Strategiewechsel: Elektro statt Erfolge auf der Piste
Kein Motorsport mehr bei VW

Brutale Vollbremsung beim Volkswagen-Konzern: Die Marke VW stellt sämtliche Motorsport-Aktivitäten ein. Dazu hört Audi in der DTM auf und steigt Ende nächster Saison von der Formel E zur Wüstenrallye Dakar um.
Publiziert: 07.01.2021 um 10:10 Uhr
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Aktualisiert: 13.04.2021 um 15:26 Uhr
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Leider gibts künftig von VW keine Höhenflüge mehr im Motorsport. Der Volkswagen-Konzern hat entschieden, sämtliche Rennsport-Aktivitäten der Marke VW per sofort einzustellen.
Foto: VOLKSWAGEN
Raoul Schwinnen

Es ist nur eine kurze Pressemeldung, die in Corona-Zeiten beinahe untergeht. Dabei ist sie brisant und hat einschneidende Folgen. Der VW-Konzern steigt mit seiner Marke Volkswagen komplett aus dem Motorsport aus, meldet die Agentur DPA in der Vorweihnachtszeit. Die 169 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Motorsport-Sparte in Hannover (D) werden in die Volkswagen AG integriert, heisst es weiter. Auf die Frage, was VW zu diesem Schritt verleitete, antwortet uns VW-Entwicklungsvorstand Frank Welsch: «VW ist auf dem Weg, der führende Anbieter in der nachhaltigen Elektromobilität zu werden. Zu diesem Zweck bündeln wir unsere Kräfte und haben entschieden, eigene Motorsport-Aktivitäten für die Marke Volkswagen einzustellen.»

Damit wirft VW eine mehr als 50 Jahre alte und erfolgreiche Tradition über Bord. Mit glanzvollen Siegen im Marathon- und Rallyesport, im Rallye-Cross, auf der Rundstrecke und im Bergrennsport mit Namen wie Carlos Sainz (58), Michael Schumacher (52), Tom Kristensen (53), Keke Rosberg (72) oder Sébastien Ogier (37). Ein Muster zog sich dabei durch: Kaum war die Konkurrenz in Grund und Boden gefahren, wandte sich VW ab und neuen Rennserien zu.

Rekord am Pikes Peak

Es gäbe viele Anekdoten zu erzählen – wie zum Beispiel jene aus dem Jahr 1987, als Jochi Kleint (72) beim legendären Pikes-Peak-Rennen mit seinem VW Bi-Motor-Golf lange Zeit in Führung liegend mit einem gebrochenen Aufhängungsteil wenige Meter vor dem Ziel liegen bleibt. 31 Jahre später «rächt» sich VW, indem Romain Dumas (43) im 680-PS-Elektro-Prototypen VW ID. R den Fabel-Streckenrekord von Sébastien Loeb (46) im 800-PS-Monster-Peugeot um satte 16 Sekunden auf 7:57,148 Minuten senkt – und sich und VW damit in den Geschichtsbüchern verewigt.

Kleinstes Teilnehmerfeld seit 25 Jahren: Heute Start zur Rallye Dakar 2021

Heute starten 440 Teilnehmer mit 266 Fahrzeugen zur 43. Ausgabe der Rallye Dakar, die zum zweiten Mal in Saudi-Arabien ausgefahren wird. Obwohl sich so wenige Teilnehmer wie seit 1995 nicht mehr zur härtesten Rallye der Welt eingeschrieben haben (rund ein Viertel weniger Fahrzeuge als noch 2020), sind die wichtigsten Akteure der letzten Jahre alle dabei. Bei den Autos allen voran Titelverteidiger Carlos Sainz Senior (58), Rekordsieger und Wahlschweizer Stéphane Peterhansel (55), der frühere Rallye-Crack Sébastien Loeb (46) und die Dakar-Spezialisten Nasser Al-Attiyah (50), Nani Roma (48) oder Giniel de Villiers (48). Und es würde schon sehr überraschen, würde nicht einer von ihnen am 15. Januar als Sieger der Auto-Kategorie über die Zielrampe fahren.

