Kompaktvan im Blick-Kurztest: Mercedes B 250e
Das kleine Geheimnis

Abschiedsrunde für die Mercedes B-Klasse: Gerade noch frisch geliftet, ist ihr baldiges Ende schon besiegelt. Völlig zu unrecht, finden wir nach dem Blick-Test mit dem B 250e mit Plug-in-Hybridantrieb.
Publiziert: 13.10.2023 um 12:00 Uhr
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Aktualisiert: 13.10.2023 um 12:08 Uhr
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Kompakte Vans wie die Mercedes B-Klasse werden einer nach dem anderen gestrichen.
Foto: Andreas Faust
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Andreas FaustLeitung Auto & Mobilität

Vor der Fahrt

Stimmt, die gibts ja auch noch: In der SUV- und Elektroauto-Schwemme geraten die Vans fast aus dem Auge. Aus dem einstigen Boom-Segment ist eine Randerscheinung geworden. Neben der Mercedes B-Klasse gibts nur noch BMWs 2er Active Tourer, den VW Touran und den grösseren Seat Alhambra, für den aber auch bald Schluss sein wird.

Der Benz wurde nun frisch geliftet. Aber auch bei ihm ist klar, dass die nächste Kompaktauto-Generation bei Mercedes eine Van-lose sein wird. Manche Familien werden das Ende bedauern – ganz sicher aber die sogenannten Best Ager jenseits der 60, die man meistens auf Van-Fahrersitzen sieht.

Auf der Strasse

Rot steht dem B 250e mit Plug-in-Hybridantrieb, auch wenn beim Design die Form der Funktion folgt. Kleine Sterne trägt er im Frontgrill wie die teuren Mercedes-Modelle. Eine schlaue Zusatz-Investition für rund 1000 Franken sind Laderaumpaket, Trennnetz zum Fahrgastraum und die um 14 Zentimeter verschiebbare Rückbank, die alternativ für mehr Laderaum oder Fussfreiheit im Fond sorgt. Mit 420 bis 1505 Litern Ladevolumen wirds für vierköpfige Familien knapp – aber ein Best-Ager-Paar bringt locker das Feriengepäck unter.

Unter der Haube spannen ein 163 PS (120 kW) starker Benziner und ein 109 PS (80 kW) starker E-Motor für 218 PS (16 kW) Systemleistung zusammen. Die Kapazität der Fahrbatterie beträgt 12,8 Kilowattstunden (kWh) netto – das reicht für 75 Kilometer rein elektrisches Fahren. Jedenfalls prophezeit das der Testwagen beim Start mit voller Batterie.

Mercedes B 250e

Antrieb 1,33-l-R4-Turbobenziner, 163 PS (120 kW), Elektromotor 109 PS (80 kW), Systemleistung 218 PS (160 kW), 270 Nm@2000–3500, 8-Stufen-Doppelkupplungsgetriebe, Frontantrieb, Batteriekapazität netto 12,8 kWh
Fahrleistungen 0–100 km/h in 7,6 s, Spitze 223 km/h
Masse L/B/H 4,42/1,80/1,57 m, Gewicht 1750 kg, Laderaum 420–1505 l
Umwelt WLTP 1,2 l/100 km und 17,4 kWh/100 km, Test 4,8 l/100 km und 4,7 kWh/100 km = 26/104 g/km CO₂, Energie B
Preise ab 56'500 Fr., Testwagen plus Optionen (Nacht-Paket, Metallic-Lack, AMG-Line-Paket, Fahrassistenz-Paket (adaptiver Tempomat), Burmester-Soundanlage, u.a.) 77'467 Fr., Basis (Turbobenziner, Mild-Hybrid, 136 PS (100 kW), Frontantrieb) ab 43'500 Fr.

