Frostige Zeiten beim FCB
Lieber Alex Frei, erinnerst du dich an den alten Töff-Ledermantel?

Es wird kalt in Basel. Bald liegt schon Schnee in der Luft. Alex, du musst dich warm anziehen. Die Kolumne von Reporter Felix Bingesser.
Publiziert: 23.10.2022 um 10:00 Uhr
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Aktualisiert: 23.10.2022 um 15:26 Uhr
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Foto: Thomas Meier
Felix Bingesser

Es war ein kalter Tag im Februar 2002, als ich dich am Flughafen in Zürich abgeholt habe. Du warst damals einer der führenden Köpfe der legendären und erfolgreichen U21-Nationalmannschaft. Die Titanen.

Wir haben in einem stillgelegten Stahlwerk im Zürcher Industriequartier ein Fotoshooting gemacht. Es musste martialisch aussehen. Du hast meinen alten Töff-Ledermantel angezogen und einen grimmigen Titanenblick aufgesetzt.

Schon damals waren deine Leidenschaft und dein Ehrgeiz zu spüren. Die Nationalmannschaft, die grossen Ligen Europas, das hast du klar im Auge gehabt.

Du warst kein Sprinter, kein Kopfballungeheuer, kein Mann mit dem ganz feinen Füsschen.

Aber ein Vulkan, der nicht nur Speichel, sondern auch Feuer gespuckt hat. Der gekratzt, gebissen und dank seiner Schlauheit Tore am Laufmeter geschossen hat. Eine grandiose Karriere, von der talentiertere Spieler als du nur träumen können. Weil sie nicht deinen Willen und deinen Ehrgeiz haben.

Du hast immer polarisiert, das Herz auf der Zunge getragen. Bist angeeckt und missverstanden worden. Hast Lehrgeld bezahlt.

Aber du hast gelernt. Gelernt, dass man eine Funktionärskarriere nicht mit deiner Radikalität angehen kann. Dass man als Sportchef oder Trainer halt nicht mit dem Kopf durch die Wand kann. Das Geschäft mach jeden etwas demütig.

«Frei ist als FCB-Trainer Geschichte, wenn der erste Schnee fällt», stand vor Monaten in dieser Kolumne. Ich weiss, nicht sehr freundlich. Ich mag die Familie Frei. Dein Onkel Martin war in den 80er-Jahren mein Lieblingsspieler beim FC Wettingen. Er hat in einem kleinen Häuschen im Wald gewohnt. War anders als die andern. Eigenwillig. Wie du.

Beim Heimspiel gegen Slovan Bratislava vor einigen Tagen ist mir aber erneut klar geworden, dass der FCB in diesem Konstrukt für dich wohl eine Mission Impossible ist. Im TV-Studio sitzt Philipp Degen, Spielervermittler und Zwillingsbruder des zappelnden Präsidenten. Er kritisiert deine Taktik und untergräbt deine Autorität.

Sekundiert wird er von Patrick Rahmen. Der als fest angestellter Nationaltrainer der U21 auch seinen Senf zur Basler Vorstellung abgibt. Er, der als FCB-Trainer gescheitert ist, sagt jetzt, wie man es machen müsste. Ein Nati-Coach als TV-Experte.

Echt jetzt? Was aus FCB-Sicht und aus Verbandssicht eigentlich ein Skandal ist, wird schulterzuckend zur Kenntnis genommen. Auf deine Kosten, Alex. Man stelle sich vor, Dieter Hoeness hätte in einem TV-Studio die Arbeit von Ottmar Hitzfeld kritisiert. Da hätte der damalige Bayern-Präsident Uli seinen Bruder Dieter durch den Fleischwolf gedreht. Und eine Nürnberger Rostbratwurst aus ihm gemacht.

Beim FCB geht so was.

Auch darum, lieber Alex: Es wird kalt in Basel. Bald liegt schon Schnee in der Luft. Du musst dich warm anziehen.

Wenn ich dir meinen alten Ledermantel vorbeibringen soll: Anruf genügt.

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