Trumps riskante Malaria-Wette
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Angebliches Corona-Medikament:Trumps riskante Malaria-Wette

Streit um angebliches Medikament gegen Corona
Trumps riskante Malaria-Wette

US-Präsident Donald Trump bewirbt das Malaria-Medikament Hydroxychloroquin mittlerweile täglich als Wunderwaffe gegen Corona. Seine Experten warnen jedoch eindringlich vor einer Einnahme. Der Streit ist am Wochenende eskaliert.
Publiziert: 08.04.2020 um 10:39 Uhr
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Aktualisiert: 08.04.2020 um 18:37 Uhr
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Washington: US-Präsident Donald Trump während seines Corona-Updates am Dienstag.
Foto: AFP
Nicola Imfeld aus San Diego (USA)

Donald Trump (73) soll nur selten im berühmt-berüchtigten Situation Room im Weissen Haus anzutreffen sein. Dort fällen die US-Präsidenten jeweils die ganz wichtigen Entscheidungen – beispielsweise die Ermordung eines Terrorfürsten wie Osama Bin Laden (2011) oder Abu Bakr al-Baghdadi (2019). Am Sonntag soll Trump der «New York Times» zufolge aber wieder mal den Situation Room betreten haben. Dort lief gerade eine Sitzung seiner Corona-Taskforce (deutsch: Einsatzgruppe). Trumps Mission: Das Malaria-Medikament Hydroxychloroquin zu bewerben.

Einen Tag davor, am vergangenen Samstag, eskalierte der Streit um die angebliche Wunderwaffe im Kamp gegen Covid-19 in seiner Taskforce: Trumps enger Vertrauter und Handelsberater Peter Navarro (70) soll US-Medien zufolge während des Meetings einen Stapel voller Akten präsentiert haben, die angeblich die Wirksamkeit von Hydroxychloroquin beweisen würden.

Anthony Fauci (79), der oberste Immunologe der USA, soll entnervt erwidert haben: «Wovon reden Sie da?» Navarro fühlte sich von der Frage provoziert und habe dem Corona-Experten Fauci lautstark Vorwürfe gemacht. Letztlich mussten Vizepräsident Mike Pence (60) und Trumps Schwiegersohn Jared Kushner (39) die Streithälse beruhigen. Peter Navarro bestätigte den Streit am Montag in einem Interview gegenüber CNN.

Trump: «Ich würde es selber nehmen»

Die Auseinandersetzung am Samstag war der Höhepunkt im Tauziehen um das Malaria-Medikament, der seit Wochen die Taskforce und die Regierungs-Experten beschäftigt. Als Trump am Sonntag überraschend im Situation Room vorbeischaute, um seine Sicht der Dinge darzulegen, wurde er wie so oft in dieser Frage eines Besseren belehrt. Die Experten rund um Anthony Fauci haben ihn laut der «New York Times» darauf hingewiesen, dass es noch keine klinische Studien geben würde. Ausserdem gebe es den Verdacht, dass das Medikament als Nebenwirkung Herzprobleme hervorrufen könnte. Trump soll verständnisvoll geantwortet haben.

Wenige Augenblicke später, in der Pressekonferenz am Sonntag, bewarb der US-Präsident Hydroxychloroquin dennoch wieder. «Was hat man zu verlieren?», fragte er fünfmal in die Runde. Man solle es versuchen, wenn man möchte. Am Montag doppelte Trump vor versammelter Journalistenschar nach: «Ich würde es selber nehmen, wäre ich an Covid-19 erkrankt.» Der US-Präsident verweist dabei immer wieder auf Beobachtungen aus aller Welt, die sehr vielversprechend seien. «Ich bin ja kein Doktor, aber ich habe gesunden Menschenverstand.»

Trump spricht in den letzten Tagen nicht nur viel über das Malaria-Medikament, er hat auch bereits gehandelt. Die Bundesregierung würde derzeit fast 30 Millionen Pillen mit dem Wirkstoff horten, gab er am Sonntag bekannt. In einigen Spitälern, vor allem im krisengeschüttelten Bundesstaat New York, wird Hydroxychloroquin auch bereits eingesetzt.

Das sagen die Wissenschaftler

Anthony Fauci und andere Wissenschaftler kämpfen weiterhin gegen das Malaria-Medikament an. Der Immunologe mit Schweizer Wurzeln hat bereits mehrfach Zweifel an der Wirksamkeit des Medikaments beim Einsatz gegen das Coronavirus geäussert. «Die Daten sind wirklich, bestenfalls, nur andeutend», sagte er. «Es hat Fälle gegeben, die zeigen, dass es einen Effekt geben könnte, und es gibt andere, die zeigen, dass es keinen Effekt gibt.» Trump scheinen solche Äusserungen nicht zu gefallen. Am Sonntag verbot er Fauci kurzerhand, auf eine entsprechende Frage eines Journalisten zu reagieren. «Er hat das doch schon 15 Mal beantwortet», fauchte Trump.

Auch andere Stimmen aus Wissenschaft und Forschung mahnen zur Vorsicht beim Umgang mit Hydroxychloroquin an. «Nur weil ein Medikament in einem Labor oder in einer Petrischale eine Wirkung zeigt, heisst das noch lange nicht, dass es beim Menschen unter den aktuellen Bedingungen eingesetzt werden kann», fasste Patrice Harris, Präsidentin der amerikanischen Ärztevereinigung, in einem CNN-Interview die Bedenken der Fachleute zusammen. Auch Harris warnte wie Fauci eindringlich vor Nebeneffekten des Medikaments.

Warum Trump das Medikament bewirbt

Weltweit sind derzeit klinische Studien zum Malaria-Medikament im Zusammenhang mit Covid-19 im Gang. Die Hoffnung lebt trotz aller Bedenken auch in Expertenkreisen, dass eine Corona-Behandlung mit Hydroxychloroquin positiv auf die Patienten wirken kann. Ein Nackenschlag folgte jedoch am Dienstagabend: Ein Krankenhaus in Nizza teilte mit, dass man die Behandlung aufgrund starker Nebenwirkungen unterbrechen musste.

Donald Trump dürfte solche Meldungen vorerst noch ignorieren. Der US-Präsident will sein Land «so schnell wie möglich wieder öffnen», wie er es selber zu sagen pflegt. Ein Medikament gegen Covid-19 würde dieses Unterfangen unterstützen. Allerdings nur, wenn es den Patienten auch tatsächlich hilft.

Corona-Krise in den USA

Die Corona-Krise in den USA schreitet weiter voran. Am Dienstagabend (Ortszeit) zählten die Behörden bereits rund 400'000 Infizierte und knapp 13'000 Todesopfer – das Land gilt mittlerweile als Epizentrum der weltweiten Pandemie.

Die Corona-Krise in den USA schreitet weiter voran. Am Dienstagabend (Ortszeit) zählten die Behörden bereits rund 400'000 Infizierte und knapp 13'000 Todesopfer – das Land gilt mittlerweile als Epizentrum der weltweiten Pandemie.

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