In Zusammenarbeit mit der englischen Zeitung «Guardian» und dem renommiertesten Fussballmedium jedes Teilnehmerlandes ist es Blick gelungen, zu jedem Spieler ein Porträt zu erstellen. Erfahre Hintergrundinformationen, persönliche Geschichten und vieles mehr. So bist du bestens vorbereitet auf jede Partie.
Yann Sommer
17.12.1988 / Torhüter / Inter Mailand
Yann Sommer reist als frisch gebackener italienischer Meister an die EM. Für den Schweizer Rekord-Torhüter ist es der zweite Titel innerhalb eines Jahres, nachdem er 2023 mit Bayern München die Meisterschaft geholt hat. In der Nationalmannschaft ist er weiterhin die Nummer 1, auch wenn viele Experten glauben, dass Gregor Kobel besser ist. Doch Sommer liess sich an vier Endrunden mit der Schweiz nie etwas zuschulden kommen. Seit seinem gehaltenen Penalty im EM-Achtelfinal 2021 gegen Kylian Mbappé, der die Entscheidung brachte, ist er ein Volksheld und der Lieblingsspieler von vielen Kindern. Privat ist er ein Fan von Rolling-Stones-Gitarrist Keith Richards, er selbst spielt ebenfalls leidenschaftlich Gitarre und auch Klavier. Sommers Vater war bereits Torhüter in der dritthöchsten Schweizer Liga. Er ist verheiratet mit Alina und isPapa von zwei Töchtern.
Gregor Kobel
06.12.1997 / Torhüter / Borussia Dortmund
Im Herbst 2023 gab es Gerüchte über einen Goaliewechsel in der Schweizer Nationalmannschaft: Doch als Gregor Kobel in der EM-Quali seine Chance erhalten sollte, verletzte er sich – und nahm sich damit selber aus dem Rennen. Für Sportchef Sebastian Kehl von Kobels Arbeitgeber Borussia Dortmund ist klar: «Gregor ist der beste Schweizer Torwart!» Sein Marktwert beträgt über 40 Millionen Euro, in der Bundesliga wird er regelmässig zum besten Goalie der Liga gewählt: Sein Abgang von Borussia Dortmund in die Bel Etage sowie der Stammplatz im Schweizer Nationalteam ist eine Frage der Zeit. Dabei wäre fast alles anders gekommen: Als Teenager strebte Kobel neben Fussball auch eine Karriere im Tennis, Snowboard oder Eishockey an.
Yvon Mvogo
06.06.1994 / Torhüter / Lorient
Der Freiburger hat in diesem Sommer die Gelegenheit, die grosse Enttäuschung über seine Knieverletzung kurz vor der WM 2022 in Katar zu überwinden. Weil er seinen Status in der Schweizer Nationalmannschaft kennt und ihn akzeptiert, sorgt seine Persönlichkeit für Einigkeit in der Gruppe. Trainer Murat Yakin schätzt ihn menschlich, aber auch als Torhüter. Er war einer der grossen Gewinner der Testspiele im März gegen Dänemark und Irland und kassierte kein einziges Gegentor, nachdem er für Yann Sommer einspringen musste, der sich während des ersten Spiels verletzt hatte. Mvogo gilt als Bindeglied zwischen den Romands und den Deutschschweizern, bei Lorient hatte er persönliche eine gute Saison, auch wenn es dem Team überhaupt nicht lief.
Manuel Akanji
19.07.1995 / Verteidiger / Manchester City
Seine Mutter ist aus Oberwinterthur, sein Papa aus Nigeria – Manuel kommt als drittes Kind nach den Schwestern Michelle und Sarah zur Welt. Sein zweiter Vorname «Obafemi» bedeutet «der vom König Geliebte», deshalb liess er sich eine Krone auf den linken Unterarm tätowieren. Mit 11 Jahren wechselt er vom FC Wiesendangen zu Winterthur, sitzt später bei der U18-Auswahl aber eine halbe Saison meist auf der Bank. Danach gibt's einen Wachstumsschub, Akanji startet durch. Doch viele Kritiker glauben nicht an ihn. Deshalb lässt er sich «Prove them wrong» (Zeig ihnen, dass sie falsch liegen) tätowieren. Auch ein Kreuzbandriss bringt ihn beim FC Basel nicht aus dem Konzept. Er wechselt Anfang 2018 mit erst 22 für 25 Mio. Franken zu Borussia Dortmund – und dann im Sommer 2022 für knapp 20 Millionen Franken (inklusive Boni) zu Manchester City, wo er im Sommer 2023 das Triple gewinnt. Akanji ist mit Melanie verheiratet und Papa der Söhne Aayden und Keeyan.
