Spray it like Egli
Politik und Sport müssen strikt getrennt werden. Die Sportfunktionäre beten das Mantra rauf und runter, auch der Schweizerische Fussballverband. Dumm nur, dass sich 1995 die eigenen Spieler nicht daran hielten. Als Frankreichs Staatspräsident Jacques Chirac im Südpazifik Atomtests angeordnet hatte, reagierte die Nati vor dem Spiel in Schweden mit dem legendären Plakat: «Stop It, Chirac».
Kürzlich verriet Andy Egli dem Blick, dass er der Sprayer war: «Alain Sutter kam eines Tages auf mich zu und weihte mich in die Aktion ein, weil ich Repräsentant der Fussballergewerkschaft Profoot war. Also nahm ich aus dem Hotelzimmer ein Bettlaken, kaufte mir einen Spray und sprayte das Plakat.»
Drei Worte und ein !
Jetzt spinnt er! Über diese Blick-Schlagzeile vom 29. Mai 1996 wird noch heute geredet. Er, das war «der Mann mit dem Schnauz», Nati-Trainer Artur Jorge (verstorben im Februar 2024). Die drei Worte und das Ausrufezeichen zu verantworten hatte Rainer Meier, damals Blick-Sportchef und heute Unternehmensberater.
Er erinnert sich: «Am späten Vormittag gab der Fussballverband sein Aufgebot für die EM 1996 in England bekannt. Die Namen der Offensivstars Adrian Knup und Alain Sutter fehlten. Am Nachmittag riefen viele erboste Hörer bei den Privatradios an und beschwerten sich über die Entscheidung von Jorge. Als wir den Volkszorn mitbekamen, entstand daraus die legendäre Schlagzeile.»
Kobel, hol den Kübel?
Sommer-Märchen, Sommer-Zeit, Traum-Sommer! Der Name unseres langjährigen Nati-Goalies Yann Sommer war ein Steilpass für (mal mehr, mal weniger gelungene) Wortspiele. So auch nach dem Achtelfinaltriumph im Elfmeterschiessen gegen Frankreich an der EM 2021, als Sommer den entscheidenden Penalty von Superstar Mbappé hielt.
«Ein Land, ein Sommer-Traum!», titelte Blick. Doch jeder Sommer geht einmal zu Ende. Bei Yann Sommer war es im August so weit. Nach 94 Länderspielen beendete er seine Nati-Karriere. Auch zum Leidwesen von Blick. Nachfolger Gregor Kobel eignet sich schlecht für Wortspiele.
Blut, Schnalzen und Tränen
Lange bevor in der Nati die Sommer-Zeit begann, träumten wir von einem Sommermärchen: an der WM 2006 in Deutschland. Noch heute denken wir wehmütig an manche Szenen zurück: Wie die Nati Dortmund im Spiel gegen Togo in eine Schweizer Festhütte verwandelte, wie sich Philippe Senderos bei seinem Tor gegen Südkorea eine blutige Nase einfing.
Vor 65 Jahren sorgte eine Zeitung für Bewegung in der Schweizer Medienlandschaft, ja bewegte die Schweiz. Blick hat damit bis heute nicht aufgehört – weil er selbst immer in Bewegung bleibt.
Dieser Artikel und 64 weitere sind Teil der Jubiläums-Beilage. Ein Geschenk an unsere Leser: Sie steckt am Samstag (19. Oktober) in jedem Blick und am Sonntag (20. Oktober) im SonntagsBlick – und hier gibt es die Beilage als PDF zum Download.
Vor 65 Jahren sorgte eine Zeitung für Bewegung in der Schweizer Medienlandschaft, ja bewegte die Schweiz. Blick hat damit bis heute nicht aufgehört – weil er selbst immer in Bewegung bleibt.
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Doch es gibt auch dieses eine andere Bild: Beim Elfmeterschiessen im Achtelfinal gegen die Ukraine läuft als erster Schweizer Marco Streller an. Auf dem Weg zum Penaltypunkt schnalzt er mit der Zunge, um Sekunden später kläglich zu scheitern.
Im Hals stecken geblieben
Ja, wir fanden das damals halt lustig und kreativ. Als die Schweiz im September 2008 in der WM-Quali im Zürcher Letzigrund auf den Fussball-Exoten Luxemburg traf, fotografierten wir Nati-Spieler Gökhan Inler mit Luxemburgerli. Garniert mit Sprüchen wie «Zum Fressen gern» oder «So richtig zum Vernaschen».
Doch tags darauf gabs Saures statt Süsses: eine peinliche 1:2-Niederlage gegen die Feierabend-Kicker. Für Blick war es «die Jahrhundert-Pleite». Das Bild vom hungrigen Inler verschwand während Jahren in unserem Giftschrank.
Und dann eine Tracht Flügel
Kaliningrad, 22. Juni 2018, WM-Vorrunde, Serbien – Schweiz. Ein aufgeladenes Spiel, von dem vor allem die Doppeladler-Geste von Granit Xhaka, Xherdan Shaqiri und Stephan Lichtsteiner in Erinnerung geblieben ist. «Doppelpack mit Doppeladler. Schweiz verleiht Flügel», titelte Blick am Tag danach noch positiv. Einen Tag später: «Diese Finger spalten die Schweiz.» Wiederum 24 Stunden später forderte der damalige Blick-Fussballchef:
«Ein Sorry der Spieler würde helfen.» Es gab im Land nur noch dieses Thema. Der Doppeladler – ein Irrflug in der Schweizer Sportgeschichte.