Die Bewohner von Saas-Grund VS haben es nur modernster Technik und dem Zufall zu verdanken, dass sie rechtzeitig vor dem Gletscherabbruch evakuiert wurden. Ein teures Radargerät, das die Fliessgeschwindigkeit des Triftgletschers misst, half dem ETH-Professor und Glaziologen Martin Funk, den Abbruch vorauszusagen. Das Radargerät war jedoch erst am Donnerstag installiert worden, wie der «Tages-Anzeiger» heute berichtet.
Radar kostete 400 Franken pro Tag
Nachdem sich ein Teil der vergletscherten Nordflanke des Weissmies gelöst hatte, installierte im Sommer 2014 die Gemeinde Saas-Grund ein Radargerät, das die Verformung des Geländes registriert und daraus die Geschwindigkeit ableitet, mit der sich der Gletscher bewegt.
400 Franken kostete der Betrieb des Geräts pro Tag – und drei Jahre lang passierte nichts. Also entschlossen sich Gemeinde, Kanton und Bahnbetreiber, das Gerät abzumontieren. Ersetzt wurde es durch eine Kamera, die jede Stunde ein Bild macht.
Vor drei Wochen merkte Glaziologe Funk, dass sich der Gletscher wieder schneller zu bewegen begann, und wollte den Radar erneut installieren lassen. Nur: Der letzte verfügbare Radar wurde nach dem Felssturz in Bondo GR aufgestellt, wie der «Tages-Anzeiger» schreibt.
Triftgletscher schrumpft seit 1986
Schliesslich besorgte sich Funk in Deutschland einen Radar und platzierte ihn am Donnerstag. Er merkte, dass der Gletscherabbruch unmittelbar bevorstand. Funk sagt zur Zeitung: «Ohne den Radar hätte man die Lawine nie so genau vorhersagen können.»
Der Triftgletscher mit einem Ausgangspunkt am Gipfel des Weissmies auf 4020 Metern Höhe geht seit 1986 kontinuierlich zurück. Insgesamt ist er bis 2015 um mehr als zwei Kilometer geschrumpft, wie die Statistik zeigt. Er hat noch eine Länge von etwa 2,5 Kilometern und bedeckt rund 2,5 Quadratkilometer Fläche.