Aber auch bei den Motorrädern gilt: Qualität vor Quantität. Neben den Herstellern KTM, Honda, Husqvarna, Yamaha, Hero und Sherco stehen heute mit Ricky Brabec (29), Toby Price (33), Matthias Walkner (34) und Sam Sunderland (31) gleich alle Sieger der letzten fünf Jahre am Start. Auch bei den Zweirädern dürfte wohl einer aus diesem Quartett am 15. Januar die Nase vorn haben.

Wer wird wohl heuer die Sanddünen bei der Dakar-Rallye in Saudi-Arabien am schnellsten meistern?

Heute starten 440 Teilnehmer mit 266 Fahrzeugen zur 43. Ausgabe der Rallye Dakar, die zum zweiten Mal in Saudi-Arabien ausgefahren wird. Obwohl sich so wenige Teilnehmer wie seit 1995 nicht mehr zur härtesten Rallye der Welt eingeschrieben haben (rund ein Viertel weniger Fahrzeuge als noch 2020), sind die wichtigsten Akteure der letzten Jahre alle dabei. Bei den Autos allen voran Titelverteidiger Carlos Sainz Senior (58), Rekordsieger und Wahlschweizer Stéphane Peterhansel (55), der frühere Rallye-Crack Sébastien Loeb (46) und die Dakar-Spezialisten Nasser Al-Attiyah (50), Nani Roma (48) oder Giniel de Villiers (48). Und es würde schon sehr überraschen, würde nicht einer von ihnen am 15. Januar als Sieger der Auto-Kategorie über die Zielrampe fahren.

Aber auch bei den Motorrädern gilt: Qualität vor Quantität. Neben den Herstellern KTM, Honda, Husqvarna, Yamaha, Hero und Sherco stehen heute mit Ricky Brabec (29), Toby Price (33), Matthias Walkner (34) und Sam Sunderland (31) gleich alle Sieger der letzten fünf Jahre am Start. Auch bei den Zweirädern dürfte wohl einer aus diesem Quartett am 15. Januar die Nase vorn haben.

43 Siege bei 52 Starts

Ebenfalls historischen Wert hat, was VW zwischen 2013 und 2016 mit dem VW Polo WRC in nur 52 WM-Rallyeläufen gelingt: Vier Fahrer-WM-Titel, 43 Siege, 87 Podiumsplätze, 640 von 958 möglichen Prüfungsbestzeiten und 1346 Tage ohne Unterbruch an der Spitze der Herstellerwertung. Kaum weniger beeindruckend, was VW zuvor im Marathon-Rallyesport geboten hat. Mit drei Gesamtsiegen von 2009 bis 2011 bei der Dakar-Rallye läutet VW mit dem Race Touareg und den Fahrerpaarungen de Villiers/von Zitzewitz, Sainz/Cruz und Al-Attiyah/Gottschalk den Siegeszug der Diesel-Technologie in dieser Motorsportsparte ein. Aber auch im Rallye-Marathonsport stehen jetzt die Zeichen auf Elektrotechnologie.

Audi fährt ab 2022 Dakar

Von der VW-Entscheidung nicht betroffen sind andere Konzernmarken wie etwa Audi. Die Ingolstädter haben sich zwar per Ende 2020 aus der DTM zurückgezogen (siehe «Nachgefragt» mit Nico Müller) und werden Ende der Saison 2021 auch ihr eigenes Team aus der vollelektrischen Formel E zurückziehen. Dafür wird Audi ab 2022 werkseitig mit einem Prototyp bei der Rallye Dakar antreten.

Nachgefragt beim DTM-Zweiten: Wie weiter, Nico Müller?

Der Ausstieg Audis aus der DTM und der Umstieg von der Formel E zur Rallye Dakar beeinflusst auch die Karriere des erfolgreichen Schweizer Audi-Piloten Nico Müller (28). Wir fragten beim letztjährigen DTM-Gesamtzweiten nach.

Audis DTM-Ausstieg steht seit letztem Frühling fest. Vor einem Monat gab Audi für 2022 den Wechsel von der Formel E zur Rallye Dakar bekannt. Was passiert nun mit Nico Müller?
Nico Müller: Gute Frage. Momentan ist die Situation über meine motorsportliche Zukunft noch ziemlich unklar. Ich möchte, wenn immer möglich, die Beziehung mit Audi weiterpflegen und in der Audi-Motorsportfamilie bleiben. Wir sind derzeit am Verhandeln.