Nico Elvedi
20.09.1996 / Verteidiger / Gladbach
Der Zürcher mit Bündner Wurzeln ist am Greifensee im Kanton Zürich aufgewachsen. Im Sommer 2015 wird er mit 19 von Trainer Lucien Favre zu Borussia Mönchengladbach geholt. Da spielt Elvedi noch immer – auch weil sich im letzten Sommer sein Transfer zu den Wolverhampton Wanderers im letzten Moment zerschlägt. Elvedi verlängert den Vertrag in Gladbach, spielt aber eine durchzogene Saison. Am Niederrhein ist er längst ein Leader, ein Lautsprecher wird er aber nie sein. Weil er in seinem ersten Spiel von Beginn weg – ausgerechnet gegen Bayern München – derart cool und ruhig auftritt, kriegt er in Deutschland den Spitznamen «Eisvogel» verpasst. Nicos Zwillingsbruder ist ebenfalls Profifussballer. Jan verteidigt in der 2. Bundesliga beim 1. FC Kaiserslautern. Das Bruderduell im Cup platzte, weil Gladbach im Viertelfinal überraschend gegen den Drittligisten Saarbrücken verlor.
Ricardo Rodriguez
15.08.1992 / Verteidiger / Torino
Der Sohn eines spanischen Vaters und einer chilenischen Mutter wächst in Zürich auf: Auch seine Brüder Roberto und Francisco Rodriguez schafften es zum Profifussballer, der erfolgreichste aber ist klar Ricardo. Der WM-Titel 2009 mit der Schweizer U17-Nationalmannschaft lancierte eine Karriere, die ihn nach Wolfsburg, Mailand, Eindhoven und 2020 zur AC Torino führt. Rodriguez ist der beste Freund von Captain Granit Xhaka, mit dem er in der Nati immer das Zimmer teilte. Während es ihm als Fussballer rund läuft, hatte Rodriguez einen schweren Start ins Leben: Wegen einer Zwerchfell-Hernie bei der Geburt gaben ihm die Ärzte nur 50 Prozent Überlebens-Chance. 2016 starb seine geliebte Mutter Marcela an Krebs. Mit Ehefrau Nicole hat Rodriguez einen Sohn.
Fabian Schär
20.12.1991 / Verteidiger / Newcastle
Er hätte nicht auf Schär gewettet, sagt dessen Juniorentrainer Philipp Dux. Weil der zweifellos talentierte Verteidiger in jungen Jahren vom Schlendrian befallen war. Mit 16 kickt Schär zusammen mit seinen Kumpels in der siebthöchsten Liga der Schweiz. Alles spricht dafür, dass er nach seiner Bank-Lehre in der Fensterfabrik seines Vaters einsteigt. Dieser rät dem Sohn aber, es doch noch einmal ernsthaft mit Fussball zu versuchen, statt in die Disco zu rennen. Fabian nimmt den Papa beim Wort und wird zu einem der spielstärksten Innenverteidiger in der Geschichte des Schweizer Fussballs. Via Wil und Basel gehts zur TSG Hoffenheim – und von dort zu La Coruna. Seit fast sechs Jahren verteidigt er für Newcastle und ist einer der wenigen Spieler, die schon vor der Saudi-Ära im St.-James-Park war. Von den Fans wird er auch deshalb als Fussballgott verehrt, dank seiner Torgefährlichkeit wird er als «Alan Shearer der Defensive» besungen. Als Junior im zentralen Mittelfeld zu Hause sucht er auch heute noch meistens die spielerische Lösung. Seine Diagonalbälle sind eine Klasse für sich.
