Um General Motors (GM) ist es bei uns recht still geworden. Nur noch die Nobelmarke Cadillac und Chevrolets Corvette halten in Europa das Fähnchen des einst grössten Autobauers der Welt hoch. Dabei gilt Cadillac als die Konzernmarke für innovative Technologie – und macht jetzt entsprechend vorwärts mit der Elektromobilität: Mit dem Lyriq will sie nicht nur Tesla auf dem US-Markt, sondern auch Audi, BMW und Co. mit ihren Edel-Stromern ärgern.
Der Stolz auf das Fünfmeter-Schiff steht den Entwicklern des Lyriq geradezu ins Gesicht geschrieben. Lange schon ist GM bei der Elektrik dabei – einst auch mit Chevrolet Volt, Opel Ampera-e oder dem Cadillac ELR. Aber erst jetzt kann der Konzern es mit der Stromer-Konkurrenz wirklich aufnehmen. Imposant, aber nicht so dominant wie andere Cadillac-Modelle: Die Front des Lyrik ist eine echte Inszenierung und auch die schmalen LED-Leuchten an Front und Heck überzeugen.
Riesiger Screen, flaches Dach
Im Innern gehts edel und betont amerikanisch zu. Vorne wie hinten räkelt man sich auf kaum konturierten, aber bequemen Ledersesseln. Dabei blicken die Insassen auf ein gewaltiges 33-Zoll-Display, das die Cockpits der meisten europäischen Mitbewerber aussehen lässt wie ein Radiowecker aus den 1980er-Jahren. Für 3,10 Meter Radstand ist das Platzgebot nicht gewaltig, doch der Laderaum fasst 790 bis 1720 Liter. Mit 17 Lautsprechern unter anderem in den leicht gewölbten vorderen Kopfstützen wird der Lyriq zum rollenden Konzertsaal. Aber hinten sind die Stützen zu klein und rückt das Dach dem Scheitel schon ziemlich nahe.
Antrieb Elektromotor, 340 PS (250 kW), 440 Nm@1/min, 1-Gang-Getriebe, Hinterradantrieb, Batterie 100 kWh (netto)
Fahrleistungen 0 bis 100 km/h in ca 5,0 s, Spitze 180 km/h (abgeregelt)
Masse L/B/H 4,99/1,98/1,62 m, ab 2545 kg, Laderaum 793–1723 l
Umwelt WLTP-Verbrauch Werk k.A., Reichweite ca. 500 km, Energie A
Preis k.A.
Antrieb Elektromotor, 340 PS (250 kW), 440 Nm@1/min, 1-Gang-Getriebe, Hinterradantrieb, Batterie 100 kWh (netto)
Fahrleistungen 0 bis 100 km/h in ca 5,0 s, Spitze 180 km/h (abgeregelt)
Masse L/B/H 4,99/1,98/1,62 m, ab 2545 kg, Laderaum 793–1723 l
Umwelt WLTP-Verbrauch Werk k.A., Reichweite ca. 500 km, Energie A
Preis k.A.
Eher nur in der dritten Reihe hinter all den neuen Nobelstromern mit 600, 900 oder gar 1000 PS fährt der Cadillac Lyriq bei der Leistung: Basis ist ein 340 PS (250 kW) starker Hecktriebler, der in einigen Monaten mit einem bis zu 500 PS leitenden Allradradler ergänzt werden soll. Daher: Kein brutaler Schub, der uns in den Fahrersitz presst, sondern lässig-souveränes Fortkommen. Gefedert wird sehr komfortabel, die Lenkung könnte im Sportmodus aber direkter sein und mehr Rückmeldung geben. Und da eine Hinterachslenkung fehlt, ist der Wendekreis des Fünf-Meter-Kolosses mit 12,1 Meter nicht klein. Hier und da nickt und wankt der Lyriq etwas mehr als die Europa-Konkurrenz – das wirkt sehr amerikanisch, aber auch sehr gelassen.
Mehr Ladeleistung als mancher Konkurrent
Bis zu 500 Kilometer soll der Lyrik dank seines Akkupakets mit 100 Kilowattstunden (kWh) Netto-Kapazität schaffen. Geladen wird mit 190 Kilowatt (kW) an einer Schnellladesäule oder mit bis zu 19,2 kW an der heimischen Wallbox. Bei der Allradversion soll sich dies auf unter zwölf Kilowatt reduzieren. Produziert wird zunächst nur im Cadillac-Stammwerk in Spring Hill im US-Bundesstaat Tennessee. Für die Umstellung der Fertigung hat die Marke über 1,9 Milliarden Franken investiert. Weitere 2,2 Milliarden Franken fliessen in ein neues Werk für Batteriezellen gemeinsam mit LG Energy Solution. Hier kommen auch die Akkupakete des grossen Bruders her – der wurde vergangene Woche mit der elektrischen Luxuslimousine Cadillac Celestiq vorgestellt.
Blick-Fazit: Endlich wieder ein wirklich cooles Auto von Cadillac! Offiziell gedacht für Nordamerika, dürfte er auch nach Asien und Europa kommen. Aber wohl erst 2024 – weil nur schon die US-Bestellungen die 2023er-Produktion voll ausschöpfen. Für den US-Basispreis von umgerechnet 60'500 Franken gibts solide Serienausstattung und einen Motor an der Hinterachse. Sollte der Lyriq zu uns kommen, dürfte der Preis aber deutlich höher liegen.