Kehren Sie der DTM den Rücken?
Der werkseitige Ausstieg von Audi aus der DTM ist bitter und trifft mich natürlich. Aber es gibt immer Alternativen, und ich würde schon gerne in der DTM bleiben. Ich prüfe daher alle Möglichkeiten. Wenigstens vom Audi-Ausstieg aus der Formel E bin ich in meinem Audi-unabhängigen Dragon-Team weniger betroffen.

Audi will ab 2022 die Dakar-Wüstenrallye bestreiten. Wäre das eine Option?
Vorderhand liegt mein Fokus weiterhin auf der Rundstrecke. Aber reizen würde mich ein solches Abenteuer mit Audi natürlich schon auch mal. Mit meinen Rallye-Cross-Einsätzen hatte ich ja schon mal etwas Rallyeluft geschnuppert. Obwohl man dies natürlich nicht mit der Dakar vergleichen kann. Dennoch: So abwegig wäre der Gedanke nicht.

Bis wann steht fest, wo und was Sie dieses Jahr fahren werden?
Ich hoffe, dass ich bis Anfang Februar Klarheit habe. Wie gesagt, ich bin stark interessiert, weiterhin für Audi zu fahren.

Der Ausstieg Audis aus der DTM und der Umstieg von der Formel E zur Rallye Dakar beeinflusst auch die Karriere des erfolgreichen Schweizer Audi-Piloten Nico Müller (28). Wir fragten beim letztjährigen DTM-Gesamtzweiten nach.

Audis DTM-Ausstieg steht seit letztem Frühling fest. Vor einem Monat gab Audi für 2022 den Wechsel von der Formel E zur Rallye Dakar bekannt. Was passiert nun mit Nico Müller?
Nico Müller: Gute Frage. Momentan ist die Situation über meine motorsportliche Zukunft noch ziemlich unklar. Ich möchte, wenn immer möglich, die Beziehung mit Audi weiterpflegen und in der Audi-Motorsportfamilie bleiben. Wir sind derzeit am Verhandeln.

Kehren Sie der DTM den Rücken?
Der werkseitige Ausstieg von Audi aus der DTM ist bitter und trifft mich natürlich. Aber es gibt immer Alternativen, und ich würde schon gerne in der DTM bleiben. Ich prüfe daher alle Möglichkeiten. Wenigstens vom Audi-Ausstieg aus der Formel E bin ich in meinem Audi-unabhängigen Dragon-Team weniger betroffen.

Audi will ab 2022 die Dakar-Wüstenrallye bestreiten. Wäre das eine Option?
Vorderhand liegt mein Fokus weiterhin auf der Rundstrecke. Aber reizen würde mich ein solches Abenteuer mit Audi natürlich schon auch mal. Mit meinen Rallye-Cross-Einsätzen hatte ich ja schon mal etwas Rallyeluft geschnuppert. Obwohl man dies natürlich nicht mit der Dakar vergleichen kann. Dennoch: So abwegig wäre der Gedanke nicht.

Bis wann steht fest, wo und was Sie dieses Jahr fahren werden?
Ich hoffe, dass ich bis Anfang Februar Klarheit habe. Wie gesagt, ich bin stark interessiert, weiterhin für Audi zu fahren.

Mit Stromer in die Wüste

Interessant dabei ist dessen leistungsstarker elektrischer Antriebsstrang, bei dem die benötigte Energie aus einer Hochvoltbatterie kommt, die bei Bedarf während der Fahrt über einen zusätzlichen Turbobenziner als sogenannter Range Extender geladen werden kann. Damit will Audi die Leistungsfähigkeit des E-Antriebs und der Batterie in den kommenden Jahren laufend verbessern. Das gewonnene Know-how soll in die Weiterentwicklung künftiger Serienmodelle einfliessen. Oder um es mit den Worten von Audi-Chef und -Entwicklungsvorstand Markus Duesmann zu sagen: «Wir wollen auch in Zukunft unser Markenversprechen ‹Vorsprung durch Technik› im internationalen Topmotorsport unter Beweis stellen und innovative Technologien für den Serieneinsatz entwickeln. Die härteste Rallye der Welt ist dazu die perfekte Bühne.»

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