Übrigens – die Kolumne
Matthias Hüppi ist kein Eunuch

St. Gallen stand vorübergehend an der Tabellenspitze. Es ist der Lohn für eine schon fast märchenhafte Entwicklung. Die Kolumne von Reporter Felix Bingesser.
Publiziert: 11.09.2022 um 18:41 Uhr
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Aktualisiert: 30.09.2022 um 09:08 Uhr
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Felix Bingesser, Blick-Reporter.
Foto: Thomas Meier

Der eine Satz von Ottmar Hitzfeld ist auch Jahre, nein Jahrzehnte danach noch immer präsent. «Ihr Sportjournalisten seid wie Eunuchen. Ihr wisst, wie es geht, aber ihr könnt es nicht», hat Hitzfeld damals zwei Journalisten der nörgelnden Regionalzeitung an den Kopf geworfen. Aber immerhin ein wenig gelächelt dazu.

Natürlich hat das mehr als einen kleinen Kern Wahrheit. Sportjournalisten beobachten, schauen, wie sich etwas entwickelt, und sagen danach, wie man es besser hätte machen können. Den Beweis, es besser zu können, oder überhaupt zu können, den müssen sie nicht antreten.

Matthias Hüppi war Sportjournalist. Und hat in dieser Funktion beobachtet und auch kritisiert. An seiner Seite Alain Sutter, der ebenfalls lange Jahre Tipps gegeben hat, wie man es eigentlich machen müsste.

Und dann geht dieses Duo in die Verantwortung. Und widerlegt die These von Ottmar Hitzfeld derart überzeugend, wie es nicht einmal die kühnsten Optimisten erwartet hätten. Was das Duo Hüppi/Sutter in St. Gallen mit Herzblut, mit hohem Engagement, mit Gespür und Geschick in den letzten Jahren aufgebaut hat, ist nur eins: grossartig!

Da geht es nicht nur um den sportlichen Erfolg. Es geht auch um Basisarbeit. Um die Verankerung des Klubs bei den Menschen in der Region. Um die Ruhe und die Souveränität, die dieses Duo auch in Krisensituationen nicht nur ausstrahlt, sondern auch überzeugend lebt.

Der Kybunpark ist zum Erlebnispark geworden. Nirgendwo anders im Land wird spektakulärerer (und derzeit auch erfolgreicherer) Fussball geboten als beim ältesten Klub der Schweiz.

Als das Duo Hüppi/Sutter den Vertrag mit Trainer Peter Zeidler gleich um fünf Jahre verlängert hat, da hat man wieder etwas erstaunt die Augenbrauen hochgezogen. Wollen die den Fussball neu erfinden? Wollen die die Gesetzmässigkeiten des Geschäfts aushebeln?

Es hat sich gelohnt. Fussballlehrer Zeidler aus Stuttgart überzeugt mit seiner Philosophie. Sein aggressiver und mutiger Vorwärtsfussball, dieses aufopfernde Pressing, diese Solidarität im ganzen Gefüge begeistert immer wieder von neuem.

Zeidler und Alain Geiger sind die dienstältesten Trainer der Super League. Und stehen ganz vorne. Kontinuität mit den richtigen Leuten ist auf Dauer ein Erfolgsfaktor.

Ein Präsident wie Hüppi, ein Sportchef wie Sutter, ein Trainer wie Zeidler und ein Leithammel wie Lukas Görtler. Wer vier Asse in der Hand hat, der kann sich beruhigt an jeden Pokertisch setzen. Zumal Görtler der Spieler ist, der in allen Beziehungen die grössten Leaderqualitäten auf Schweizer Plätzen hat.

Matthias Hüppi ist kein Eunuch. Er weiss, wie es geht. Und er kann es auch. Das hat er eindrücklich bewiesen. Und das beschert dem FCSG rosige Aussichten. Schon diese Saison wird zum Spiel ohne Grenzen.

Hüppi, Hüppi, Hurra!

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