Letzte Woche war ich endlich im Ballett-Training. Das hatte ich mir schon seit Monaten vorgenommen und immer wieder die Websites angesehen, die Stundenpläne und auf Google Maps die Standorte der verschiedenen Anbieter studiert. Dann hin und her überlegt, ob ich dazu wirklich Lust habe – und ob man so was generell tun sollte.
Das Gute am «Ballet for everyone»-Studio: Man muss sich nicht anmelden, kann einfach hingehen, mitmachen und 25 Franken fürs Training zahlen. Sehr sympathisch – denn ich hasse Verträge und Verpflichtungen beim Sport.
Ernsthaft mit Ballett fing ich mit sechs Jahren an und zog die Trainings bis etwa 14 durch, dann aber hatte ich andere Interessen, und ich hörte damit auf. Vor drei Jahren, als ich meine Midlife-Crisis auf Mallorca aussass, ging ich in Palma wieder in ein Studio und fing mit zusammengebissenen Zähnen an, zu trainieren. Ich war nicht mehr die Jüngste und noch nie eine Sportskanone, aber nach einem Jahr war ich nicht mehr die Schlechteste in der kleinen Truppe und wurde sogar von den Lehrerinnen gelobt.
Leider trug dort niemand Ballettschuhe, alle trainierten in Socken, nur ich hatte rosa Schläppchen an. Wieso tanzt man Ballett, wenn man das Schönste, das ganze rosa Zeug, nicht anzieht? Nach meiner Rückkehr in den Alltag vermisste ich die spanischen Ballettstunden sehr – und probierte hier und da eine Schule, die Kurse für Seniorinnen wie mich anbietet. Aber der Unterricht war entweder zu hart, zu ernst oder zu langweilig, also liess ich es wieder sein.
Jetzt also das erste Ballet-Work-out für alle in einem Yoga-Raum in der Zürcher Altstadt. Als ich kam, waren schon alle umgezogen, und stellen Sie sich vor, alle trugen richtige Ballettkleidung. Leggings, Shorts, Bodys. Eine Japanerin in weissen Strumpfhosen und im engen Body dehnte sich an der Stange. Die anderen dehnten sich auf dem Boden. Ich sagte dem Trainer kurz Hallo, füllte einen Zettel aus, und danach gings los. Der Trainer war super, ein richtiger Tänzer, und es war atemberaubend, ihm zuzusehen, wenn er uns die Schritte vortanzte. Alle waren sehr gut, ich war die Schlechteste und Langsamste, konnte aber alles mitmachen, was mich selbst überraschte.
Sie fragen sich sicher, warum ich Ihnen das alles erzähle. Ich sage es jetzt: Ich war 60 Minuten mit den sieben total fremden Frauen in diesem kahlen Raum total glücklich. Richtig rundum glücklich. Sie mussten hier schon so oft lesen, was mich unglücklich macht, dass Sie es verdient haben, zu wissen, was mich glücklich macht: eine schöne Stunde Ballett.