Die absoluten Corona-Zahlen sind in den USA verheerend: Am Montagabend (Ortszeit) gab es bereits knapp 800'000 Infizierte und über 42'000 Todesopfer – mehr als in jedem anderen Land. Seit über einer Woche sterben in Amerika rund 2000 Menschen pro Tag an den Folgen von Covid-19.
Trotz dieser Zahlen gibt sich US-Präsident Donald Trump (73) zum Start der Woche optimistisch. Bei seiner täglichen Corona-Pressekonferenz im Weissen Haus versprühte er Hoffnung. Die Corona-Hotspots New York, New Orleans und Detroit berichten in den vergangenen Tagen von «sehr rückläufigen Zahlen», so Trump. «Wir sind ermutigt, dass viele der am stärksten vom Virus betroffenen Gebiete die Wende geschafft zu haben scheinen.»
Trumps Schweiz-Vergleich
Der US-Präsident stört sich daran, dass man die USA international an den absoluten Zahlen messe. Er verwies am Montag auf 30 Bundesstaaten, die eine tiefere Infektionsraten aufweisen als zahlreiche europäische Länder. Zum Beispiel die Schweiz, die rund 3,5 Corona-Fälle auf 1000 Personen habe. Trump erwähnt in diesem Rechenspiel auch Deutschland, Grossbritannien, Frankreich, Italien, Irland, Belgien, Spanien, Norwegen, die Niederlanden, Österreich und Schweden.
Das Problem dabei: Trump blendet die 20 US-Bundesstaaten, die am stärksten betroffen sind, aus seiner Statistik aus. «Vergleicht man die am wenigsten betroffenen Gebiete des Landes mit viel breiteren Bevölkerungsschichten wie den europäischen Ländern, so findet man logischerweise niedrigere Infektionsraten», kritisiert die «Washington Post» Trumps Schweiz-Vergleich.
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Das Problem der Statistik-Vergleiche
In den USA hat sich in den vergangenen Tagen die statistische Auseinandersetzung akzentuiert. Während Trumps politische Gegner oft die absoluten Zahlen verwenden, nennen die Freunde des Republikaners lediglich die Pro-Kopf-Anzahl. So kann man ein deutlich schöneres Bild zeichnen: Die USA haben nämlich landesweit weniger Corona-Infizierte per 1000 Einwohner als die meisten europäischen Länder. Auch die Todesrate sticht heraus, die mit rund fünf Prozent in etwa gleich gross ist wie jene der Schweiz, deutlich geringer aber als jene von Italien (13,2 Prozent), Grossbritannien (13,3 Prozent) oder Belgien (14,6 Prozent).
Experten bemängeln derzeit aber sämtliche Rechenspiele. Weder mit der absoluten Zahl noch mit der Pro-Kopf-Statistik könne man Länder weltweit vergleichen. Das Problem: Die Teststufen unterscheiden sich von Land zu Land. Deutschland rangiert in der Testkategorie von «Forbes» weit oben, während in Grossbritannien vergleichsweise wenige Tests durchgeführt werden. Die USA befinden sich ebenfalls in der untersten Kategorie – obwohl das Land in den vergangen Wochen nach anfänglichen Schwierigkeiten breitere Tests durchführt.
Der Konsens der Experten: Erst im Sommer, nach der ersten Welle, kann man einen ersten internationalen Vergleich ziehen.