Ein Art Car kaufen? Normalerweise chancenlos. Nicht nur, weil sie so selten sind. BMW zum Beispiel hat seit 1975 keine 20 Art Cars von Künstlern wie Andy Warhol (1928–1987) gestalten lassen – unverkäuflich. Würde Warhols M1 von 1979 versteigert, fiele der Hammer laut Experten wohl bei 60 Millionen Franken.
Immerhin von 200'000 US-Dollar (ca. 184'000 Fr.) waren es nun bei der Online-Versteigerung des Schweizer Art Cars. Für Porsche Schweiz hatte Richard Phillips (59) den elektrischen Taycan zu seiner rollenden Leinwand gemacht. Schon einmal hatte der New Yorker (USA) Maler, einer der wichtigsten Hyperrealisten, einen Porsche gestaltet. Philipps ist Porsche-Fan, hat einen alten 911er und fuhr früher Rennen. Sein erstes Art Car war ein Rennwagen und somit unverkäuflich. Der Taycan aber wurde nun versteigert.
Art Car mit Thurgauer Seele
Die Charity-Versteigerung des Auktionshauses RM Sotheby’s lief online. Wo auch immer das Art Car landet, der Erlös bleibt hier: Er geht an den gemeinnützigen Verein Suisseculture Sociale, der hiesige Kunstschaffende unterstützt – ein für die von der Pandemie schwer getroffene hiesige Künstlerszene bedeutender Beitrag.
Das Besondere aus Schweizer Sicht ist nicht nur dies und dass es ein Auto und eine Idee von Porsche Schweiz ist: Das Taycan Art Car hat eine Schweizer Seele. Das im Zürcher «Leuehof» auf den Taycan folierte Blumengemälde ist Phillips’ Werk «Queen of the Night». Dieses wiederum ist Phillips' Hommage an den vor allem für Landschaftsbilder bekannten Thurgauer Adolf Dietrich (1877–1957).
Ein Kunstwerk mit 571 PS
Der Taycan 4S (ab 129'100 Fr.) ist auch technisch sowas wie Moderne Kunst: Das Art Car hat neben weiteren Extras den «Performance-Plus»-Akku, womit die 571 E-PS (420 kW) starke Allrad-Sportlimousine 389 bis 464 Kilometer an Reichweite hat und in 4,0 Sekunden auf Tempo 100 saust. Mal schauen, ob das elektrische Einzelstück in einer Kunstsammlung verschwindet oder auch mal auf die Strasse darf. «Ich hoffe inständig, dass dieser Taycan gefahren wird», sagt der Künstler und Ex-Porsche-Hobbyrennfahrer Phillips, «dazu ist ein Porsche schliesslich da.»
Am Ende könnte man höchstens einwenden, ob Autos Kunst sein können. Aber selbst der Tempel der Gegenwartskunst, das New Yorker Museum of Modern Art (MoMA), ist da seit 1972 eindeutiger Meinung: Autos zählen zur Sammlung – und auch Werke von Richard Phillips hat das MoMA schon gezeigt. Apropos Moderne: Phillips' Unterschrift wird beim Türöffnen beim Art Car auf den Boden projiziert.
