Blick besucht als einziges Medium die verletzten Feuerwehrleute im Spital, die beim Einsatz im Tiefgaragen-Drama von Gretzenbach SO 2004 sieben Kollegen verloren haben. Blick findet noch vor der Polizei den Rollerfahrer Sonam P. (Name geändert), der sein Baby in Baden AG illegalerweise Huckepack genommen hat. Blick ist mit der Mutter am Grab von Lorena W., die 2008 vom «Totraser von Schönenwerd» totgefahren wurde.
Wenn der dienstälteste Crime-Reporter von Blick über Unfälle und Verbrechen berichtet, wird es verblüffend. Denn Ralph Donghi (51) bringt Menschen zum Reden, von denen man häufig nicht erwartet, dass sie sich gegenüber Journalisten öffnen.
Genau wegen dieser Fähigkeit ist er einer der wenigen Journalisten hierzulande, die ausschliesslich ihrer Arbeit wegen selber zum Medienthema geworden sind. Als «gefürchtetsten Kriminalreporter der Schweiz» hat ihn «Die Zeit» im Zusammenhang mit dem Jahrhundert-Mordfall in Rupperswil AG in einem schlecht recherchierten Porträt bezeichnet. In einer Satire-Show wird er als «Witwen-Schüttler Nr. 1» angekündigt, SRF hat der Show unterdessen den Stecker gezogen.
Das Bild, das die Konkurrenz von Donghi zeichnet, ist stets dasselbe: ein Skrupelloser, der Menschen bedrängt, wenn sie am schwächsten sind. Das Bild ist falsch. Nur mit viel Menschlichkeit lässt sich bewerkstelligen, was der verheiratete Familienvater seit über 22 Jahren bei Blick zustande bringt: immer wieder eine stabile Beziehung zu Protagonistinnen und Protagonisten aufzubauen.
Viele Journalisten kennen das: Immer wieder ändern Menschen nach Publikation einer Geschichte plötzlich ihre Meinung und verlangen das Löschen ihrer Zitate und ihrer Fotos. Nur bei Donghi – da passierte das in seinen über 22 Jahren so gut wie nie. Das hat ihm Blick-intern den Ruf einer lebenden Legende beschert.
Ohne Vertrauen zwischen Reporter und Protagonisten wäre das unmöglich. Donghi: «Menschen reden mit mir, weil ich nicht mit Tricks arbeite, auf die sie hereinfallen könnten.» Er vermutet, dass er ein sehr gutes Gespür dafür habe, den richtigen Zeitpunkt für eine Kontaktaufnahme zu finden. Und er achte darauf, den Menschen auf Augenhöhe zu begegnen.
Wer ihm die Türe öffnet, hat einen Journalisten vor sich, der ehrlich Anteil nimmt. «Ich bin nicht herzlos – wer das behauptet, kennt mich nicht. Mir gehen viele Schicksale nahe, über die ich berichte. Aber ich nehme die Menschen eben auch ernst und entmündige sie nicht, indem ich für sie entscheide, ob sie nun mit Journalisten reden dürfen oder nicht.»
Vor 65 Jahren sorgte eine Zeitung für Bewegung in der Schweizer Medienlandschaft, ja bewegte die Schweiz. Blick hat damit bis heute nicht aufgehört – weil er selbst immer in Bewegung bleibt.
Dieser Artikel und 64 weitere sind Teil der Jubiläums-Beilage. Ein Geschenk an unsere Leser: Sie steckt am Samstag (19. Oktober) in jedem Blick und am Sonntag (20. Oktober) im SonntagsBlick – und hier gibt es die Beilage als PDF zum Download.
Vor 65 Jahren sorgte eine Zeitung für Bewegung in der Schweizer Medienlandschaft, ja bewegte die Schweiz. Blick hat damit bis heute nicht aufgehört – weil er selbst immer in Bewegung bleibt.
Dieser Artikel und 64 weitere sind Teil der Jubiläums-Beilage. Ein Geschenk an unsere Leser: Sie steckt am Samstag (19. Oktober) in jedem Blick und am Sonntag (20. Oktober) im SonntagsBlick – und hier gibt es die Beilage als PDF zum Download.
Bei den Eltern eines tödlich verunglückten Kindes an der Haustüre klopfen und fragen, ob sie mit ihm sprechen möchten? «Ich habe nicht selten erlebt, dass Menschen, denen soeben Schlimmes widerfahren ist, grossen Gesprächsbedarf haben – und ich bin dann eben häufig der Erste, der ihnen in aller Ruhe zuhört.»
Eine Regel befolgt er dabei streng: Er stellt sich als Blick-Journalist vor, noch bevor er ins Haus oder in die Wohnung tritt. «Ich bin angewiesen auf das Vertrauen meines Gegenübers, hier gibts keinen Raum für Spielchen.»
* Name von der Redaktion nicht geändert