BLICK kehrt mit den Dorfbewohnern nach Bondo zurück
Vor der Dorfbeiz fallen sie sich in die Arme

Um acht Uhr gab die Polizei die provisorische Brücke nach Bondo frei. Die ersten Einwohner kehrten in ihre Heimat zurück. Unter Ihnen auch Donato Salis (55) – der Wirt der Dorfbeiz.
Publiziert: 14.10.2017 um 16:23 Uhr
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Aktualisiert: 30.09.2018 um 15:37 Uhr
Sven Forster

In der Dorfbeiz fielen sich sich Bewohner von Bondo in die Arme. Ab 14 Uhr strömte ein grosser Teil der Einwohner endlich wieder zu Donato Salis (55): «Es gibt Wein und Kastanien, ein gemütliches Zusammensein.» Auch der Wirt ist erst heute morgen wieder nach Hause zurückgekehrt. 52 Tage nachdem ein Bergsturz am Pizzo Cengalo und eine Schlammlawine das Dorf zerstört haben.

Fahrzeugweise kehrte heute morgen in der grünen Zone in Bondo der alltägliche Rhythmus wieder ein. Um acht Uhr gab die Polizei die provisorische Brücke zum abgesperrten Dorf – immer mehr Menschen kehren in ihre Heimat zurück. Salis (55) war einer der ersten.

Der Wirt, des einzigen Restaurants in Bondo, betrat seine Wohnung, warf die mitgenommen Kleider in die Ecke und machte sich sofort an die Arbeit. Kurz nach der Katastrophe fürchtete Salis noch um seine Existenz: «Ich weiss nicht, ob ich hier eine Zukunft habe», sagte er damals zu BLICK. Von dieser Angst ist heute nicht mehr viel zu spüren.

Der Wirt von Bondo glaubt wieder an sein Dorf: «Es gibt einen Verlust in der Kasse, aber das wird schon von der Gemeinde und anderen Organisationen getragen.» Er sagt: «Man muss jetzt weiterschauen und wieder arbeiten.»

Die vergangenen sieben Wochen lebte Salis bei Verwandten in einer nahen Gemeinde. Von Zuhause nahm der 55-Jährige nur ein paar Schuhe und diverse Kleider mit.

Beste Stimmung in der Dorfbeiz

Im Laden konnte er nach dem Felssturz noch für Ordnung sorgen. Er sagt: «Einige vergängliche Lebensmittel schickte ich an den Hersteller zurück. Heute Morgen habe ich schon diverse Artikel wieder aufgefüllt.»

Obwohl er im Frühling einen erneuten Felssturz erwartet, blickt Salis fröhlich in die Zukunft. «Ich bin zuversichtlich, dass alles wieder gut wird.» So sehen es auch die anderen Zurückgekehrten in der Beiz. Die Stimmung ist bestens, die Dorfbewohner freuen sich auch über die vielen Spenden aus nah und fern. Aktuell zum Beispiel über 15'000 Franken, gesammelt vom Bobclub Bivio oder über die 10'000 Franken von der Gemeinde Surses.

Wo sind die Katzen-Babys?

Auch Fausto Picenoni (52) kehrte mit Anhänger und Auto zurück in seinen Heimatort. Bislang durfte er nur nach Hause um Blumen zu giessen und Habseligkeiten mitzunehmen. Dazu kam noch die Fütterung der Katze: «Wir haben die Katze nicht weggebracht und jetzt hat sie auch noch Kleine gekriegt.» Von den Babybüsis fehlt jedoch jede Spur. «Wir haben die Kleinen noch nicht gefunden.»

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Das grosse Wiedersehen vor der Dorfbeiz: Die Bewohner von Bondo fallen sich in die Arme

Die Flucht empfand Picenoni als tragisch: «Besonders für ältere Leute war es grausam.» Die wichtigsten Gegenstände für den Bündner waren Fotoalben. «Dinge, die man auch mit Geld nicht mehr zurückkriegt.»

Ihm ist bewusst, dass es zu weiteren Felsstürzen kommen könnte. Er sagt: «Wir hoffen, dass die nächsten Felsstürze nicht mehr bis ins Dorf reichen.» 

Doch im Moment ist für Piccoli, seine Familie und das ganze Dorf nur eines wichtig: In Bondo soll wieder der normale Alltag einkehren!

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