Bellinghausen See, Antarktis, 63° Süd 59° West. Bleischwarzes Wasser, bizarre Eisberge, totale Stille. Wassertemperatur: am Gefrierpunkt. Lewis Pugh, 47, steht am Bug eines Schlauchboots, konzentriert. In wenigen Sekunden wird der Marathonschwimmer in das Eiswasser springen und einen Kilometer kraulen.
Während ich in Daunenklamotten an der Reling stehe, trägt Pugh bloss eine Badehose. Ich erfriere schon beim Zuschauen. 17 Minuten wird er für die 1000 Meter brauchen - die durchschnittliche Überlebenschance eines untrainierten Menschen liegt bei 10 Minuten. Was nach Selbstmord klingt, dient einem guten Zweck. Pugh, der UN-Botschafter der Ozeane, kämpft seit Jahren für den Schutz des antarktischen Meeres. Dafür macht der Brite regelmässig mit spektakulären Aktionen auf seine Umwelt-Belange aufmerksam.
Erstes internationales Aufsehen erregte der ehemalige Jurist 2007, als er am Nordpol schwamm. «Kein Mensch sollte am Nordpol schwimmen können», so Pugh. «Meine Aktionen sind einfach aber wirkungsvoll. Diese Message versteht jeder.»
Dank Lewis Pugh: Schutzabkommen für das Rossmeer erreicht
Sein bisher wichtigster Erfolg war die Unterzeichnung des Schutzabkommen für das Rossmeer in der Antarktis vom Oktober diesen Jahres, an dessen Verhandlungen er beteiligt war.
Nun möchte der Umweltschützer noch einen Schritt weiter gehen und für drei weitere Meeresschutzgebiete um die Antarktis kämpfen. Bis zum Jahr 2020 soll ein sieben Millionen Quadratkilometer grosses Schutzgebiet entstehen - so gross wie Australien.
«2020 ist ein ehrgeiziger Zeitplan», so Pugh. «Aber für den Schutz dieser wunderbaren Natur läuft uns die Zeit davon.» Unterstützt wird der Umweltaktivist von Regierungschefs, Wissenschaftler und den Vereinten Nationen.
Bibbern für die schöne Natur
Nach seinem Schwumm sitz Pugh zitternd in dem Schlauchboot. «Das war heute sehr schwer. Ich hatte vor ein paar Monaten eine Rückenoperation, das hat mich gehemmt. Zudem war meine Zunge steif gefroren, beim Atmen bekam ich Wasser in den Mund.»
Ans Aufgeben hat Pugh im Wasser allerdings nicht gedacht. «Es geht hierbei nicht um mich. Wir müssen diese verletzlichen Gebiete für unsere Kinder und Enkel bewahren.
Warum es ihm gerade die Polregionen angetan haben, möchte ich wissen. «Ist es möglich, diese wunderschönen Gebiete nicht zu lieben?», fragt er augenzwinkernd zurück.
Unser Expeditionsschiff ruckelt. Der Kapitän hat eine Vollbremsung hingelegt: Eine Gruppe Buckelwale labt sich neben dem Schiff an Krill. Im Hintergrund schwimmen Eisberge vorbei, es ist mittlerweile 23 Uhr und noch taghell. Stimmt, diese Natur ist ein Wunder.
Hinweis: Die Reise wird ermöglicht durch «Glur Reisen».