Silvan Widmer
05.03.1993 / Verteidiger / Mainz
Silvan Widmer hat ein schwieriges Jahr hinter sich. Wegen einer Sprungverletzung fällt er mehr als ein halbes Jahr aus. Nach seinem Comeback im November verliert der Captain in der Rückrunde unter dem neuen Mainz-Trainer Bo Henriksen seinen Stammplatz. Auf der rechten Seite ist er in der Schweiz aber die Nummer 1. Wie wichtig er für das Team ist, zeigt sich an der WM 2022 in Katar. Als er kurzfristig für den Achtelfinal gegen Portugal krank ausfällt, erleidet das Team Schiffbruch. Neben dem Platz scheut sich Widmer nicht, klare Statements abzugeben. Vor dem Turnier in Katar sagte er, dass er in Doha mit einer Regenbogen-Binde auflaufen würde, später in einer TV-Sendung, dass man ihn nie in Saudi-Arabien werde spielen sehen. Widmer besuchte das Gymnasium, das er mit der Matur abschloss, ehe er zu Udinese wechselte. Via Basel landete er in Mainz, wo er zusammen mit seiner Frau Céline und den beiden Töchtern Alissa Chloé (6) und Zoé Estelle (3) in Wiesbaden lebt.
Leonidas Stergiou
03.03.2002 / Verteidiger / VfB Stuttgart
Leonidas Stergiou hat aufregende Wochen hinter sich. Nach einem harzigen Start in der Vorrunde beim VfB Stuttgart, in der er nur 39 Minuten auf dem Platz stand, kam er im Lauf der Rückrunde immer besser in Fahrt. «Ich musste mich anpassen, Geduld haben und mich durchbeissen.» Anfang Februar in Freiburg stand er erstmals in der Startaufstellung, in der Schlussphase der Saison erkämpfte er sich auf der rechten Seite sogar einen Stammplatz. Höhepunkt war der 3:1-Sieg gegen Bayern München, als Stergiou sein erstes Bundesliga-Tor schoss – und das ausgerechnet gegen Manuel Neuer. «Ein unbeschreibliches Gefühl.» Der Lohn für die starken letzten Wochen: Der Ostschweizer unterschrieb mit Stuttgart einen Vierjahresvertrag und schaffte den Sprung ins Schweizer EM-Kader. Stergiou legt sehr viel Wert auf einen gesunden Lebensstil. «Ernährung ist ein grosses Thema für mich. Ich habe einige Bücher darüber gelesen, es interessiert mich sehr.» Seine beiden Onkel führen ein Gault-Millau-Restaurant in Lichtensteig, auch sein Vater war früher in der Gastronomie tätig. Jeden Morgen nimmt er eine eiskalte Dusche, am Abendträgt er vor dem zu Bett gehen eine Brille, die das Blaulicht filtert, um besser schlafen zu können.
Cédric Zesiger
24.06.1998 / Verteidiger / Wolfsburg
Der grossgewachsene Innenverteidiger (1,94 m) ist im Berner Seeland aufgewachsen. Sein Profidebüt feiert Zesiger im Sommer 2015 als 17-Jähriger bei Neuchâtel Xamax in einem Challenge-League-Spiel gegen Schaffhausen. Danach setzt er seine Karriere in Zürich bei Rekordmeister GC fort, wo er in der Super League Fuss fasst. Im Sommer 2019 geht es für «Zesi», wie er gerufen wird, zurück in seine Heimatregion zu YB. In den darauffolgenden Jahren feiert er drei Meistertitel sowie zwei Cupsiege und ist dabei eine tragende Figur in der Defensive. Vor einem Jahr sieht er sich bereit für den nächsten Schritt und wechselt zu Wolfsburg in die Bundesliga, wo er zu den Stammspielern gehört. Wie in seinen früheren Stationen trägt Zesiger auch in Deutschland die Rückennummer 5. Weil sein Grossvater an einem 5. März geboren wurde und andererseits, weil sein Lieblingsspieler Zinédine Zidane, den er wie auch Real Madrid bis heute verehrt, diese Zahl bei den Königlichen einst auf dem Rücken trug.
Michel Aebischer
06.01.1997 / Mittelfeld / Bologna
Mit Dan Ndoye und Remo Freuler ist er Teil der Schweizer Fraktion bei Bologna, das eine sehr starke Saison gespielt hat. Er ist mehrheitlich Stammspieler und trägt immer mal wieder die Captain-Binde. In der Nati spielt er aufgrund der starken Konkurrenz im Zentrum aber seit Jahren nur eine Nebenrolle. Nur 18 Länderspiele in fünf Jahren, zuletzt aber mit mehr Einsatzminuten. Aebischer stammt aus dem Nachwuchs der Young Boys und feierte mit dem Klub vier Meisterschaften und einen Cupsieg. Spielt seit 2022 in Italien. Aufgewachsen ist er im Kanton Fribourg und spricht darum perfekt Deutsch und Französisch. Er ist ein eher zurückhaltender Typ, ist aber eloquent und intelligent und gilt als grosser Teamplayer.
