Kolumne von Style Writer Wäis Kiani
Die griechische Wahrheit

Über nette, verkannte Griechen.
Publiziert: 08.07.2016 um 15:57 Uhr
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Aktualisiert: 11.09.2018 um 07:25 Uhr
Wäis Kiani
Wäis KianiStyle Writer

Nachdem ich letzte Woche von meiner eher schwierigen Ankunft auf Kreta berichtet habe, muss ich Ihnen erzählen, wie es weitergegangen ist. Ich wählte das Insula Alba Hotel und Spa aus, weil es nicht weit vom Flughafen Heraklion direkt am Meer gelegen und mit jeglichem Service ausgestattet ist. In meinem Zustand brauchte ich eher eine Klinik als ein Hotel – und wie durch ein Wunder traf ich genau die richtige Wahl.

Meine Gesundheit kam nach über drei Monaten Abwesenheit quasi overnight zu mir zurück. Meine Nebenhöhlen, Stirnhöhlen und sonstige verstopften Kanäle waren beim ersten griechischen Aufwachen frei. So musste ich mich nur noch mit Erholung und Wiederherstellung meines windigen Immumsystems befassen. Das ging problemlos einher mit dem Studieren von Land und Leuten sowie der anderen Urlaubsgäste – fast ausschliesslich Pärchen, die sich immer an den Händen hielten. Es waren kaum Deutsche und keine Schweizer dort, dafür viele Franzosen, Engländer und Griechen. «Warum keine Deutschen?», dachte ich mir, wo doch die Deutschen Griechenland und Geld-Sparen lieben.

Das Meer verlief genau vier Meter vor dem Hotel-Pool-Anlage. Ein langer Strandstreifen mit Liegen, Schirmen und Hollywoodschaukeln – man konnte sich aussuchen, wo man liegen wollte. Manchmal kam ein Boy angerannt und kassierte fünf Euro – ein Drittel von dem was es auf Ibiza kostet. Der Boy brachte auch frische Säfte, Kaffee und was man sonst wollte – alles für einen Drittel.

Das Dinnerbuffet im Hotel war opulent – alles war frisch und sorgfältig zubereitet. Aber nach drei Tagen wollte ich sehen, was es draussen zu essen gab. Mein dreigängiges Menü in der Taverna Sirtaki war tadellos und kostete umgerechnet keine 30 Franken. Ich wurde sehr gut behandelt, zwei nette Katzen halfen mir den grossen Fisch aufzuessen. Für die, die Lust auf einen Ausflug hatten, gab es alle paar Meter Autovermietungen, die Mini-Cabrios für rund 30 Franken am Tag anboten. Noch wohltuender als die tiefen Preise und die freie Verfügbarkeit von allem, war die fast familiäre Liebenswürdigkeit der Griechen, trotz ihrer Armut und Krise.

Die Menschen auf Kreta brauchen nicht viel, sie sind bescheiden und freuen sich über jeden Besucher. Man merkt, wie wichtig es ihnen ist, dass man sich wohlfühlt. Ich bin es ja von Ibiza gewohnt, von gestresstem Personal angeschnauzt und herumgeschubst zu werden. Dort muss man froh sein, überhaupt etwas zu bekommen – ob Schirm, Essen oder einen Stehplatz. Ich schämte mich etwas für das, was man in den letzten Jahren über die Griechen gesagt und gedacht hatte. Ich werde wieder hinreisen, das steht fest.

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