Kommentar
Das Herz auf der Zunge

Joel Wicki kann den Titel «Erstgekrönter» schreddern. Jetzt ist er König. Der Kommentar von Reporter Felix Bingesser.
Publiziert: 28.08.2022 um 23:16 Uhr
|
Aktualisiert: 29.08.2022 um 08:43 Uhr
1/13
Die Krönung: Joel Wicki ist der neue Schwingerkönig.
Foto: Sven Thomann

«Das Michelin-Männchen aus dem Entlebuch fegt wie ein Orkan über Zug hinweg.» Das steht im Sonntagsblick vom 25. August. Vier Blitzsiege nach dem ersten Tag. Niemand scheint Wicki auf dem Weg zum Königstitel aufhalten zu können.

Und dann beisst er sich an Christian Stucki die Zähne aus. Er hat gleich viele Punkte wie Stucki. Und wird Erstgekrönter.

Erstgekrönter ist eine Auszeichnung, die keiner haben will. Entweder König oder Hofnarr. Jetzt ist Wicki König. Und das ist in jeder Beziehung hochverdient.

Sportlich lässt Spektakelschwinger Wicki keine Wünsche offen. Seine Kraft und seine Dynamik machen die Nachteile in der Grösse und im Gewicht wett.

Und Wicki ist mit seinem bodenständigen Entlebucher Naturell, mit seiner offenen und direkten Art auch als Persönlichkeit ein würdiger Thronfolger von Christian Stucki. Ein König, der das Herz auf der Zunge trägt. Das passt passt zum Schwingen.

Die Innerschweiz wird das Kraftpaket auf Händen tragen. Der grösste Teilverband führt erst einen einzigen Königstitel in seiner Statistik. Das ist das vielleicht skurrilste Faktum in der Historie des Schwingsports. Wicki hat die Anzahl der Königstitel zumindest mal verdoppelt.

Pratteln war – abgesehen von einigen infrastrukturellen Mängeln und ein wenig zu viel künstlichem inszeniertem Halligalli – ein guter Gastgeber. Rein sportlich und emotional mit all den gestrauchelten Topfavoriten und den vielen Überraschungen war es gar grossartig. Strittige Entscheidungen des Kampfgerichts sind bedauernswert. Aber Teil des Geschäfts.

Der Schwingsport boomt weiter. Und die Dimension des Eidgenössischen bleibt gigantisch.

Fehler gefunden? Jetzt melden

Was sagst du dazu?