Porsche-Chef Blume wird neuer VW-CEO
Knall im Volkswagen-Konzern!

Knall im Volkswagen-Konzern: Vorstandschef Herbert Diess geht, ab September übernimmt Porsche-Boss Oliver Blume. So ganz überraschend kommt die Meldung am Freitagabend allerdings nicht.
Publiziert: 22.07.2022 um 20:22 Uhr
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Aktualisiert: 22.07.2022 um 20:31 Uhr
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VW-Vorstandschef Herbert Diess (63) wird abgelöst. Das teilte der Volkswagen-Konzern mit: Man habe sich mit dem Österreicher Diess «einvernehmlich getrennt».
Foto: Zvg
Andreas Faust

VW-Vorstandschef Herbert Diess (63) wird abgelöst. Ab September übernimmt Porsche-Boss Oliver Blume (54) den Posten und soll den Konzern weiter Richtung Elektromobilität führen. Seinen Porsche-Job wird er zusätzlich weiterhin wahrnehmen. Das teilte der Volkswagen-Konzern mit: Man habe sich mit dem Österreicher Diess «einvernehmlich getrennt».

Ein Führungswechsel mit Ansage – überraschend ist allein, dass er sich bis jetzt hingezogen hat. Diess war längst ein CEO auf Abruf. Immer wieder in seiner vierjährigen Amtszeit seit 2018 wurden Berichte über Auseinandersetzungen mit dem Aufsichtsrat bekannt. Konflikte, die meist nach aussen notdürftig geschlichtet wurden. Aber gerade auch im krisenhaften Umfeld – Corona, Chipkrise, Lieferprobleme, Ukraine-Krieg – weiter schwelten. Der ehemalige BMW-Vorstand Diess hatte aber auch eine Mammutaufgabe übernommen: Er sollte nach dem Dieselskandal den Konzern glaubhaft neu aufgleisen, den Schwenk zur Elektromobilität vollziehen und das Unternehmen gleichzeitig strukturell fit für die Zukunft machen.

Streit und neue Strategie

Dabei agierte er allerdings nicht immer diplomatisch. Er zweifelte offen am Weiterbestand des Hauptwerkes in Wolfsburg (D) mit immerhin 50'000 Beschäftigten und lag konstant über Kreuz mit dem mächtigen und auch im Aufsichtsrat vertretenen Betriebsrat. Als der Neustart wichtiger Modelle wie VW Golf und ID.3 verstolpert wurde wegen Problemen bei der Software, wurde auch dies ihm angelastet. Mehrfach musste Diess Kompetenzen abgeben wie die Führung der Marke VW neben seiner Tätigkeit als Konzern-CEO.

Gleichzeitig sorgte er aber auch für die harten, notwendigen Schnitte: Er drückte bei den Entwicklungszeiten aufs Tempo und schuf mit Cariad einen eigenen Kompetenzbereich für Software, die künftig der Kern jedes neuen Modells sein wird. Er brach die Seilschaften der Winterkorn-Ära auf und sorgte dafür, dass Fehler nicht verschwiegen, sondern ausgeputzt wurden. Er gruppierte die Konzernmarken Audi, Skoda, Seat, Porsche und VW neu, um mehr Synergien bei der Entwicklung neuer Modelle zu schaffen. Und: Innert nur fünf Jahren lancierte der Konzern unter seiner Leitung eine komplett neue Generation von Elektroautos.

Der Kronprinz übernimmt

Porsche-Chef Oliver Blume galt lange schon als Kronprinz, auch wenn dies öffentlich im Vorfeld des geplanten Porsche-Börsengangs immer wieder dementiert wurde. Blume gilt als Vater des aktuellen Porsche-Erfolgs – selbst in den letzten Krisenjahren erzielte die Marke immer wieder Rekordergebnisse. Unter seiner Führung startete Porsche in die Elektromobilität und legte über ein Joint Venture mit dem kroatischen Elektro-Pionier Mate Rimac zur gemeinsamen Übernahme von Bugatti die Weichen auf Elektro-Zukunft.

Seit Jahren ist die Produktivität vor allem bei der Kernmarke VW das grosse Problem des Konzerns. Genau zu dessen Lösung dürfte Blume der Richtige sein – als studierter Maschinenbauer mit viel Erfahrung in der Produktionsorganisation.

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