Vom Einliter-Sparauto bis zum 1001-PS-Boliden
Diese automobilen Schätze hat uns Ferdinand Piëch hinterlassen

Mit dem Tod von Ferdinand Piëch verliert die Autoindustrie eine ihrer schillerndsten und erfolgreichsten Figuren. Seine legendären Fahrzeuge aber werden weiterleben.
Publiziert: 30.08.2019 um 01:37 Uhr
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Aktualisiert: 05.01.2021 um 11:07 Uhr
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Mit dem von Ferdinand Piëch gezeichneten 917 gelang Porsche 1970 erstmals der Gesamtsieg bei den 24 Stunden von Le Mans.
Foto: Werk
Raoul Schwinnen

Der letzten Sonntag im Alter von 82 Jahren überraschend verstorbene VW-Patriarch Ferdinand Piëch war nicht nur ein gewiefter Stratege. Als Ingenieur hatte er auch Vorstellungen, über welche Qualitäten Autos verfügen sollten. Sein Übername «Fugen-Ferdl» stand für sein kritisches Auge, mit dem er als Konzernchef und später als Aufsichtsrat die VW-Konzernfahrzeuge unter die Lupe nahm.

Piëch befahl während seiner Regentschaft automobiles Hightech – vieles davon wurde wegweisend, manches floppte. Wir stellen fünf automobile Meisterwerke und zwei vor allem an der Verkaufsfront weniger gelungene Versuche aus Piëchs über 50-jähriger Schaffenszeit für den Volkswagen-Konzern vor.

Porsche 917

Porsche war bis Ende der 1960er bei Langstreckenrennen erfolgreich. Nur der Gesamtsieg bei den legendären 24 Stunden von Le Mans fehlte. Den peilte Porsche-Chefentwickler Ferdinand Piëch mit dem von ihm gezeichneten 917 an – ein Rennwagen mit viel Leistung (man munkelte von fast 1000 PS) und extrem leichtem Chassis, aber sehr schwer zu beherrschen. Dennoch gelang 1970 der angestrebte Le-Mans-Gesamtsieg.

Audi Quattro

Als Piëch 1973 – mit der Referenz des Porsche 917 – zu Audi kam, liess man ihn machen. Eine gute Entscheidung. Dank Piëch gabs bei Audi den Fünfzylindermotor, die vollverzinkte Sicherheitskarosserie und den legendären Quattroantrieb. Audi wandelte sich unter Piëch vom faden Hersteller zur Premiummarke und Technikleader (Vorsprung durch Technik). Übrigens: die Idee für den Audi Quattro wurde konkret, als Piëch 1978 den Allradantrieb des VW Iltis unter einen Audi 80 bauen liess. Diese Kombination überzeugte bei Wintertestfahrten den VW-Vorstand derart, dass er grünes Licht für das auch im Rallyesport erfolgreiche, aber sündhaft teure Coupé gab.

Audi R10 TDI

Aber nicht nur Allradantrieb, auch der Dieselmotor mit Direkteinspritzung, der TDI, wurde unter Piëchs Ägide zu einem Audi-Markenzeichen. 1989 lancierte Audi den weltweit dritten Personenwagen mit dieser Technik. Piëch wollte aber beweisen, dass die Dieseltechnik auch den Langstrecken-Rennsport revolutionieren kann. Und so gewann Audi mit dem R10 TDI als erster Hersteller mit einem Dieselantrieb die 24 Stunden von Le Mans.

VW Golf IV

Als Piëch 1993 an die Spitze von VW wechselte, war die Marke angezählt. Doch unter seiner Regie schaffte sich VW nicht zuletzt ab 1997 mit dem Golf IV mit solider Technik und hervorragender Verarbeitungsqualität (daher auch der Übername Fugen-Ferdl) den Ruf für Qualität und Exzellenz. Laut Piëch war der Golf das «Lebens- und Überlebensmodell des Unternehmens.»

Bugatti Veyron

Mit dem Kauf der Markenrechte an Bugatti 1998 und dem Befehl, ein Fahrzeug der Superlative mit über 1000 PS zu schaffen, verwirklichte sich Patriarch Piëch einen Traum. Mit 16 Zylindern und einer Spitze von 407 km/h war der 2005 eingeführte Veyron der gewünschte Sportwagen der Superlative. Und machte einigen wenigen, gut betuchten Käufern, aber vor allem auch dem technikbegeisterten Konzernboss und späteren Aufsichtsratschef Freude.

VW Phaeton

Doch als Piëch auch mit der Marke VW die Oberklasse erobern wollte, scheiterte er. Das Fahrzeug war zwar technisch solide, aber auch unverschämt teuer bei Ankauf und Unterhalt. Bald musste Piëch erkennen, dass sich Prestige nicht mit der Brechstange erzwingen lässt. Zum Schluss soll jeder verkaufte Phaeton dem Konzern einen Verlust von fast 30’000 Euro eingebracht haben. Kein Wunder, wurde die VW-Nobellimousine 2016 nach 15 Jahren ohne Nachfolger eingestellt.

VW XL1

Ebenfalls zur Piëch'schen Herzensangelegenheit wurde das Einliter-Auto. 2002 gab er die Entwicklung des Sparautos mit extremem Leichtbau, optimierter Aerodynamik und cleverem Dieselhybridantrieb in Auftrag. 2011 verkündete der damalige VW-Aufsichtsratschef Piëch noch eine Gross-Serienproduktion des zigarrenförmigen Sparautos. Später deuteten VW-Offizielle dann aber nur noch Kleinserien von 50 bis 1000 Fahrzeugen an. Und zwischen 2014 und 2016 wurden schliesslich 200 Exemplare des VW XL1 gebaut – zum Stückpreis von 111’000 Euro. Und der Verbrauch lag deutlich über dem versprochenen Liter.

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