Messi hier, Messi da, Messi überall. Auch zwei Wochen nach dem WM-Final gibt es kaum ein anderes Thema. Beim Bäcker, am Stammtisch, beim Hundespaziergang. Entzückung überall.
Überschattet wird das nur durch den Tod von Pelé. Vom Abschied eines Mannes, der neben Muhammad Ali ein Held unserer Jugend war. Dank ihm haben wir gewusst, dass auf der ganzen Welt Fussball gespielt wird. Dank ihm haben wir gewusst, dass es das riesige Land Brasilien gibt.
Die Schönheit des Spiels, das «Jogo Bonito», die tänzerische Leichtigkeit des Seins. Sie hat ihren Ursprung im Reich des Königs. In unseren jugendlichen Vorstellungen gab es in Brasilien nur junge Buben, die den ganzen Tag an der Copacabana Fussball spielen. Und tänzelnde Traumfrauen mit Federboas, die Samba tanzen.
Pelé war mehr als ein Held
Brasilien wurde dank Pelé zum Sehnsuchtsort aller Fussballfans. Pelé gibt es, seit wir denken können. Und dank ihm wissen wir auch, dass der Fussball für viele Menschen die Chance zum sozialen Aufstieg ist.
Weil er als Kind nie Schuhe hatte, hat Pelé Schuhmacher gelernt. Und später, als er auf Vermittlung von Aussenminister Henry Kissinger zu New York Cosmos ging, da hat er auch die USA auf die fussballerische Landkarte gebracht. 4,5 Millionen Dollar haben sie ihm da für zwei Jahre bezahlt. Mehr als er in seiner ganzen Karriere zuvor verdient hatte.
An der Seite von Franz Beckenbauer ist er so auch zu einem Pionier der Kommerzialisierung geworden. Und er hat es im Gegenzug zu Diego Maradona geschafft, als ewiger Gentleman in die Geschichte einzugehen. Aber auch Pelé hatte unzählige Affären und war dreimal verheiratet. In unserem Vorstellungsvermögen gibt es Pelé, seit der Ball rollt. Jetzt ist ein Monument weniger. Die Zeit nimmt uns alle Helden.
Der König ist tot. Es lebe der König. Und der heisst jetzt unangefochten Lionel Messi. Er ist der Mann des Jahres. Sein Name wird zum geflügelten Wort. Pelé, die mystischen vier Buchstaben haben sich in unserem Kopf derart festgesetzt, dass wir sie wohl auch bei fortgeschrittener Demenz nicht vergessen und auf Knopfdruck abrufen könnten.
Jetzt kommt Messi dazu. Fünf andere magische Buchstaben verankern sich in allen Hirnwindungen. Und verfolgen einen bis tief in die Nacht.
Plötzlich träumt man von der Kindheit. Als man als Ministrant fünfmal die Woche in die Frühmessi musste. Dort hat der Messidiener dem Pfarrer jeweils den WM-Pokal mit Weisswein gefüllt. Und ich habe das Ritual mit dem Glöcklein begleitet.
Dann träumt man wirr weiter. Dass man die Ferien plötzlich in Messipotamien verbringt. Oder im schottischen Hochland. Bei Loch Messi. Oder an der Frankfurter Buchmessi.
Oder man träumt von einem schicken neuen Auto. Einem Messiedes zum Beispiel. Ja, man wird zum Wort-Messi. Und kann nichts dafür.
PS: Wenn Sie wollen, können Sie diese Kolumne per Messinger Ihren Freunden schicken.