein, bei Swiss ist es allerdings unverändert. Oder Anbieter wie Etihad planen den Einsatz neuer berührungsloser Selbstbedienungsgeräte an ihrem Drehkreuzflughafen in Abu Dhabi. Philippine Airlines plant ihren Mitarbeitern an Bord Schutzanzüge zu geben, damit sie sich vor Corona wappnen können, berichtet «Aerotelegraph». Bei Emirates sind solche Schutzkittel, Brillen und Masken schon im Einsatz für die Crew.

Ausserdem gibt es natürlich viel Putzen und Desinfizieren. Bei Swiss werden zum Beispiel die Anschnallgurte nach jeder Ankunft gesondert gereinigt.

Die Reaktionen der Aviatikbranche zeigen, dass es noch lange dauern dürfte, bis es einheitliche Regeln gibt. Zumal nicht nur einzelne Airlines unterschiedliche Vorstellungen über Anpassungen haben, sondern auch in den jeweiligen Ländern andere Vorschriften und Reaktionen auf die Corona-Krise gelten.

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