«Nie wieder langweilige Autos!» Das forderte Toyota-CEO Akio Toyoda 2018 von seinen Ingenieuren. Bloss wusste er da natürlich längst, was kommen würde: Der neue Supra zum Beispiel, entstanden in Kooperation mit BMW. Ein Hybrid-Corolla mit 180 PS und sportlichem Fahrwerk. Und der GR Yaris. GR? Steht nicht für ein energisches «Grrrr», sondern für Gazoo Racing, die Motorsport-Truppe von Toyota, die unter anderem im deutschen Köln entwickelt.
Die hat nun zum ersten Mal ein komplett selbst konstruiertes Modell auf die 18-Zoll-Räder gestellt. Der GR Yaris wiegt unter 1300 Kilogramm, leistet über 250 PS und liefert mehr als 340 Newtonmeter Drehmoment auf alle vier Räder. Tönt, als wäre er wie für die Schweiz gemacht. Und ein konkurrenzloser Giftzwerg und Krawallwürfel: Ford Fiesta ST, Renault Clio R.S. und VW Polo GTI sind schwächer und bloss frontgetrieben, und Allradler findet man ausser dem eher zahmen Suzuki Swift unter den Kleinwagen längst nicht mehr. Warum geht nun ausgerechnet die Hybrid-Vernunftmarke Toyota solch ein Projekt an? «Wir brauchen ein entsprechendes Serienmodell zur Zulassung des neuen Rallye-Yaris», sagt Entwickler Takashi Doi. Während der letzte Sport-Yaris namens GRMN noch ein aufgemotztes Serienmodell war, wurde diesmal der Rallye-Bolide zuerst entwickelt und dann der Strassenrenner abgeleitet.
80 Prozent der Teile sind neu
Der hat nur zu 20 Prozent etwas mit dem kommenden neuen Normalo-Yaris zu tun: 80 Prozent der Teile wurden neu entwickelt, die Karosserie hat nur drei Türen, die wie die Haube aus Alu gefertigt werden; das Dach besteht aus leichtem Carbon. Die Dachlinie wurde um fast zehn Zentimeter hinten abgesenkt. «Sonst hätte der Heckspoiler keine Wirkung», erklärt Doi. Der Frontgrill wirkt viel grösser als beim Serien-Yaris, aber mehr ist unter der Tarnfolie des Prototypen nicht zu erkennen. Komplett neu sind die Hinterachse und der Motor, ein Dreizylinder mit üppigem Hubraum von 1,6 Litern. Den schreibt das Reglement der Rallye-Weltmeisterschaft vor, und drei Zylinder waren sowieso Pflicht, um den Motor möglichst leicht zu halten und tief einbauen zu können. Über 250 PS – die hohe Leistung des derzeit stärksten Serien-Dreizylinders liefert ein riesiger Turbolader, der dank reibungsarmen Kugellagern sehr früh anspricht.
Die Kraft bringt ein permanenter Allradantrieb mit optionalen Sperren auf die Strasse – ebenfalls neu bei Toyota. «Wir hatten fast 20 Jahre Pause bei der Entwicklung von Sportwagen», sagt Doi. «Viele Ingenieure waren längst in Rente. Wir mussten viel Kompetenz erst wieder aufbauen.» Der erste Prototyp war deshalb auch völlig unkontrollierbar – das Entwicklungsteam startete neu.
So was hat Toyota seit Jahrzehnten nicht gebaut
Mit Erfolg. Auf der ersten Testfahrt zur Rennstrecke von Estoril (Portugal) fegt der GR Yaris bei Regen und rutschigen Strassen flotter um die Ecken als der vergleichsweise grosse Supra – Allrad sei Dank. Der lässt sich in drei Modi regulieren: Normal verteilt die Kraft im Verhältnis 60:40 vor allem nach vorne, Track sorgt für ein 50:50, und im Sport-Modus wird der GR Yaris mit 30:70 fast zum Hinterradler.
So richtig zeigt der GR Yaris aber erst auf der Piste, was er kann. Der Turbo reagiert direkt ohne Verzögerung, Federn und Dämpfer sind so restweich abgestimmt, dass sie ohne Hüpfer den Strassenkontakt halten. In lang gezogenen Kurven schiebt der Über-Yaris leicht kontrollierbar über alle vier Räder, auf den Geraden sorgt der Allrad für hohe Stabilität trotz des kurzen Radstands. Dazu eine ultragenaue Lenkung und eine präzise 6-Gang-Handschaltung – so was hat Toyota seit Jahrzehnten nicht mehr gebaut! Auf trockener Piste wäre der Track-Modus sicher die erste Wahl, aber im Nassen macht der Sport-Modus viel mehr Spass.
Die Tarnfolie zieht Toyota am 10. Januar vom Super-Yaris. Dann gibts auch exakte technische Daten, aber auf den Markt kommt er wohl erst Ende 2020. Und der Preis? Noch unbekannt, aber wir schätzen: ab etwa 36'000 Franken.
Seit ersten Rallye-Starts im Jahr 1957 ist Toyota im Motorsport aktiv – seit 2015 unter dem Namen Gazoo Racing (GR). In der Rallye-Weltmeisterschaft WRC holte das Team 2019 den Fahrertitel. Mit unter anderem dem Schweizer Sebastien Buemi und Ex-F1-Weltmeister Fernando Alonso am Steuer gewann GR 2018 und 2019 die 24 Stunden von Le Mans in der Langstrecken-Weltmeisterschaft WEC. Und auch bei der Rallye Dakar 2019 holte das Team den Gesamtsieg. Neben dem Rennsport entwickelt GR auch eigene Strassenmodelle und unter dem Label GR Sport Sportversionen der normalen Toyota-Modelle.
Seit ersten Rallye-Starts im Jahr 1957 ist Toyota im Motorsport aktiv – seit 2015 unter dem Namen Gazoo Racing (GR). In der Rallye-Weltmeisterschaft WRC holte das Team 2019 den Fahrertitel. Mit unter anderem dem Schweizer Sebastien Buemi und Ex-F1-Weltmeister Fernando Alonso am Steuer gewann GR 2018 und 2019 die 24 Stunden von Le Mans in der Langstrecken-Weltmeisterschaft WEC. Und auch bei der Rallye Dakar 2019 holte das Team den Gesamtsieg. Neben dem Rennsport entwickelt GR auch eigene Strassenmodelle und unter dem Label GR Sport Sportversionen der normalen Toyota-Modelle.