BMW-Grill im Wandel der Zeit
Das geht voll an die Nieren

Die Niere ist das Erkennungszeichen der Edelmarke BMW. Wir zeigen an zwölf Nieren-Meilensteinen seit 1933, wie sie einst eher zufällig entstand, sich wandelte – und dass gar nicht alle BMWs sie hatten.
Publiziert: 07.04.2022 um 03:29 Uhr
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Aktualisiert: 07.04.2022 um 07:40 Uhr
Timothy Pfannkuchen

1. BMW 303 von 1933

Foto: BMW

BMW-Modelle hatten erst einen normalen Grill. Dann kamen zweiteilige auf, nicht nur bei BMW: Der Aerodynamik wegen lief der Grill nun spitzer zu, was mit dem Mittelsteg simpler realisierbar war. Bei BMW blieb der Doppelgrill ab dem 303, prägte den 328 und bekam dann den Spitznamen: Nieren. Meist sagt man wie wir nur «die Niere».

2. BMW 507 von 1956

Foto: BMW

Nur 254 Stück konnten die Bayern vom 507 verkaufen. Die erste horizontale Niere war ein Hit, dieser grandiose (heute super teure) Roadster ein Flop: Mit dem (nierenlosen) Iso-Lizenzbau Isetta und dem veralteten «Barockengel» 501/502 grub der für BMW viel zu teure 507 am Pleitegrab: 1959 wäre BMW fast von Mercedes gekauft worden.

3. BMW 700 von 1959

Foto: BMW

Nanu? Der Retter von BMW – hatte keine Niere! Weil der BMW 700 als Käfer-Gegner mit Heckmotor antrat, brauchte er ja auch keinen Kühlergrill: Form folgt der Funktion. Nierenironie: Ohne diesen ganz zu Unrecht fast völlig vergessenen Erfolgstyp hätte die Marke BMW nicht überlebt, dann gäbe es heute auch keine Niere als Markenzeichen.

4. BMW 1500 von 1962

Foto: Hardy Mutschler/BMW

Die sogenannte Neue Klasse war Klasse: Die Typen 1500 sowie 1600, 1800 und 2000 schufen den Ruf als Sportlimousinen-Marke. Der 5er-Urahn etablierte die Niere als Prestigesymbol im Rückspiegel von Opel Rekord und Co. Kein Wunder: Der 2000 tii hatte 130 PS. Zum Vergleich: Der Basis-911er-Porsche hatte seinerzeit nur 110 PS.

5. BMW Garmisch von 1970

Foto: BMW

Huch! Beim Garmisch wollte die Italo-Designschmiede Bertone 1970 mal zeigen, was nierentechnisch geht. BMW war begeistert, kaufte die Studie und liess sich am ersten 5er (E12, 1972) inspirieren. Nur nicht nierentechnisch, hier blieb es ein Einzelstück. Das Auto im Bild ist übrigens ein BMW-interner Nachbau, das Original verschollen.

6. BMW M1 von 1978

Foto: BMW

Mit dem M1 bewies BMW: Selbst en miniature bleibt die Niere unverkennbar. Der (bei Lamborghini nach BMW-Vorgabe entwickelte!) M1 war Zukunft pur: Die 460 gebauten M1 waren Technologieträger und Traumwagen mit 277 PS für seinerzeit irre 262 km/h. Als «Art Car» wurde ein von Andy Warhol (1928–1987) gestalteter M1 gar zu Kunst.

7. BMW 750i von 1987

Foto: BMW

Die XL-Niere der Neuzeit (siehe Punkt 10.) ist keine neue Idee: Schon am ersten V12 der Nachkriegszeit, dem Top-7er 750i (und später am V8), durfte es mehr Niere sein. Dieser 7er schloss im Prestige (wenn auch nicht im Verkauf) zur Mercedes-S-Klasse (noch ohne V12) auf. Die Niere sagte: «300 PS, geh' weg von meiner linken Spur!»

8. BMW 3er von 1990

Foto: Uwe Fischer/BMW

Mit dem dritten 3er (E36) entwickelte BMW die Niere stark weiter: Die Lichter sassen jetzt unter einem gemeinsamen Glas, und die Niere dazwischen war in Wagenfarbe eingefasst. Ob 5er, 7er, Z3, erster X5 oder der nachfolgende 3er: Sie alle liessen sich in den 1990er-Jahren dann diese Erfolgsniere (hier an einem M3) transplantieren.

9. BMW i3 von 2013

Foto: Timothy Pfannkuchen

Form folgt Funktion – der Ingenieurs-Leitspruch muss sich im Elektro-Zeitalter dem Marketing beugen: Als erster BMW hatte der elektrische i3 eine geschlossene Niere, weil Elektromotoren schlicht gar keine Luft ansaugen und es nicht mehr viel zu kühlen gibt. Die Niere ist jetzt nur noch Designelement, hier mit blauen Elektriker-Akzenten.

10. BMW X7 von 2019

Foto: Daniel Kraus/BMW

Weshalb von Audi über Lexus bis Mercedes die Kühlergrills fetter werden? Weil man auf dem grössten Automarkt China oder auch in den USA gerne zeigt, wie viel Kohle man hat. Die XXL-Niere am XXL-SUV X7 wirkt, als könne man auch Bratwürste darauf grillieren. Kurz darauf folgte ähnlich der 7er, der Blick titelte dazu «Nierenversagen».

11. BMW 4er von 2020

Foto: Martin A. Bartholdi

Kaum hatten wir den XXL-Grill (siehe 10.) verdaut, folgten die «Hasenzähne», wie die Szene spottet. Das aktuelle 4er Coupé (Bild) trägt sie, auch M3 und M4. Aber wie am X7, so hier: Real sieht dieser (Niere-)Stein des Anstosses viel besser aus als auf Fotos. Und plötzlich denken wir: Kam diese Form vom 1970er-BMW Garmisch (siehe 5.)?

12. BMW iX von 2021

Foto: BMW

Der iX ist seit 2021 das Elektro-Flaggschiff der bayerischen Marke. Der fast fünf Meter lange E-SUV kommt bis zu 630 Kilometer weit, kostet mindestens 98'700 Franken und interpretiert die Niere – gelinde gesagt – mutig. Vertikal und gross – fast wie einst der 303 (siehe 1.). Und wie weiter? Am nächsten 7er könnte die Niere noch fetter werden.

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