Volkswagen will bis 2050 CO2-neutral werden – und fängt bei der Betriebskantine im VW-Hochhaus an. Nach den Werksferien soll das Restaurant fleischfrei sein. Das bedeutet nicht nur das Ende für Kotelett und Schnitzel auf den Tellern der Mitarbeiterinnen, sondern auch für die legendäre Currywurst.
Rundum begeisterte Zustimmung für die neue vegetarische Linie? Nein. Jetzt äussert sich der deutsche Alt-Bundeskanzler Gerhard Schröder (77): «Wenn ich noch im Aufsichtsrat von VW sässe, hätte es so etwas nicht gegeben», schreibt er auf der Social-Media-Plattform Linkedin. Vegetarische Ernährung sei gut, «ich mache das phasenweise auch». Aber grundsätzlich keine Currywurst? Das gehe gar nicht!
Schröder gilt als Currywurst-Fan
Hintergrund: Vor seiner Kanzlerschaft von 1998 bis 2005 war Schröder Ministerpräsident des Bundeslandes Niedersachsen, zu dem auch die VW-Stadt Wolfsburg gehört. Da das Land 20 Prozent der VW-Anteile und damit eine Sperrminorität hält, sass er als Regierungschef damals automatisch auch im VW-Aufsichtsrat. Und hätte im Currywurst-Fall wohl sein Veto eingelegt.
Sozialdemokrat Schröder denkt bei seiner Kritik vor allem ans Wohlergehen der Mitarbeiter an den Fliessbändern: «Currywurst mit Pommes ist einer der Kraftriegel der Facharbeiterin und des Facharbeiters in der Produktion. Das soll so bleiben.» VW produziert jährlich millionenfach seine eigene Currywurst und hat dazu eine eigene Sosse im Angebot, die auch extern verkauft wird. Quasi eines der meistgebauten Produkte des Konzerns. In den 1950er-Jahren hielt der Konzern gar noch eigene Schweine für das nötige Fleisch. Schröder gilt als grosser Currywurst-Fan. Als Bundeskanzler versuchte er sogar, sie US-Präsident George W. Bush in Berlin schmackhaft zu machen.
Vielleicht interpretiert Schröder aber den gesellschaftlichen Trend falsch. Laut VW wünschten sich viele Mitarbeiterinnen vegane oder vegetarische Alternativen. VW-CEO Herbert Diess lobt: «Weniger Fleisch, mehr Gemüse, bessere Zutaten – ein immenser Fortschritt, viel zeitgemässer».