Im Bergell ist der Tourismus am Boden
Bergsturz zerstört das Geschäft

Viele Touristen meiden seit dem Bergsturz in Bondo GR das Bergell. Keiner will Ferien in einem Katastrophengebiet machen. Darunter leidet jetzt die ganze Tourismusregion.
Publiziert: 09.10.2017 um 11:36 Uhr
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Aktualisiert: 04.10.2018 um 19:12 Uhr
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Christian Speck (47) kämpft mit Stornierungen und dramatisch sinkenden Buchungszahlen.
Foto: Anian Heierli
Anian Heierli

Die Kastanien sind reif, die Sonne scheint und in den Beizen serviert man Bündner Wild. Trotzdem herrscht im Bergell GR gähnende Leere. Viele Gäste meiden das Tal nach dem Bergsturz in Bondo GR – aus Respekt und um nicht als Katastrophentourist zu gelten. Nur damit ist keinem geholfen. Im Gegenteil: Die Hoteliers kämpfen gegen sinkenden Buchungszahlen. Das ist schlimm für die Region, die vom Tourismus lebt.

«60 Prozent weniger Gäste»

Besonders hart trifft es Christian Speck (47) vom Palazzo Salis in Soglio GR: «Wegen des Bergsturzes verloren wir etwa 60 Prozent der Gäste», sagt er zu BLICK. Nach der Katastrophe war das Dörfchen einige Tage abgeschnitten. Doch der Verkehr läuft wieder: «Leider ist das nicht überall angekommen», sagt Speck. «Viele denken, wenn die Leute leiden, möchte ich hier keine Ferien machen.» Täglich muss er darum Stornierungen entgegennehmen. «Wer trotzdem kommt, unterstützt die Menschen hier!» Und: «Nicht das ganze Bergell ist ein Katastrophengebiet!»

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Im historischen Hotel Palazzo Salis kümmern sich 15 Mitarbeiter um die Gäste. «Wir brauchen immer Personal, auch wenn die Betten leer stehen», so Speck. Für das noble Haus sind die hohen Fixkosten besonders bitter: «Was jetzt in der Kasse fehlt, hole ich nicht mehr rein.»

«Die Herbstferien sind extrem wichtig»

Auch im Hotel Corona in Vicosoprano GR sind nicht alle Tische gedeckt. «Das Unglück in Bondo merkten wir sofort», sagt Inhaber Aldo Petti (64). «Viele haben ihre Ferien storniert. Vor allem die, die das Tal nicht kennen.» Dafür hat er Verständnis. Doch nun hofft er auf neue Gäste: «Die Herbstferienzeit ist für uns extrem wichtig. Im Winter ist es hier ruhig.»

Beinahe jedes Dorf im Bergell ist betroffen. In Angela Gianottis (55) Ristorante Garni Post in Castasegna GR  kommen kaum noch Touristen. Trotzdem ist sie optimistisch, serviert reichlich Mittagessen und hat sogar warme Betten. Sie profitiert von den Arbeitern, die in Bondo aufräumen. Die Männer können sich das preiswerte Hotel leisten.

Robert Keiser macht trotz Bergsturz Ferien

Doch was ist, wenn die Arbeiter weg sind. Feriengast Robert Keiser (57) aus Langenthal BE macht sich keine Sorgen. Für ihn ist klar: «Die Landschaft im Bergell ist toll, die Leute sind offen, und es hat viele Events.» Er kommt seit acht Jahren regelmässig. Selbst ein Bergsturz hält ihn nicht davon ab. 

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