Remo Freuler
15.04.1992 / Mittelfeld / Bologna
Der Mittelfeldspieler aus dem Zürcher Oberland schafft bei GC den Durchbruch nicht, obwohl er mit 18 im Stadtderby gegen den FC Zürich ein Tor schiesst. Freuler wird zum Challenge-League-Klub Winterthur abgeschoben. Beim FC Luzern schafft er den Durchbruch in der Super League. Im Januar 2016 verpflichtet ihn Atalanta Bergamo. Für viele Kritiker viel zu früh. Freuler straft sie alle Lügen. Und wird gleich Stammspieler in der Serie A. Nach über sechs Jahren wagt er im Sommer 2022 eine neue Herausforderung und wechselt zum Premier-League-Aufsteiger Nottingham Forest. Doch nur ein Jahr später zieht es ihn zurück nach Italien. Diesmal zu Bologna. Im Überraschungsteam der Serie A ist er ein unbestrittener Leader. So wie in der Nationalmannschaft, wo er neben Captain Granit Xhaka im zentralen Mittelfeld einen Stammplatz hat. Zusammen mit seiner Frau Kristina ist Freuler Vater von einem Sohn und einer Tochter.
Ardon Jashari
30.07.2002 / Mittelfeld / Luzern
Der 21-Jährige hat in den letzten zwei Jahren einen steilen Aufstieg hinter sich. Ab Anfang 2022 entwickelt sich Jashari beim FC Luzern innerhalb weniger Wochen vom U21-Spieler zum Stammspieler in der Super League, wird Vize-Captain, kurze Zeit später Captain und kriegt ein Aufgebot für die WM 2022 in Katar. Der Sohn mazedonischer Einwanderer erinnert mit seinen Führungsqualitäten an den jungen Granit Xhaka. Allerdings hat er in den letzten Monaten auch neben dem Platz für reichlich Schlagzeilen gesorgt. Erst weil er einen Transfer zum FC Basel erzwingen will und später, weil er einem Aufgebot des U21-Nationalteams nicht Folge leistet. Auf die Kritik antwortet Jashari aber stets mit starken Leistungen auf dem Platz. Unbemerkt ist sein spielerisches Talent nicht geblieben. Im kommenden Sommer wechselt er für sechs Millionen Franken nach Belgien zu Club Brügge. Bleibt der Mittefeldspieler gesund und verliert er die Bodenhaftung nicht, wird er mittelfristig ein wichtiger Teil der Nationalmannschaft sein.
Dan Ndoye
25.10.2000 / Mittelfeld / Bologna
Erst im zweiten Versuch hat es für Flügelspieler mit dem Sprung ins Ausland geklappt. Mit 19 wechselt er von seinem Jugendklub Lausanne-Sport nach Nizza, kommt dort aber nicht über die Rolle des Ersatzspielers hinaus. Er kehrt zurück in die Schweiz und macht beim FC Basel auf sich aufmerksam, mit dem er bis in den Halbfinal der Conference League marschiert. Im letzten Sommer holt ihn Bologna für neun Millionen Euro. Dort pendelt er zwischen Startelf und Ersatzbank, kommt aber immer zum Einsatz, wenn er nicht verletzt ist. Und hat seinen Anteil an der sensationellen Saison von Bologna. In der Nationalmannschaft ist Ndoye der grosse Sieger der beiden Testspiele im März. Der Lausanner profitiert von der Systemumstellung auf eine Dreierkette und dürfte auf der linken Aussenbahn gesetzt sein. In Sachen Antritt und Tempo die Nummer eins im Team.
Fabian Rieder
16.02.2002 / Mittelfeld / Rennes
Rieder war Junior beim FC Basel, als er sich 2017 für einen Wechsel zu Erzrivale Young Boys entschied. Der Hintergrund ist tragisch: Nach dem Tod seines Vaters wollte Rieder wieder mehr bei seiner Mutter zu Hause sein. Verständlich, aber trotzdem bitter für Basel: So verlor man das grösste Schweizer Mittelfeldtalent seiner Generation. 2020 debütierte Rieder für YB, 2023 verliess er den Schweizer Serienmeister Richtung Frankreich für 15 Millionen Franken. Bei Rennes kommt das einst grösste Schweizer Talent aber bislang auch wegen Verletzungen nicht auf Touren.
