In den letzten drei Jahren geht der Trend deutlich zu Autos mit umweltfreundlicheren Alternativantrieben. Wenig verwunderlich. Das Angebot wird breiter, die Technik laufend effizienter – und die Preise werden dennoch moderater. Schon mehr überrascht das Tempo der alternativen Welle. Betrug der Marktanteil von Neuwagen mit umweltfreundlichen Hybrid-, Elektro-, Wasserstoff- und Gasantrieben 2018 noch rund sieben Prozent, stieg der Anteil dieser Fahrzeuge im Frühling bereits auf 38,7 Prozent. Dabei verteilen sich die verschiedenen Alternativ-Antriebsarten ganz unterschiedlich über die diversen Automarken, wie die von Auto-Consultant Guido Biffiger exklusiv für SonntagsBlick erstellte Tabelle aller Automarken mit über 50 Verkäufen in der Schweiz im ersten Quartal 2021 zeigt.
Mild-Hybride haben Nase vorn
Derzeit mit 15,7 Prozent den grössten Anteil bei Fahrzeugen mit Alternativantrieb haben die Mild-Hybrid-Modelle. Das sind Autos, die lediglich über einen Startergenerator verfügen und gar nicht rein elektrisch fahren können. Ein simpler E-Motor unterstützt den Verbrenner, indem er den Motor startet, Strom fürs Fahrzeug liefert, also die Aufgabe von Anlasser oder Lichtmaschine übernimmt, und beim Bremsen Energie zurückgewinnt. Das Sprit-Sparpotenzial solcher Autos ist natürlich geringer als jenes von normalen Hybriden oder Plug-in-Hybriden und liegt bei etwa zehn Prozent. Dafür ist auch der konstruktive Aufwand für die Hersteller nicht so hoch, lässt sich aber marketingtechnisch trotzdem ausschlachten. Stark in diesem Bereich sind die Premiummarken Audi, BMW und Mercedes.
VW Leader bei E-Fahrzeugen
Aber auch die anderen Alternativtechniken legen weiter zu. Der Anteil an Hybrid-Fahrzeugen wie dem Toyota Prius hat sich im Vergleich zur Vorjahresperiode um 2,3 auf 6,2 Prozent, jener der Plug-in-Hybriden (Autos mit Verbrenner und Akku zum Laden an der Steckdose) um 3,6 auf 7,9 Prozent erhöht. Und die rein elektrischen Autos erreichen inzwischen einen Marktanteil von 8,6 Prozent – eine Steigerung gegenüber den ersten vier Monaten im Jahr 2020 um 3,0 Prozent. Neu führend bei den Elektrofahrzeugen in der Schweiz ist VW. Die Marke aus Wolfsburg hat die bisherigen Leader Tesla und Renault mit ihren beiden neuen Modellen ID.3 und ID.4 überflügelt.
Stiegen die Anteile der Alternativen, gingen jene der reinen Benziner und Diesel ohne Elektrifizierung um je 8,0 Prozent zurück. Massiv ist der Rückgang bei Diesel von fast 40 Prozent vor fünf Jahren auf nur noch 16 Prozent. Der Anteil verkaufter Neuwagen mit Benzinmotor im ersten Quartal 2021 betrug noch 45,3 Prozent. Zählt man allerdings die mit E-Antrieb kombinierten Benzin-Hybrid-Fahrzeuge dazu, beträgt der Anteil immer noch 71,0 Prozent.
Natur-/Erdgas-Antrieb nicht mehr gefragt
Kaum mehr gefragt sind Techniken wie Range Extender (gibts in der Schweiz aktuell nur noch beim Ford Transit) und das von vielen Experten als umweltfreundlichste Alternative gepriesene Natur-/Erdgas. Lediglich noch fünf Marken in der Schweiz bieten Fahrzeuge mit Gasantrieb an – der Anteil verkaufter Fahrzeuge am Gesamtmarkt beträgt bloss 0,12 Prozent.
Dafür legen Fahrzeuge mit Wasserstoffantrieb nicht nur bei LKW, sondern auch bei PW zu. Dabei produziert eine Brennstoffzelle an Bord des Fahrzeugs aus Wasserstoff Strom für den E-Antrieb. Sobald das Wasserstoff-Tankstellennetz weiter ausgebaut wird und die Preise der angebotenen Fahrzeuge wie zuletzt beim Toyota Mirai derart deutlich sinken (Mirai alt 89’900 Fr., Mirai neu 59’900 Fr.), dürfte auch diese alternative Antriebsart deutlich zulegen – allerdings vermutlich bei schweren Lastwagen stärker als bei Personenwagen.
Fazit: Inzwischen ist fast jedes sechste neue Schweizer Auto elektrisch angetrieben. Die Bemühungen der Politik um laufend strengere CO2-Limiten und die der Autoindustrie um die entsprechend sparsamen Antriebe tragen also Früchte. Und die Schweiz lässt sich offenbar von der neuen Technologie überzeugen.