Kommentar von Marc Walder
Unabhängige Medien wie Blick sind wichtiger denn je

Wir sind konfrontiert mit einem Tsunami an Inhalten, erstellt von künstlicher Intelligenz, verdichtet von Algorithmen. Unabhängige Medien sind herausgefordert – mehr denn je, schreibt Marc Walder, CEO und Managing Partner der Ringier AG, die auch den Blick herausgibt.
Publiziert: 17.10.2024 um 10:49 Uhr
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Aktualisiert: 18.10.2024 um 16:22 Uhr
Marc Walder
Marc Walder, CEO und Managing Partner der Ringier AG.
Foto: Gian Marco Castelberg

Etwas mehr als jede zweite befragte Person gab an, dass der barbarische Angriff der Hamas auf Israel «gerechtfertigt» war. Befragt wurden in dieser aufsehenerregenden Studie der Universität Harvard junge Amerikanerinnen und Amerikaner im Alter von 18 bis 24 Jahren. Die jungen Bürgerinnen und Bürger wurden auch befragt, woher und wie sie ihre Informationen beziehen. Tiktok sei die Haupt-Informationsquelle, so die Antwort, auf ihren Smartphones.

Tiktok an sich ist nicht schlecht. Snapchat und Instagram und Facebook und Youtube auch nicht. Gefährlich sind erstens die Algorithmen. Also jene Software, die das, worauf man klickt, noch mehr, noch häufiger, noch konsequenter, noch intensiver erscheinen lässt auf dem Smart­phone und dem Laptop. Und gefährlich sind zweitens jene Inhalte auf diesen Plattformen, die rassistisch, pornografisch, missinformierend, ehrverletzend oder ­gewaltverherrlichend sind.

Bereits heute gibt es unendlich viele Inhalte im World Wide Web. Und auf Tiktok und X und Instagram und Facebook und Youtube. Die allermeisten dieser Inhalte wurden und werden heute allerdings noch kreiert von Menschen. Meist, um zu informieren, um zu unterhalten, um etwas zu verkaufen – oft vielleicht auch nur sich selbst. Manchmal aber eben auch, um zu schaden. Wem auch immer. Und aus welchem Grund auch immer. Um zu hetzen, zu desavouieren, zu provozieren, zu erschrecken, zu verletzen, gar zu zerstören. 

Desinformation nennen wir dies dann. Desinformation nimmt exponentiell zu. Denn generative, künstliche Intelligenz ermöglicht es, dass Texte, Bilder, Videos, Tondokumente kinderleicht generiert werden können. Ein paar einfache Worte, getippt in ein Fensterchen eines sogenannten Large Language Models, und das Foto, das Video, die Tonspur oder der Text wird erstellt. Schnell und billig. Für jeden praktizierbar.

In der Geschichte der Menschheit waren es bisher 0,5 sogenannte Zet­ta­byte an Inhalten, die erstellt wurden. Das heisst: Alle Texte, alle Fotos, alle Lieder, alle Bücher, alle Videos zusammen machten bis heute rund 0,5 Zet­ta­byte aus. In den kommenden vier bis fünf Jahren werden weitere rund 2100 Zet­ta­byte erstellt werden, so Hochrechnungen von Wissenschaftlern. Also in wenigen Jahren unvorstellbare 4200 Mal so viele Inhalte wie bisher in der ­Geschichte der Menschheit.

65 Jahre Blick

Vor 65 Jahren sorgte eine Zeitung für Bewegung in der Schweizer Medienlandschaft, ja bewegte die Schweiz. Blick hat damit bis heute nicht aufgehört – weil er selbst immer in Bewegung bleibt.

Dieser Artikel und 64 weitere sind Teil der Jubiläums-Beilage. Ein Geschenk an unsere Leser: Sie steckt am Samstag (19. Oktober) in jedem Blick und am Sonntag (20. Oktober) im SonntagsBlick – und hier gibt es die Beilage als PDF zum Download.

Vor 65 Jahren sorgte eine Zeitung für Bewegung in der Schweizer Medienlandschaft, ja bewegte die Schweiz. Blick hat damit bis heute nicht aufgehört – weil er selbst immer in Bewegung bleibt.

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Wir sind konfrontiert mit einem Tsunami an Inhalten. Distribuiert über Plattformen. Beschleunigt und verdichtet von Algorithmen. Erstellt von generativer, künstlicher Intelligenz. Unabhängige Medien werden mehr denn je herausgefordert, aufrichtig, kritisch, integer und unabhängig über eine immer komplexer werdende Welt zu berichten. Unabhängigen Medien wie dem Blick kommt demzufolge in den kommenden Jahren eine nie da gewesene Bedeutung zu.

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