Endlich ist er am Ziel: Joel Wicki (25) ist neuer Schwingerkönig! Der Entlebucher setzt sich in Pratteln BL die Krone auf! Dank Siegen über Aeschbacher, Alpiger, Rychen, Odermatt und Burger zieht er in den Schlussgang ein. Dort muss der bedauernswerte Matthias Aeschbacher (30) noch einmal dran glauben: Der Berner liefert sich mit dem Kraftpaket aus Sörenberg ein grosses Duell.
Der Kampf wogt hin und her, beide müssen sich in extremis vor dem entscheidenden Taucher ins Sägemehl retten. Doch dann gelingt Wicki der grosse Wurf: Zum zweiten Mal an diesem Sonntag schickt er Aeschbacher ins Baselbieter Sägemehl und macht sich zum König!
«Der Körper war durch»
Wicki beschreibt den unfassbaren Abnützungskampf im Schlussgang: «Ich hatte das Gefühl, nach dem argen Bedrängnis wieder in den Gang zurückzukommen. Der Körper war durch, aber der Kopf sagte, dass ich so nicht verlieren kann.»
Von Aeschbacher wurde er bis aufs Letzte gefordert. Wicki lobt seinen Schlussgang-Gegner: «Er ist ein super Schwinger und super Schwinger-Kamerad. Er hätte es auch mehr als verdient.»
Grosse Genugtuung nach Zug
Es ist der grösste Tag in Wickis Karriere. Einer, auf den er drei Jahre lang hingefiebert hat. Da wurde ihm schon einmal der Speck durch den Mund gezogen, alles war angerichtet gewesen für ihn, der beim Innerschweizer Heim-Eidgenössischen in Zug am ersten Tag durchmarschiert war.
Mit Vorsprung stieg er in den Schlussgang gegen Christian Stucki und liess sich dort nach wenigen Sekunden erwischen. Aus der Königs-Traum. Wicki blieb das Trostpflaster vom Erstgekrönten. Immerhin – aber natürlich nicht genug. Jetzt gelingt der grosse Wurf, Wicki sagt: «Mir war es wichtig, nicht zu viel in der Vergangenheit zu schweben»
Endlich wieder ein Innerschweizer
Der Baumaschinenmechaniker, der schwere Maschinen und die Jagd liebt, holt also Verpasstes nach. Nebenher schreibt er Geschichte: Er ist der erste Innerschweizer König seit Harry Knüsel 1986 in Sion, der zweite in der stolzen Geschichte des Innerschweizer Verbandes überhaupt.
Er beendet damit auch die Berner Vorherrschaft: Seit Kilian Wengers Triumph 2010 in Frauenfeld stellen die Mutzen alle Schwingerkönige: Auf Wenger folgten Matthias Sempach, Matthias Glarner und Christian Stucki.
Nun hat Wicki, der mit seinen 1,83 m gegen die ganzen Riesen an der Spitze des Schwingsports manchmal wie ein Zwerg wirkt, auch diese Serie beendet und sich selber in neue Sphären katapultiert. Der kleine Wicki ist der Grösste!
Jetzt wird in Pratteln gefeiert
Und wie feiert ein frischgebackener Schwingerkönig den Triumph, in seiner Heimat Entlebuch? Wicki bleibt erst mal in Pratteln!
Am Sonntagabend sagt er zu den Medien: «Heute bleiben wir sicher noch hier. In Zug ging ich schon fast zu früh nach Hause in der Erschöpfung, heute will ich es hier geniessen.» (eg/str)
Kommentar von Felix Bingesser: König Wicki trägt das Herz auf der Zunge
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