Antrieb 1,33-l-R4-Turbobenziner, 163 PS (120 kW), Elektromotor 109 PS (80 kW), Systemleistung 218 PS (160 kW), 270 Nm@2000–3500, 8-Stufen-Doppelkupplungsgetriebe, Frontantrieb, Batteriekapazität netto 12,8 kWh
Fahrleistungen 0–100 km/h in 7,6 s, Spitze 223 km/h
Masse L/B/H 4,42/1,80/1,57 m, Gewicht 1750 kg, Laderaum 420–1505 l
Umwelt WLTP 1,2 l/100 km und 17,4 kWh/100 km, Test 4,8 l/100 km und 4,7 kWh/100 km = 26/104 g/km CO₂, Energie B
Preise ab 56'500 Fr., Testwagen plus Optionen (Nacht-Paket, Metallic-Lack, AMG-Line-Paket, Fahrassistenz-Paket (adaptiver Tempomat), Burmester-Soundanlage, u.a.) 77'467 Fr., Basis (Turbobenziner, Mild-Hybrid, 136 PS (100 kW), Frontantrieb) ab 43'500 Fr.

Das war super

Wer jetzt eine Schweizer Durchschnittsstrecke pro Tag von rund 30 Kilometer fahren will, machts elektrisch. Für weitere Touren aber Finger weg vom Elektro-Modus: Denn ist die Batterie einmal leer, reduziert sich die Elektro-Unterstützung massiv. Besser im Hybrid-Modus starten: Dann spielt die Batterie über 150 und mehr Kilometer optimal mit und sorgt für tiefe Schnittverbräuche von 4,8 l/100 km und 4,7 kWh/100 km über die komplette Testdistanz. Umgerechnet in Benzin-Äquivalente wären das rund 5,3 l/100 km – nicht schlecht für die Testtouren mit viel Autobahnanteil.

Bloss 35 Liter passen in den Tank – aber lässt man den B 250e seinen Hybridantrieb selbst koordinieren, kommt man dennoch über 700 Kilometer weit. Dabei fährt sich der kleine Van richtig behände, lenkt flink ein und spurtet flott los. Aufladen lässt sich die Batterie mit maximal 22 Kilowatt Ladeleistung – so lohnt es sich, an der Raststätte für 25 Minuten einzustöpseln und wieder mit 80 Prozent Ladung weiterzufahren. Das machen manche Konkurrenten schlechter. Unübersichtlicher Touchscreen? Nicht in der B-Klasse, deren kleiner Monitor intuitiv bedienbar ist, weil auch die Sprachsteuerung prima mitspielt. Und das Zoombild auf dem Screen zum Anzeigen von Ampeln ausserhalb des eigenen Blickfeldes sollten längst alle Autos haben.

Das war schwach

Emotionalität? Kommt erst auf, wenn man sich über praktische Details wie die grossen Staufächer freut. Je weniger der E-Motor mitspielt, wenn sich die Batterie leert, desto lautstarker macht sich der kleine 1,33-Liter-Vierzylinder angestrengt bemerkbar. Und mehr als 55 Kilometer haben wir rein elektrisch nie geschafft.

Die Lenkradtasten nerven ausserdem mit ihrer Wisch-Funktionalität – einmal versehentlich darüber gestrichen, schon ist der Radiosender verstellt. Und wer nicht bei jeder Gelegenheit die Batterie nachlädt – wie in unserem Test – verbraucht viel zu viel ohne E-Unterstützung. Aber das ist nicht die Schuld des Autos.

Das bleibt

Freude an der Vernunft, weil man sich nur wenige Situationen vorstellen kann, mit denen die B-Klasse nicht fertig würde. Vergnügen, weil im unspektakulären Äusseren einige clevere Detail stecken. Und Unverständnis, warum denn nun bei Mercedes künftig alles ein SUV, damit gross und entsprechend teuer werden muss, wenn dabei solch ein versteckter Champion wie die B-Klasse auf der Strecke bleibt.

Zugegeben, mit 77'467 Franken inklusive allen Optionen ist der Testwagen kein Schnäppchen – schon gar nicht für Familien. Aber viele Best-Ager-Paare dürften beim Blick aufs Preisschild dennoch entspannt bleiben. Schon die Basis ab 56'500 Franken ist ja ordentlich ausgestattet.

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