Im Kreis meiner Freudinnen hat es jetzt auch die allerletzte geschafft, sich schwängern zu lassen. Alle sind im Vierzigplus-Alter und haben mich mit ihrer Nachricht überrascht. Denn eigentlich dachte ich, wir sind cool, wollen alle keine Kinder, und schon gar nicht in dieser Lebensphase, in der endlich alles super läuft. Denn wir sind erwachsen, etabliert, und wir können machen, was wir wollen.
Vergangenes Jahr überraschten mich zwei Karrieremädchen mit ihren Schwangerschaften, und jedes fragte ich: «Ist es ein Unfall?» Denn ich wusste nicht, dass sie ein Kind haben wollten.
Beide Babys sind mittlerweile da – und beide Mütter aus meinem Leben verschwunden, wie alle anderen Neu-Mütter vor ihnen auch schon. Vor ein paar Monaten überrumpelte mich die Dritte, Freundin V, mit ihrer Nachricht, sie sei schwanger. Ich kenne sie aus alten Rave-Zeiten, sie ist seit ein paar Jahren Chefin einer grossen Agentur, arbeitet unglaublich viel, und niemals hätte ich gedacht, dass für sie eine Mutterschaft in Frage kommt. «Wie willst du das machen mit Kind?», fragte ich sie. Sie ganz entspannt: «Ach, am Anfang schläft es sowieso die ganze Zeit, und dann arbeite ich von zu Hause mit Nanny.» Und nun der nächste Schock: Nina, ein Jetset-Girl Anfang vierzig, jammert zwar schon seit drei Jahren, dass es nicht klappen würde mit dem Kinderwunsch. Vergangene Woche aber erzählte sie mir beim Lunch, sie sei krankgeschrieben. «Weswegen?» Nina sah mich an und presste heraus: «Ich bekomme Zwillinge!» Ich legte die Gabel auf den Teller zurück und merkte, wie ich mich ehrlich und tatsächlich mit ihr freute. «Ach wie schön, es hat geklappt, gleich zwei! Besser gehts nicht.»
Nina atmete hörbar aus und sprach leise, sie habe sich erst gar nicht getraut, mir es zu sagen, weil ich sie jetzt bestimmt langweilig fände. «Nein», sagte ich, «wenn sich jemand so lange ein Kind sehnlichst wünscht und alles dafür tut, dann respektiere ich das – so wie ich alle ernsten Wünsche respektiere.» Schliesslich habe ich ja auch welche und erwarte, dass die Leute sich freuen, wenn sie sich erfüllen. Also umarmten wir uns und begannen das Zwillingszimmer im Geiste einzurichten. Ich wollte eine Häschentapete – Nina alles schlicht.
Zu Hause hatte ich das Gefühl, nicht mehr zu meinen Freundinnen dazuzugehören, da jetzt jede ein eigenes Baby hat und ich keins. Ich überlegte mir schon, wie ich ohne grossen Aufwand an ein Kind kommen könnte, und als ich so weiterspann, merkte ich, dass ich einfach überhaupt keine Lust hatte, mich um jemanden derart innig zu kümmern und jeden Tag das Kind in meinem Leben zu haben. Ich bin einfach total glücklich mit mir selbst, das lässt sich wohl nicht ändern.