Lotus startet in die Zukunft – mit dem grössten Modell der Markengeschichte und dem ersten SUV. Der Hyper-Crossover Eletre mit 600 PS (441 kW) und einer Höchstgeschwindigkeit von 260 km/h soll die britische Tüftler-Marke wieder auf die Überholspur bringen. Und dank schneller Ladetechnik an einer 350-Kilowatt-Stromtankstelle innert 20 Minuten Energie für 400 Kilometer laden. Die maximale Reichweite soll bei 600 km liegen.
Doch Lotus bricht beim Eletre mit allem, wofür die Marke einmal stand. Vom Eleven (1956) über Elan (1962), Esprit (1976) bis zur Elise (1996): Lotus setzte auf kleine Motoren, Leichtbau, Aerodynamik und knappste Karosserien, weil in der Firmenphilosophie nur leichte Autos als gute Autos galten. Die Sportwagen trugen Radios aus dem Zubehörhandel und nur das Nötigste an Ausstattung – und so kein Gramm zu viel. Das war auch ein Must für die Eigner: Ans Steuer zu kommen war geradezu ein Limbotanz, erforderte Muskeln und Feinmotorik.
Start für weitere Stromer
Dieses Thema hat sich allerdings beim Eletre erledigt – auch Lotus-Fahrer dürfen künftig aufrecht einsteigen. Mittlerweile ist der chinesischen Geely-Konzern (u.a. Lynk & Co, Polestar und Volvo) Mehrheitsaktionär bei Lotus. Mit dem gerade frisch vorgestellten Emira ist die Verbrenner-Zeit passé. Nach dem Elektro-Supersportler Evija mit 2000 PS und dem Eletre sollen drei weitere Elektromodelle in den nächsten Jahren folgen. Grundlage wird die Lotus-eigene Electric Premium Architecture (EPA) sein, auf der auch der Eletre aufbaut. Die Plattform zeichnet sich durch einen tiefen Schwerpunkt und hohe Flexibilität aus, sodass verschiedene Fahrzeugkonzepte mit mehreren Batteriegrössen und Antrieben realisiert werden können.
Geely ist die Konzernmutter von Lynk & Co, Volvo, deren Elektromarke Polestar und dem britischen Sportwagen-Leichtgewicht Lotus. Ausserdem baut das 1986 gegründete chinesische Unternehmen die typischen London-Taxis und hat ein paar China-Automarken unterm Schirm, von denen wir noch nie gehört haben. Seit 2018 gehören ihm 9,7 Prozent vom Daimler-Konzern. Im Jahr 2023 setzte Geely mit 120'000 Mitarbeitenden umgerechnet über 22,4 Milliarden Franken um.
Geely ist die Konzernmutter von Lynk & Co, Volvo, deren Elektromarke Polestar und dem britischen Sportwagen-Leichtgewicht Lotus. Ausserdem baut das 1986 gegründete chinesische Unternehmen die typischen London-Taxis und hat ein paar China-Automarken unterm Schirm, von denen wir noch nie gehört haben. Seit 2018 gehören ihm 9,7 Prozent vom Daimler-Konzern. Im Jahr 2023 setzte Geely mit 120'000 Mitarbeitenden umgerechnet über 22,4 Milliarden Franken um.
Die Front des Eletre mit dem weitaufgerissenen Frontgrill ist eine Mischung aus Ferrari und Lamborghini Urus. Dazu gibts eine coupéartige Dachlinie und ein stämmiges Heck – so fett wie das 5,10 Meter lange SUVs sah noch kein Lotus aus. Der elektrische Antriebsstrang des Eletre passt zum Auftritt, treibt alle vier Räder an und braucht von null auf 100 km/h rund drei Sekunden. Die Spitze wird bei 260 km/h abgeregelt. «Die Leistung ist eine Sache, die Agilität und das Fahrerlebnis eine andere. Wir haben maximal Gewicht aus dem Auto genommen», erklärt Lotus-CEO Matt Windle.
Hightech statt Beschränkung
Und die 600 PS sollen erst der Anfang sein. Die Akkus haben eine Kapazität von mehr als 100 Kilowattstunden (kWh) und lassen sich mit 800-Volt-Technik sehr schnell laden. Da derartige Stromtankstellen nicht an jeder Strassenecke stehen, beherrscht der Eletre auch das Laden mit 22 Kilowatt (kW) Leistung für Durchschnitts-Ladesäulen – das können nur ganz wenige andere Stromer. Der Eletre soll aber auch mit Spielereien beeindrucken: Beim Starten des E-Boliden öffnen Klappen am Kühlergrill, scheinen zu atmen und das Auto verwandelt sich in eine Lichtorgel. Grosses Kino für glitzerverliebte Kundschaft in China. Drahtlose-Updates sollen den Crossover auf dem neuesten Stand halten.
Wichtig für den China-Erfolg sind auch die autonomen Fahrfunktionen. Der Lotus ist bereits mit einem Lidar-Lasersystem ausgestattet, das Möglichkeiten zum Robo-Fahren eröffnet. Die Lasereinheiten sind in Dach und in die Kotflügel integriert und können bei Bedarf ausgefahren werden. «Man kann sich fahren lassen», gibt Matt Windle einen Ausblick in die Zukunft. Auch das wäre früher undenkbar gewesen bei Lotus.
Anfang nächsten Jahres sollen die ersten Eletre zu den Händlern rollen. Den Preis von ungefähr 130'000 Franken hat der Lotus-Chef im Gespräch bestätigt.