Offener Brief von Musiker Florian Ast
«Ich bin dankbar, weil ich überhaupt ein Thema war»

Florian Ast (49) und der Blick (65) – eine turbulente Beziehung. Wir haben den Musiker gebeten, einen (G)Astkommentar zu schreiben – trotz stürmischer Momente kamen versöhnliche Töne zurück.
Publiziert: 16.10.2024 um 00:00 Uhr
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Aktualisiert: 18.10.2024 um 12:34 Uhr
Florian Ast
Florian Ast (49) über den Blick: «Wir hatten immer ein spezielles Verhältnis, eine Art Hassliebe.»
Foto: Nik Hunger

Lieber Blick…

Herzlichen Dank für deine Anfrage und dafür, dass du mich nie vergessen hast. Wir hatten immer ein spezielles Verhältnis, eine Art Hassliebe im freundlichen Sinn. Du hast die Fähigkeit, die schönsten Geschichten zu schreiben, die der Karriere eines Künstlers viel Sonnenschein bringen können – Geschichten, die einen auch mal abheben lassen. Du kannst kritisch sein, und wenn das konstruktiv ist, regt es zum Nachdenken an. Aber mir war immer klar: Du brauchst Schlagzeilen, die die Leute zum Kiosk treiben oder heute eben Klicks generieren.

Leider führt das oft dazu, dass die Leser nur die Schlagzeile lesen – und davon wird dann eine Meinung gebildet, die oft falsch ist, weil die Geschichte dahinter nicht wirklich gelesen wird. Der Blick kann, wenn er will, Karrieren fördern, aber auch grossen Schaden anrichten. Eine Schlagzeile ist mächtig, und nicht jeder nimmt sich die Zeit, sie zu hinterfragen. Was man auch niemandem übel nehmen kann. That’s Showbusiness.

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Florian Ast mit Francine Jordi (heute 47) im September 2011…
Foto: Matthias Willi

Ich erinnere mich gerne an die Zeiten, als noch über Musik berichtet wurde und die Hitparadenseite jeden Freitag im Blick war und die letzte Seite der Zeitung sich um Musik drehte. Es war eine Ära, in der Musik noch ein fester Bestandteil war und uns Künstlern eine riesige Plattform geboten wurde. Im Showbusiness – und das weisst du genauso gut wie ich – ist es immer ein Geben und Nehmen.

Diese Spielregeln waren mir stets bewusst. Diese müssten aber in der Politik genauso gehandhabt werden. Die Geschichten, die du über mich geschrieben hast, habe ich teils bewusst provoziert, teils sind sie einfach passiert, oder du hast dich für eine Seite entschieden. Eine Geschichte davon war auf jeden Fall ein bisschen Hollywood in den Alpen. Irgendwie war ich aber auch wehmütig, traurig oder eben selber schuld, und wiederum kann ich mit Abstand sagen: dankbar, weil ich für dich überhaupt ein Thema war.

Florian Ast auf der Blick-Titelseite vom 26. Juni 2012.

In den letzten 30 Jahren habe ich mit dir viele Hochs und Tiefs durchlebt, auf deinen ­Seiten, geschrieben von deinen Journalistinnen und Journalisten, die deine Leser unterhalten wollen. Den Menschen sollte klar sein: Der Blick ist nicht da, um Werbung für Künstler, Plattenfirmen oder die Interessen der Musikindustrie zu machen. Eine gute Schlagzeile braucht Substanz, ein bisschen Fleisch am Knochen. Nicht jede Geschichte muss ein Skandal sein, aber auch nicht jedes Interview ist eine Werbeshow.

65 Jahre Blick

Vor 65 Jahren sorgte eine Zeitung für Bewegung in der Schweizer Medienlandschaft, ja bewegte die Schweiz. Blick hat damit bis heute nicht aufgehört – weil er selbst immer in Bewegung bleibt.

Dieser Artikel und 64 weitere sind Teil der Jubiläums-Beilage. Ein Geschenk an unsere Leser: Sie steckt am Samstag (19. Oktober) in jedem Blick und am Sonntag (20. Oktober) im SonntagsBlick – und hier gibt es die Beilage als PDF zum Download.

Vor 65 Jahren sorgte eine Zeitung für Bewegung in der Schweizer Medienlandschaft, ja bewegte die Schweiz. Blick hat damit bis heute nicht aufgehört – weil er selbst immer in Bewegung bleibt.

Dieser Artikel und 64 weitere sind Teil der Jubiläums-Beilage. Ein Geschenk an unsere Leser: Sie steckt am Samstag (19. Oktober) in jedem Blick und am Sonntag (20. Oktober) im SonntagsBlick – und hier gibt es die Beilage als PDF zum Download.

Lieber Blick, ich beziehe mich hier auf den Blick eines Künstlers. Du schreibst natürlich über Gott und die Welt, Politik, Sport und vieles mehr und dies auch sehr kompetent, wenn es denn wirklich ums Leben geht. Halt nicht nur ums Showbusiness.

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Ich war und bleibe hoffentlich weiterhin ein bisschen euer Flöru.
Florian Ast
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Mit einem Blick nach vorne: Ich war und bleibe hoffentlich weiterhin ein bisschen euer Flöru – der Geschichten singt, erzählt, musiziert und der von dir jahrelang begleitet wurde. Ein leidenschaftlicher Musiker, der manchmal polarisiert, kritisiert, berührt, manche Leser nervt, aber hoffentlich auch inspiriert mit seinen Liedern. Ein Mensch, der einstecken kann, vergibt, dankbar ist, aber auch immer probiert hat, einen offenen Einblick zu geben in ein Leben voller Emotionen. Wie du, lieber Blick.

Danke für die vielen gemeinsamen Momente, die Höhenflüge und die Bruchlandungen. Ich hoffe, es gibt dich noch lange.

Alles Liebe und Gute, dein Flöru.

Ast A La Vista!

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