Unser Mann auf der Hörnlihütte berichtet vom Berg
Schaffen es die St. Galler aufs Matterhorn?

Die Hörnlihütte am Fusse des Matterhorns ist die wahrscheinlich berühmteste Berghütte der Alpen. Von hier erklimmen die Bergsteiger das Hore. Unser Autor Christian Bauer hat sich für drei Tage auf 3260 Metern eingenistet und berichtet vom Leben am Rande des Mythos. Heute dreht sich alles um ein St. Galler Pärchen, das auf den Gipfel will, um einen Lebenstraum zu verwirklichen. Hier die Chronologie.
Publiziert: 21.07.2015 um 15:20 Uhr
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Aktualisiert: 10.09.2018 um 18:30 Uhr
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Bange Blicke auf das Matterhorn. «Werden wir es schaffen?»
Foto: Christian Bauer, ZVG
Von Christian Bauer

Gestern, 14 Uhr  Ankommen: Tamara Störi, Matthias Hüberli und sein Vater Ernst treffen auf der Hörnlihütte ein.

16 Uhr  Die Tagesgäste sind ins Tal zurückgekehrt. Nur noch die Bergsteiger bleiben hier. Die Stimmung ändert sich: Aus Plausch-Geschwätz wird professionelles Fachgesimpel. Manch einer sitzt auf der Terrasse und blickt schweigend hinauf zum Gipfel, als unterhielte er sich still mit dem gewaltigen Berg.

18.30 Uhr  Bergführer-Apéro. Zermatter und auswärtige Führer lernen sich kennen. «Es ist immer gut zu wissen, mit wem man am Berg ist», erläutert der Zermatter Thomas «Turbo» Zumtaugwald, der schon 270 Mal auf dem Gipfel stand und Tamara führen wird.

19 UhrGemeinsames Abendessen. Tamara und Matthias treffen ihre Bergführer. Bei Scherzen und Small-Talk lernt man sich kennen. Warum sie denn aufs Matterhorn wollen? «Es ist ein Lebensziel von mir», sagt die sportliche Mittzwanzigerin, die erst vor vier Jahren mit dem Klettern begann. Warum muss es ausgerechnet das Matterhorn sein?. «Das ist doch klar: Das Matterhorn ist der schönste Berg der Welt!», grinst Tamara. Turbo und Bergführer Fabian Mooser, der mit Matthias gehen wird, freuts!

20 Uhr  Rucksackpacken. Das Wetter ist warm, es braucht nur wenig.

21.30 Uhr  Bettzeit. Morgen geht es früh aus den Federn. Mancher schläft unruhig, zu gross ist die Nervosität.

Heute, 3.30 Uhr  Tagwacht. Stumm löffeln die Bergsteiger ihr Müsli. So rechten Appetit hat jetzt niemand. Die Anspannung macht wortkarg. Ein kurzes Nicken, ein schnelles Foto. Vor dem Ausgang reihen sich die Rucksäcke - die Reihenfolge für den Aufstieg.

3.50 Uhr  Los gehts in völliger Finsternis. Ein magischer Moment, Anspannung und Erlösung zugleich. Schwarz schwebt das Matterhorn vor dem Sternenhimmel. Gewaltig! Die Stirnlampen gleichen einem gewaltigen Wurm, der den Berg bezwingt.

6.57 Uhr  Matthias und Bergführer Fabian erreichen den Gipfel bei perfektem sonnigen Wetter. Matthias‘ orange Hose glitzert vor dem blauen Himmel. Vater Ernst hat ihn mit dem Feldstecher erspäht. «Wow, er ist so schnell!», ruft er.

7.34 Uhr  Auch Tamara und Turbo haben es geschafft. Zwei kleine Punkte in der Wucht des Berges.

9.55 Uhr  Matthias ist wieder unten. In knapp sechs Stunden - eine tollen Zeit. Vater Ernst und Schwester Susan (ist heute Vormittag hochgekommen, um ihren Bruder zu treffen) bejubeln den kühnen Bergsteiger. Familienglück.

10.23 Uhr  Tamara ist auch da. Verschwitzt, müde und unbeschreiblich glücklich fällt sie ihrem Matthias in die Arme. Ein Lebensziel ist geschafft. Glückwunsch!

Ich gebe zu: Ich war etwas neidisch, als die beiden wieder vom Berg kamen. Dieses Glück, dieses Selbstbewusstsein! Ob ich das könnte? Nur mit einer Stirnlampe bewaffnet in der Finsternis losmarschieren und den Berg in Angriff nehmen? Ich weiss es nicht. Ich bewundere das!

Wir in der Hütte fieberten mit den Bergsteigern mit, spähten durch den Feldstecher und suchten ein paar bekannte Farbkleckse in der braunen Wand. Wir jubelten, als wir Matthias auf dem Gipfel endeckten und fragten uns, wo Tamara wohl bleibt. Der Berg schweisst zusammen.

Wer weiss, vielleicht stehe ich auch eines Tages mal da oben! 

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