Früher waren Fahrräder für Autobauer Merchandising – neben Uhren, Kleidung, Möbeln, Brillen oder Pfeffermühlen wie bei Peugeot. Längst gehen viele Marken aber darüber hinaus, entwerfen im Auftrag Yachten oder Raumschiffe für Hollywood-Filme und sehen sich nach neuen Geschäftsmodellen um.
Porsches Finanz- und IT-Chef Lutz Meschke (55) machte neulich im Blick-Interview keinen Hehl daraus, dass Autos zwar ganz nett seien, aber die Zukunft des Unternehmens noch in ganz anderen Feldern liege. Nachdem Uhren und Design längst dazugehören, rückt jetzt die Mobilität im Allgemeinen in den Fokus. Meschke kann sich gar Flugtaxis mit dem Porsche-Logo vorstellen, auch wenn die noch weit weg sind.
Die Rimac-Connection greift
Dennoch macht Porsche jetzt schon Schritte in die neue Mobilitätszukunft: Zum 18. Dezember übernimmt der Stuttgarter Sportwagenbauer den kroatischen Velohersteller Greyp. Der hatte als erster seine E-Bikes mit dem Smartphone gekoppelt und dieses per App als Multifunktionsgerät genutzt – als Cockpit, für Navigation und Entertainment. Gegründet wurde Greyp unter anderem von Mate Rimac (33), Chef des gleichnamigen Elektro-Start-ups, das gerade als neue Mutter des Hypercar-Herstellers Bugatti (gemeinsam mit Porsche) durchstarten will. Mit dem Nevera lanciert Rimac zudem gerade seinen ersten E-Sportwagen. Offensichtlich, wie hier der Kontakt zu Greyp zustande gekommen ist.
Tür offen zur Mikromobilität
Rimac hält noch immer Greyp-Anteile; Mehrheitseigner wird aber Porsche, nachdem man schon 2018 mit zehn Prozent eingestiegen war – parallel zum Investment in Rimac, mit dem zum Beispiel der Zugriff auf die 800-Volt-Technologie für den Porsche-Stromer Taycan möglich war. Offenbar kommt Porsche jetzt einem Übernahmeangebot eines Dritten an Greyp zuvor.
Kommt jetzt das Porsche-Velo? Nicht auszuschliessen, denn Porsches bisher angebotene E-Bikes Marke Rotwild sind ausverkauft, wie das Fachblatt «Automobilwoche» berichtet. Gleichzeitig könnte Greyp für Porsche die Tür zu neuen Angeboten im Bereich Mikromobilität – also der sogenannten letzten Meile zwischen ÖV und dem Ziel – öffnen. Greyp hat derzeit an seinem Standort im kroatischen Sveta Nedelja rund 100 Beschäftigte.