Vincent Sierro
08.10.1995 / Mittelfeld / Toulouse
Vincent Sierro verdient zwei Auszeichnungen: Die eine für seine Geduld, weil er mit 28 Jahren sein erstes Länderspiel bestritt, und die für den Mittelfeldspieler, der seine Intelligenz am meisten nutzt. Der Walliser, der sich leidenschaftlich für Taktik interessiert und ständig über seine Position und die seiner Mitspieler nachdenkt, wurde aus mehreren Gründen zum Captain in Toulouse ernannt. Schon allein, weil er mehrere Sprachen fliessend spricht, aber auch, weil er als Beispiel vorangeht und ein Leader ist. In der Saison 2022/23 gelang ihm ein nicht alltägliches Kunststück: Er gewann mit Toulouse zwei nationale Pokale.
Granit Xhaka
27.09.1992 / Mittelfeld / Bayer Leverkusen
Welttrainer Ottmar Hitzfeld wirft 2011 den damals noch nicht 19-jährigen Xhaka im Wembley beim EM-Qualifikationsspiel gegen England ins kalte Wasser. Inzwischen ist der U17-Weltmeister von 2009 Schweizer Rekord-Nationalspieler. Als er im Sommer 2023 nach sieben Jahren bei Arsenal zu Bayer Leverkusen wechselt, rümpfen viele die Nase und sehen den Transfer als Abstieg. Doch Xhaka belehrt alle eines Besseren. Als verlängerter Arm von Trainer Xabi Alonso führt er Bayer Leverkusen in überlegener Manier zum ersten Meistertitel der Geschichte. Xhakas Eltern stammen aus dem Kosovo, sein Vater Ragip wird 1986 als 22-Jähriger bei einer Demo gegen die kommunistische Zentralregierung Jugoslawiens verhaftet und zu sechs Jahren Gefängnis verurteilt. Der ältere Bruder Taulant spielt immer noch beim FC Basel und nahm mit Albanien an der EM 2016 teil, als es in der Vorrunde gegen die Schweiz zum Bruderduell kam. Granit Xhaka hat mit seiner Frau Leonita zwei Töchter: Ayana (4) und Laneya (3).
Denis Zakaria
20.11.1996 / Mittelfeld / Monaco
Mönchengladbach, Juventus, Chelsea, Monaco! Denis Zakarias Karriere ausserhalb der Schweiz ist ziemlich lang und ruhmreich. Und er ist eine feste Grösse in der Nationalmannschaft, zu der er immer mit grosser Freude einrückt. Der Genfer kann als defensiver oder offensiver Mittelfeldspieler, aber auch in der Innenverteidigung eingesetzt werden, eine Position, die er in dieser Saison oft in Monaco eingenommen hat. Sein kleiner persönlicher Bonus neben seiner üblichen Rolle im Mittelfeld? Er hat die Angewohnheit, spektakuläre Tore zu erzielen, indem er einen Schuss aus der Drehung in die gegenüberliegende obere Ecke zirkelt. Monaco konnte in dieser Saison mehrmals davon profitieren. Er ist der Anführer der grossen Genfer Delegation in der Schweizer Nationalmannschaft.
Zeki Amdouni
04.12.2000 / Stürmer / Burnley
Mit 13 schmeissen sie Zeki Amdouni bei Servette nach einer schweren Fussverletzung raus. Der Stachel sitzt noch lange tief. Als der Zauberfuss in der Challenge League bei Lausanne-Ouchy ein erstes Mal auf sich aufmerksam macht, möchte Servette den verlorenen Sohn zurückholen. Amdouni aber geht zu Lausanne-Sport. Via Basel wechselt der Stürmer für rund 18 Millionen Franken zu Burnley. Dort hat er mit Vincent Kompany einen Förderer an der Seitenlinie, der ihn seit Jahren schon beobachtet. Der Sohn eines türkischen Kioskbesitzers und einer Tunesierin wächst im französischen St. Julien Nahe der Schweizer Grenze auf. Mit fünf zieht die Familie nach Genf, mit 16 bricht der Sohn – sehr zum Unmut der Eltern – das Gymnasium ab. Amdouni setzt alles auf die Karte Fussball und wird belohnt. Weil er ein Vollprofi ist. Und ein fast kompletter Stürmer. «Er hat unglaubliche Qualität. Er ist beidfüssig, kopfballstark, ein guter Vorbereiter, ein absoluter Teamplayer, ein guter Zuhörer, lernwillig», sagt sein ehemaliger Trainer bei Etoile Carouge, Jean-Michel Aeby. Dem ist nichts hinzuzufügen.
