Knatsch in den Ferien
VW-Boss schimpft über eigene Ladesäulen!

VW setzt ganz auf die Elektromobilität und der Chef Herbert Diess lebt sie vor. Er fährt mit dem elektrischen ID.3 in die Sommerferien an den Gardasee. Bloss gibts zu wenig Lademöglichkeiten, schimpft Diess im Netz.
Publiziert: 06.08.2021 um 16:15 Uhr
|
Aktualisiert: 06.08.2021 um 16:48 Uhr
1/6
VW-Boss Herbert Diess macht in den Sommerferien schlechte Erfahrungen beim Laden seines Elektroautos.
Foto: LinkedIn / Herbert Diess
Martin A. Bartholdi

Wenn etwas wichtig ist, kümmert sich der Chef persönlich darum. So hält das auch VW-Boss Herbert Diess (62) bei der Elektromobilität. Im letzten Sommer rührte er fleissig die Werbetrommel für den ID.3, den ersten Stromer der gross angekündigten Elektro-Offensive. Dafür fuhr er mit dem Stromer in den Urlaub an den Gardasee und berichtete auf dem Karrierenetzwerk LinkedIn darüber.

Vor einem Jahr war die Tour ein Erfolg. Dieses Jahr sorgte sie für Frust beim VW-Boss. Der Grund: Er konnte unterwegs nicht laden. Zuerst versuchte es Diess erfolglos am Brenner, wie er auf LinkedIn schreibt: «Zu wenige Ladepunkte am Brenner! Nur 4 - klar, da hält jeder am Shopping-Center. Besetzt.» Also fuhr Diess in seinem ID.3 Pro S mit 555 Kilometern Reichweite weiter nach Trento. Die nächste Enttäuschung: «Auch nach der Kritik im letzten Jahr: kein WC, kein Kaffee, eine Säule ausser Betrieb/defekt, traurige Angelegenheit.»

Kritik am eigenen Ladenetz

Die öffentlichen Ladestationen an den beiden Standorten werden von Ionity betrieben, dem grössten Ladenetzwerk Europas. Diess verschafft seinem Ärger Luft: «Das ist alles andere als ein Premium-Ladeerlebnis, Ionity!» Ironie der Geschichte: VW ist mit 20 Prozent an Ionity beteiligt. Der Hersteller hat das Ladenetzwerk zusammen mit den Konzernmarken Audi und Porsche sowie den Mitbewerbern Mercedes, BMW und Ford gegründet. Inzwischen hat sich auch Hyundai angeschlossen.

Ionity-Chef Marcus Groll liess die Kritik nicht auf sich sitzen und antwortet prompt auf LinkedIn. «Für den Standort in Trento arbeiten wir mit unserem Standort-Partner Eni an einer Verbesserung des Kundenservice. Der defekte Lader ist gestern repariert worden.» Weiter gebe es für den Standort Brenner bereits Ausbaupläne für weitere Ladestationen.

Besser durch die Schweiz

Vielleicht hätte Diess seine eigenen Worte befolgen sollen und etwas zurückhaltender fahren sollen. «Habe jetzt einen ID.3 PRO S, sehr gute Reichweite bei zurückhaltender, defensiver Fahrweise – man könnte Bodensee-Gardasee ohne Zwischenladen bewältigen.» Offenbar war der Fahrspass mit dem ID.3 dann wohl aber doch zu gross...

Alternativ hätte Diess auch durch die Schweiz fahren können. An fast jeder Autobahnraststätte finden sich inzwischen Schnellladestationen. Darunter natürlich auch Ionity-Säulen, beispielsweise in Kemptthal bei Winterthur (ZH). Hier waren bei vereinzelten Stichproben letzte Woche alle Säulen frei.

Fehler gefunden? Jetzt melden

Was sagst du dazu?