Diese Woche gab es nur eins: Trump. Ich wusste seit August, dass Trump gewinnen wird. Fragen Sie mich nicht, warum, ich wusste es einfach – ohne sonst viel zu wissen. Ich wusste, das einfache amerikanische Volk gibt das Land nicht in die Hände einer Frau, da muss man gar nicht viel spekulieren. Und sie steckt auch noch in Problemen um ihre E-Mails statt in den Problemen des normalen Bürgers, der um seinen Fabrikjob fürchtet.
Die Welt steckt in einer Krise. Jeder, im Grossen und im Kleinen, wir alle sind in der Verantwortung. Amerika soll kein Vorbild mehr sein. Denken Sie daran, was ich letzte Woche über den Aufstieg der Erde in die 5. Dimension sagte. Dunkel und Hell müssen sich trennen. Und wenn jetzt Trump gewonnen hat, müssen wir davon ausgehen, dass er das geringere Übel ist, und können uns vorstellen, wie dunkel Hillary gewesen wäre.
Der andere Grund meiner Gelassenheit: Ich habe schon ganz andere Monster ein Land ins Verderben stürzen sehen, mit ganz anderen Mitteln. Der Urknall der Islam-Welle, mit der wir uns heute auseinandersetzen müssen, ging 1979 in Teheran los. Wir hatten damals schon ein paar Jahre in Teheran gelebt. Im Herbst 1978, ich war 12 Jahre alt, erlebte ich hautnah, wie innerhalb weniger Wochen das Leben aufgrund von aggressiven Demonstrationen gefährdet ist: Man schloss alle Auslandsschulen, und die Eltern setzten mich alleine in den Flieger und schickten mich für ein Jahr nach Deutschland. Die Revolution fand ohne mich statt.
Als man mich ein Jahr später zurückholte, war alles anders. Jeden Tag gab es neue Verbote, Verhaftungen, Hinrichtungen – alle hatten Todesangst. Ein Jahr nach der Revolution traute sich kaum eine Frau ohne Kopftuch oder zu geschminkt auf die Strasse – in einem Land, in dem sie kurz zuvor oben ohne gebadet hatten. Wer sich widersetzte, bekam von Motorradfahrern Säure ins Gesicht gespritzt oder wurde verhaftet und ausgepeitscht.
In den Schulen gab es Aufseherinnen, die darauf achteten, dass sich die Schülerinnen islamgerecht verhielten. Es gab keine TV-Programme, keine Musik und keine Kinofilme mehr. Es gab nichts mehr. Irgendwann gab es keine Luft mehr zum Atmen, und wir machten, dass wir wegkamen.
Was ich sagen will: Das ist passiert, vor 36 Jahren zwar, und weit weg, in einem anderen Land, aber es hat sich nicht nur bis heute gehalten, sondern wie ein Virus verbreitet. Ich habe mit eigenen Augen gesehen, wie das Böse einem ganzen Volk seinen Willen aufgezwungen hat. Wie soll ich mich da über einen sexistischen und rassistischen Donald Trump aufregen? Gegen das, was ich erlebt habe, kommt er mir vor wie Schneewittchen.
Wäis Kiani, Schriftstellerin und Stil-Liebhaberin, schreibt jeden Sonntag über ihre Beobachtungen im Alltag. Ihr neues Buch «Die Susi-Krise» ist gerade im Piper-Verlag erschienen.
Wäis Kiani, Schriftstellerin und Stil-Liebhaberin, schreibt jeden Sonntag über ihre Beobachtungen im Alltag. Ihr neues Buch «Die Susi-Krise» ist gerade im Piper-Verlag erschienen.