Breel Embolo
14.02.1997 / Stürmer / Monaco
Embolos Stern geht im Frühling 2014 auf, als er als 17-Jähriger in seinem ersten Profispiel für den FC Basel ein Tor erzielt. Embolo gilt als Wunderkind des Schweizer Fussballs, 2016 folgt der Schritt ins Ausland zu Schalke 04. Seither bremsen ihn immer wieder Verletzungen aus, zuletzt ein Kreuzbandriss, sodass bis heute die Frage nach Embolos tatsächliche Fähigkeiten nicht endgültig beantwortet ist. Embolo wurde in Kamerun geboren und kam mit seiner Mutter in die Schweiz, sein Vater lebt noch immer in Afrika. Mittlerweile ist Embolo selber Vater von Tochter Naliya und Sohn Clay Enzo. Der Stürmer gibt nicht nur auf, sondern auch neben dem Platz Vollgas und sorgt immer wieder für Eklats: Anfang 2021 nimmt er trotz Corona-Lockdown an einer illegalen Party teil und versteckt sich beim Eintreffen der Polizei in einer Badewanne. 2023 wurde er wegen mehrfacher Drohung verurteilt. Zuletzt ging sein Comeback bei Monaco unter, weil er 2021 sich angeblich zwei gefälschte Covid-Zertifikate organisiert haben soll.
Noah Okafor
24.05.2000 / Stürmer / Milan
Der Stürmer feiert 2018 als 18-Jähriger sein Profidebüt beim FC Basel. Dass Okafor über viel Talent verfügt, macht schnell die Runde. Und so zieht es ihn bereits mit 19 im Winter 2020 zu RB Salzburg. In Österreich macht er sich mit seiner Schnelligkeit, Technik und Torgefährlichkeit einen Namen. Den nächsten Karriereschritt wagt er im Sommer 2023 und unterschreibt bei Serie-A-Klub Milan einen Vertrag bis 2028. Einen Stammplatz hat er sich in seinem ersten Jahr bei den Rossoneri aber noch nicht ergattern können. Als Joker hat er trotzdem Spuren hinterlassen. Kaum einer in Italien schiesst als Einwechselspieler mehr Tore. Okafor stammt aus einer fussballverrückten Familie. Und er ist nicht der einzige, der über grosses Talent verfügt. Seine Brüder Isaiah (19; Bayer Leverkusen) und Elijah (20; Lugano) sind ebenfalls auf bestem Weg, im Profifussball Fuss zu fassen.
Xherdan Shaqiri
10.10.1991 / Stürmer / Chicago Fire
Der zweifache Champions-League-Sieger steht vor seinem wohl letzten grossen Turnier. Obwohl er nach den Stationen Basel, Bayern München, Inter Mailand, Stoke City, Liverpool und Olympique Lyon seit Anfang 2022 in der MLS spielt, gehört der Publikumsliebling noch immer zu den wichtigsten Spielern im Schweizer Team. Ohne der 32-Jährigen wirkt die Mannschaft offensiv oft ideenlos. Und Shaqiri ist der Mann für die grossen Momente. Unvergessen sind sein Hattrick an der WM 2014 gegen Honduras, sein Traumtor per Fallrückzieher im EM-Achtelfinal 2016 gegen Polen oder sein Siegtor kurz vor Schluss an der WM 2018 gegen Serbien. Der Linksfuss ist der einzige europäische Spieler neben Cristiano Ronaldo, der bei den letzten fünf EM- oder WM-Turnieren getroffen hat. Und hätte er nicht immer wieder einmal wegen Muskelverletzungen gefehlt, wäre er heute Schweizer Rekord-Nationalspieler.
