300 Personen besuchten am Dienstagabend in Vicosoprano im nördlichen Bergell einen Informationsabend zur Situation rund eine Woche nach dem Felssturz. Dabei wurde klar, dass eine Rückkehr der Dorfbewohner so rasch nicht möglich sein wird.
Der Bündner Regierungsrat Mario Cavigelli erklärte dem interessiertem Publikum, in Bondo werde nun die Interventionsphase abgelöst durch die Rekonstruktionsphase. Diese könne drei, vier oder noch mehr Jahre dauern.
Zeitpunkt der Rückkehr offen
«Wir sind hier, um Bondo optimal zu unterstützen», sagte Regierungsrat Christian Rathgeb der Bevölkerung. Er kündigte an, dass demnächst leistungsfähige Maschinen zum Einsatz kämen. In Bondo geht es vor allem darum, dass Auffangbecken beim Dorf von angeschwemmtem Material zu räumen.
Eine allfällige Rückkehr der Dorfbewohner in die Häuser sei grundsätzlich erst möglich nach der Räumung dieses Auffangbeckens, erklärte Cavigelli am Rande der Veranstaltung der Nachrichtenagentur sda. Ein verbindlicher Zeitpunkt für die Rückkehr wurde an der Veranstaltung nicht genannt.
200'000 Kubikmeter Material
Es droht weiterhin die Gefahr neuer Murgänge. Solange diese besteht, müssen die Arbeiter im Stande sein, rasch das Auffangbecken zu verlassen. 200'000 Kubikmeter Material müssen abgetragen und auf eine Deponie im nördlichen Bergell verfrachtet werden. Nach neuen Messungen sind letzten Mittwoch am Piz Cengalo nicht - wie geschätzt - vier Millionen Kubikmeter Fels abgebrochen sondern drei Millionen.
Anna Giacometti, Gemeindepräsidentin von Bregaglia, zu der Bondo gehört, lobte die grosse Solidarität von aussen. Auch die Bündner Regierung zeigte sich hilfsbereit und sprach eine finanzielle Hilfe von 800'000 Franken, um erste Rechnungen zu bezahlen.
Einer der grössten der letzten 100 Jahre
Bei einem der grössten Bergstürze in der Schweiz seit über 100 Jahren waren am letzten Mittwochvormittag drei Millionen Kubikmeter vom Piz Cengalo abgebrochen. Eine Kombination von auftauendem Permafrost und Wasserdruck wird als Ursache vermutet.
Wahrscheinlich acht Menschen wurden verschüttet und verloren ihr Leben: vier Deutsche, zwei Österreicher und zwei Schweizer aus dem Kanton Solothurn. Die Suche nach den Vermissten wurde inzwischen eingestellt.
Im Rahmen der Abklärungen zum Unglück wird unter anderem der Frage nachgegangen, ob im Gebiet seitens der Gemeinden ausreichend auf die Naturgefahr eines Bergsturzes hingewiesen wurde. Der Piz Cengalo stand unter Beobachtung seit dem Absturz von Ende 2011, als am gleichen Ort 1,5 Millionen Kubikmeter Fels wegbrachen. Dieser Bergsturz hatte sich damals weitgehend unbemerkt ereignet. (SDA)
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