Renato Steffen
03.11.1991 / Stürmer / Lugano
Gehts um grosse Turniere, war er lange ein Pechvogel. Sein Nati-Debüt gibt der Flügelstürmer im Oktober 2015. Die EM 2016 und 2020 verpasst er verletzt, kurz vor der WM 2018 wird er überzählig aussortiert. An der WM 2022 in Katar ist es endlich so weit: Er kommt gegen Brasilien zu seinem ersten Einsatz an einem grossen Turnier. Es ist einer seiner Karrierehöhepunkte. Im Gegensatz zu seinen Nati-Kumpels hat Steffen keine Fussball-Academy besucht: Er hat nach der obligatorischen Schulzeit eine Lehre als Maler absolviert und nebenbei in der dritt- und vierthöchsten Schweizer Liga gespielt. Von Solothurn ging es dann über Thun, YB und Basel in die Bundesliga. Seit Sommer 2022 ist er zurück in der Super League. Bei Lugano ist er der unbestrittene Leader und gehört als Assistkönig zu den besten Spielern der Liga. «Maler» Steffen, der immer noch ab und zu malt und streicht, ist seit 2019 mit Quendresa verheiratet. Die beiden sind Eltern von zwei Kindern.
Ruben Vargas
05.08.1998 / Stürmer / Augsburg
Der Flügelspieler ist so etwas wie der Liebling von Nati-Trainer Murat Yakin. Der 25-Jährige spielt eigentlich immer, auch weil er in der Offensive sehr polyvalent einsetzbar ist. Auch bei Augsburg ist er Stammspieler und hat eine starke Saison hinter sich. Nach fünf Jahren beim Bundesliga-Klub scheint der Luzerner im Sommer bereit für einen Wechsel. Mit der EM hat Vargas noch eine persönliche Rechnung offen: Im Viertelfinal 2021 vergab er im Penaltyschiessen gegen Spanien (2:4) den letzten Schweizer Versuch. Der Sohn eines Dominikaners und einer Schweizerin hat während seiner Zeit beim FC Luzern eine dreijährige Ausbildung als Maler abgeschlossen.
Kwadwo Duah
24.02.1997 / Stürmer / Ludogorets Rasgrad
Duah ist der grosse Gewinner der zweiwöchigen EM-Vorbereitung in St. Gallen. Vor wenigen Wochen hatte den in London geborene Berner mit ghanaischen Wurzeln noch niemand auf der Rechnung, obwohl er beim bulgarischen Meister Ludogorets Rasgrad regelmässig seine Tore schoss. Dass es ausgerechnet kurz vor der EM mit einem Nati-Aufgebot klappt, hat ihn selbst am meisten überrascht. «Das kam aus dem Nichts. Ich habe in den letzten Jahren immer gut getroffen, aber nie ein Aufgebot bekommen.» Im ersten von zwei EM-Testspielen gegen Estland kam für ihn dann der grosse Tag: sein erstes Länderspiel. «Für mich ist ein Traum in Erfüllung gegangen. Das Ganze war etwas surreal», so der Stürmer. Sein allererstes Nati-Trikot soll zu Hause einen ganz besonderen Platz bekommen. «Das wird eingerahmt und dann aufgehängt», so Duah. In seiner Freizeit ist er ein grosser Comic-Fan, wie er vor Jahren einmal verriet. «Donald Duck, Mickey Mouse … Es ist ein spezielles Hobby, ich weiss. Aber es beruhigt mich. Im Mannschaftsbus zum Beispiel lese ich die gerne.»
Steven Zuber
17.08.1991 / Stürmer / AEK Athen
Der offensiv, polyvalent einsetzbare Zuber gehörte zuletzt nicht mehr zum Kader der Nationalmannschaft. Bereits die WM 2022 in Katar hat der Winterthurer verpasst, weil er nicht topfit war. Da die grossen Probleme der Schweiz aber in der Offensive liegen, ist auch Zuber für die EM wieder ein Thema. Der frühere GC-Spieler weist eine grosse Erfahrung auf, spielte bei ZSKA Moskau und in der deutschen Bundesliga für Hoffenheim, Stuttgart und Frankfurt. Seit 2021 spielt er für AEK Athen und wurde 2023 griechischer Meister. Sein wichtigste Tor in der Nationalmannschaft erzielte Zuber an der WM 2018 beim 1:1 gegen Brasilien. 2022 liess sich Zuber von seiner Jugendfreundin Mirjana scheiden.